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MN, mit welcher die Amerikaner kaum Lust verspüren dürsten, sich zu messen, und welche bald diesen, bald jenen Punkt der Küste unerwartet bedrohen könnte; die zahlrei chen blühenden Handelsstädte an der Ostküste deS atlan tischen OceanS wären ziemlich wehrlos den garstigen Bom ben und Raketen preisgegeben. Diese bedeutende Gefahr würde die muthigen Ame rikaner gewiß nicht von einem Kriege abschrecken, den die nationale Ehre und das klare Interesse der Union forderte. Allein jetzt liegt beides nicht vor. Es handelt sich um eine höchst unbedeutende Werbeangelegenheit, die sich durch diplomatische höfliche Entschuldigung abmachen läßt. Die amerikanische Nation, d. h. das Volk, welches Mais, Baumwolle und Tabak baut, will keinen Krieg, und dieser Kern des Volks ist verständig genug, eine Gefahr bei Seite zu lasse», welche der Union eben so empfindliche Wunden schlagen würde, als Europa. IL Tagesgeschickte. Altenberg, am 21. Nov. Seit bereits 7 Wochen macht daS Verschwinden des hiesigen, in ter ganzen Umgegend bekannten, Briefträgers Schwenke einiges Aussehen. Am 3. Oct. Halle derselbe frühzeitig sein Haus ^verlassen, angeblich, um Briefe nach Hirsch sprung zu nagen, wobei er noch geäußert, daß er zu rechter Zeit wieder eintreffen würde, um die Briefe in der Stadt auszutragen. Seitdem war und blieb aber Schwenke verschwunden; alle Nachforschungen bei Freunden und Verwandten, alles Suchen in Wäl dern und Gewässern blieb erfolglos. Da derselbe überall alö ein launiger, lebenslustiger Mann bekannt war, so erging man sich in verschiedenen Muthma- ßungen über sein Verschwinden, und obschon ein klei nes Deficit an seiner bei hiesiger Poftverwaltung zum 1. jeden Monats abzuliefernden Casse sich heraus gestellt, so wollte man doch nur theilweise an eine Sclbstentleibung glauben. Heule, nach Verlaus von 7 Wochen, hat sich das Räthsel gelöst. Bereits ge stern Abend, als der Handarbeiter Richter von hier auf einem in der Nähe der Zinnkluft befindlichen Felde mit Aschestreuen fertig ist und einer nölhigen Verrich tung halber in die Zinnkluft hinabsteigt, findet der selbe zu seiner Verwunderung das eine, sehr niedrige und stollnähnliche Loch mit Steinen zugesetzt, und als derselbe einige davon wegnimmt, gewahrt er einen Stiefel; bald wird er auch gewahr, daß ein Mensch hier liegen müsse, doch verspürt er seine Anzeige bis heute früh, da sein Arbeitgeber gestern Abend abwe send war. Heute früh ist nun sofort Anzeige davon bei hiesiger Polizeibehörde gemacht worden, worauf dieselbe nach vorgängiger Untersuchung gefunden hat, daß Schwenke in diesem engen, schaurigen Aufent halte seinem Leben ein Ende gemacht hat. Wahrlich, es muß eine große Resignation dazu gehören, in solch' ein Loch zu steigen, den Eingang hinter sich zu ver- mauern, den Rock auszuziehen und sich mit dem Bar biermesser den linken Arm beim Ellenbogen beinahe ganz durchzuschneiden und durch Verbluten seinen Tod abzuwarten, wie eS Schwenke gethan hat. Daß der selbe nach seinem Auffinden keinen angenehmen An blick gewährt hat, läßt sich denken, da sein Körper schon theilweise in Verwesung übergegangen, seine Kleidungsstücke, Brieftasche rc. mit Moder überzogen waren. Heute Abend ist derselbe auf unserm Gottes acker an dem für ähnliche Leichen bestimmten Orte be graben worden. Es geziemt