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Leipzig, 3. Dec. Bon mehrer» Arbeitern der im Bau begriffenen Leipzig «Weißenfelser Eisenbahn ist vor iinigenL Tagen eiu/ELceßverübt worden, der zu den seltsanOen> Gorüch-<Nj Peraplaffung« gegeben >hat> Man erzählt fich'sogar, daßeinArbäter an einrm Laternenpfahl aufgehängt worden sei. Die» ist völlig ««Wahr, der Sachverhalt vielmehr folgender. Auf der, zwischen der Mockauer und Eutritzscher Chaussee befindlichen Bahnstrecke, an- welcher beiläufig gegen 1000 Personen beschäftigt sind, ist am 28. November zur Frühstückszeit die Beschuldigung laut geworben, daß ein Arbeiter St. einem andern Brod entwendet habe. Diese Beschuldigung hat, da solche Diebereien schon öfters vorgekommen und unentbeckt geblieben waren, gegen St. allgemeine Erbitterung hervorge- rufen. Man hat ihn sofort ergriffen, an einen La« ternenpfahl gebunhen und gcmißhandelt. Vielleicht aus Furcht vor der, jener Diebereien halber ihn er wartenden Strafe oder aus Scham über den erlittenen Schimpf hat er sich sodann in seiner Wohnung erhängt. Pari-, 1. Dec. Der König Victor Ema« nuel, der bekanntlich in seinem eignen Lande als Persönlichkeit, selbst bei den Gegnern der Monarchie, wegen seine- gutmülhigen Wesens, seiner Leutseligkeit und besonders wegen der Unbefangenheit im öffent lichen-und Privatleben geschätzt wird, hat am hiesigen Hofe viel Sympathien geweckt und eine sehr vortheil- lmste Wirkung hervorgebracht. Daß der,Kaiser den Bundesgenossen, mit dem er bereits mehrere Hand schreiben gewechselt, mit großer Auszeichnung behandelt- und ihm bei jeder Gelegenheit Zuvorkommenheiten er- wiesen hat, liegt in der Natur der Sache und ver steht sich von selbst. ES wird aber dazu versichert, daßo Ludwig'Napoleon den verbündeten constitutio- «ellon Monarchen, der so gewandt und erfahren in allen bitterlichen Uebungen ist, wahrhaft lieb gewonnen Hak-j Auch Prinz Jerome hat sich in besonders freunv- Ücher Weise dem Gast angeschloffen, ebenso der Prinz Napoleon, der von dem fremden Monarchen daS Hals- band )dek Annunciata erhalten hat. Wenn man aber -von allen offiziellen Huldigungen, von den Aufmerk samkeiten und Freundschaftsbezeigungen in Hähern, und höchsten Kreisen absieht, so war die Theilnahme, welche der König in Paris gefunden, im Ganzen eine sehr gemäßigte und mit der, welche die Königin Victoria gefunden, in keinen Vergleich zu bringen. Daraus ist aber keineswegs zu schließen, daß es dem Könige von Sardinien an Sympathie fehle; man wagt nicht zu viel, wenn man sie höher anschlägt, als die für dib-Herrscherin der benachbarten drei Königreiche; allein den Franzosen reizt und bewegt nur das Mächtige, HaS Glänzende. Die Gebieterin über 70 Millionen -WeNschen fodert alle seine Neugierde heraus, beschäftigt 'seine Einbildungskraft; er kommt um zu staunen und M bewundern. Um einen kleinen Fürsten wie Victor :Eaianuel, dem das Gesetz der Etikette weder den Kaiser noch Jemanden aus seiner Familie entgegen- ,sichren läßt, kümmert er sich bei aller Sympathie nicht sonderlich. Wie versichert wirb, ist der König von Sardinien der Träger wichtiger Neuigkeiten an die -Königin von England, welche auf die Bemühungen Preußens zu Gunsten des Friedens Bezug haben svsten. Man trägt sich nämlich mit der Nachricht, daß Rußland so weit sich