unS nicht, über diesen Todesfall zu richten, auch wollen wir nicht den erstell Stein auf dieses Grad werfen, doch können wir nicht verhehlen, daß nur Leichtsinn, Mangel an Selbstver trauen zu Ueberwinvung gewisser Schwächen, diesen letzten verzweifelten Schritt herbeigeführt haben können. Er hat eine Wittwe und S Kinder hinterlassen,' daS 10. wurde kurz nach seinem Tode geboren! Rücksichts voll ist dem einen erwachsenen Sohne der Briefträger- Posten anvcriraut worden. — Doch nunmehr weg von diesem unerquicklichen Bilde zu einem erfreulichem. Am vergangenen Sonntage wurde hier das neu erbaute Echteßhaus eingeweiht, wozu sich ein sehr zahlreiches Publikum trotz ziemlich ungünstiger Wit terung eingefunden hatte. Es hatte zwar der Erbauer und Besitzer desselben in vorletzter Nr. d. Bl. dazu eingelaben, doch konnte von einer wirklichen Ein weihung des SchießhauseS an diesem Tage nicht die Rede sein , denn wie zur Einweihung eines neuen SchulhauseS auch die Schulkinder gehören, so darf man bei der Einweihung eines neuen Schieß- oder Schützenhauscs auch die Schützen nicht vermissen. ES wird daher jedenfalls eine richtige Weihe desselben bis zum nächsten Pfingstschießen aufgesparl werden müssen, wozu auch Seilen des Schützen-DirectoriumS die nölhigen Einleitungen getroffen werden sollen. Diesmal galt es daher nur lediglich, den neuen Tanz saal einzuweihen, und dazu hatte sich ein gar gemüth- licheS Publikum eingefunden. War. dabei dip Stadt und auö dieser wieder alle Stände vertreten, so hatten auch unsere Nachbarorte, ja darüber hinaus bis Hen nersdorf, ihr Contingent gestellt, und der Wirth mochte, auö seinen freundlichen Gesichtözügcn zu schließen, wohl seine Rechnung gefunden haben, und wir wünschen, daß eS recht oft so voll bei ihm sein möchte.. Mit der Aussicht nach der Elbgegend war eS zwar dies mal nichts, da die „dichten Nebelbilder" Alles ver sperrten; doch dafür finden derartige Freunde bei jetzi gen so Hellen Novemberlagen desto reichlicheren Er satz, wenn sie sonst sich einen kleinen Spaziergang bis dahin machen wollen. Spielte nun daS hiesige Musik chor zum Anfang erst mehrere Conccrtstücke recht leid lich, so fand man nach dem Urtheile mehrerer Sach kenner auch die Tanzmusik geeignet, das Herbciziehen fremder Musikchöre alö unnölhig zu erklären. Unter dem fröhlichen Publikum den stillen Beobachter spie- lend, Hörle man nun über den Bau und Einrichtung des Innern sehr verschiedene Meinungen auftauchen; Einem war der Saal zu klein und nicht hoch genug; der Andere wollte die daran stoßenden Stuben zu klein und nicht am rechten Platze angelegt finden; die Mehrzahl aber sprach sich belobend darüber aus, und mir — hat eS auch gefallen, denn eö war über all hübsch warm, und daö liebe ich. Dresden, 18. Nov. Als der Aufruf der beiden Präsidenten der letzten Ständeversammlung wegen eines Nationaldenkmals für den verstorbenen König erging, waren bekanntlich bereits zwei ähnliche Unter- nehmungen, zu Rochlitz und Seiten der hiesigen Land- schäft, im Gange. DaS Rochlitzer ComitS hat, wie seiner Zeit erwähnt wurde, zu einer Vereinigung sich nicht bereit finden lassen, setzt vielmehr sein schon be gonnenes Unternehmen fort; dagegen freuen wir unS, melden zu können, baß mit dem Dresdner Comitsi eine Vereinigung und zwar dahin zu Stande gekom men ist, daß dem Verstorbenen auf dem Palais-