zu Concessionen herbeiläßt, »ldaß die von ihm gemachten Erklärungenen ein Anhalte punkt zu Friedensunterhandlungen bieten dürften. Na türlich will map^Wiachst die Meinung des «zMchen tzgbipetS einhoG^M, dep,KKnj» Mctor Emanuel M stS ülMyoWyev- Wep. jdie HMten FrarHeichS W^diesM G?g<tnstgyd aMnapdMetzen. - PätiS, 2. Mcember. MAn irrbMet nächsten- im Gefolge der kaiserlichen Garde und der übrigen heimberufenen Truppen auch den Marschall 'Pelissier nach Frankreich zurückkehren zu sehen und halt es für zweifelhaft, ob er wieder nach der Krim gehen werde, — oder ob man ihn nicht, je nachdem die KriegS- pläne für den nächsten Feldzug sich gestalten werden, nach der Ostsee schicken werde. London, I. Dec. Der König von Sa-rhi- nien traf gestern gegen 8 Uhr Morgens in Dover ein, wo er von den Hafenbehörden, dem Sardinischen Gesandten und andern Mitgliedern des Hofstaats der Königin bewillkommet wurde. Nach kurzem Aufenthalte setzte der König seine Reise nach London und Windsor fort. Nach lO Uhr Mittags langte der Eisenbahnzug in der Hauptstadt an. Auf dem Bahnhofe wurde der sardinische Monarch vom Prinzen Albert begrüßt. Die Volksmenge, welche sich an der Eisenbahnstation versammelt hatte, sowie Vie, welche die Straßen der Hauptstadt anfüllte, durch die der Zug der königlichen Equipagen sich bewegte, empfing den hohen Gast über all mit freudigem Zuruf. Aus vielen Fenstern hingen rothe Teppiche herab, und von den Fronte» und Dä chern wehten die Fahnen Sardiniens, Englands und Frankreichs. Mit diesen war auch die Lokomotive Sebastopol geschmückt, welche den königlichen Zug nach Windsor führte, und hier empfing die Königin, Um geben von dem Prinzen von Wales und dem Prinzen Alfred, welche in hochländische Tracht gekleidet waren, von der Prinzeß Royal und der Prinzessin Alice, vom Herzog von Cambridge, von den Ministern Lord Pal merston und Lord Clarendon, sowie von ihrem Hof staat, ihren königlichen Gast. Rußland. Die deutschen Mächtezweite n Ranges, sowie die Mehrzahl der übrigen deutschen Höfe, haben Vorstellungen an Rußland gerichtet, in welchen sie auf die Nolhwendigkeit aufmerksam machen, Europa vor dem Frühling den Frieden wieberzugeben. Diese Mächte haben sich nicht collectiv an Rußland gewandt; doch hatten sie sich vorher über die Art der an Rußland zu richtenden Vorstellung verständigt, ilstd ihre Noten sämmtlich in demselben Sinne auSfielen. — Der allgemeinen Zeitung schreibt man von der polnischen Grenze unterm 28. Nov.: „Gestern hat die große allgemeine Rekrutirung im europäischen und asiatischen Rußland mit Ausnahme weniger Gou vernements und des Königreichs Polen ihren Anfang genommen, und eS werden, wie bekannt, von je 1000 Männern zehn Mann auSgehoben. Das Ergebniß dieser Rekrutirung ist natürlich in den verschiedenen Gouvernements ein sehr verschiedenes. Während z. B. daS Gouvernement KurSk bei 1,800,000 Bewohnern mit Rücksicht auf den Wegfall der Untauglichen und Erimirten doch wenigstens 10,000 Rekruten geben muß, kann daS ungeheure Gouvernement Tobolsk deren kaum 500 stellen. Nicht viel weniger alS KurSk liefern auch die Gouvernements Woronesch, Povolien, Volbynien, Wiatka, Kiew, Orel und auch noch andere. Die normalmäßige und gewöhnliche Aushebung in Polen wird nach beendigter Superrevisio» ter Con- scribirten erfolgen." . " . '