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b. Bl., unter Vermischtes) ist dadurch erfolgt, fdaß man aus seinen Papieren ersah, daß er früher den Namen Fürst KorikoSz und von Korikocz geführt hatte. Die Criminalpolizei kam daher auf die Idee, unter diesem Namen nach ihm zu forschen, und so fand man denn in dem Central, Polizeiblatt und Eberhardt'S Polizei-Anzeiger unter der Rubrik „KorikoSz" folgen den Steckbrief, der nach unzweifelhaften Ermittelun- gen die hier verhaftete Persönlichkeit betrifft: „Kori- koSz, angeblicher Fürst und Zarewitsch von Armenien und Georgien, Enkel von Leon VI. und kaiserlich rus sischer Offizier. Er kam am 24. Oct. 1846 mit einem Paß ä. ct. Petersburg 1846 nach Brüssel und gab dort vor, daß seine Güter, welche mehr als 15 Mill. Fr. werth seien, von dem kaiserlich russischen Gouver nement cpnfiscirt worden wären, daß er aber eine monatliche Pension von IVOO oder 1566 Fr. durch den kaiserlich russischen Gesandten Fürsten Gortscha kow in Stuttgart zu beziehen habe. Die über seine Abkunft und Verhältnisse angestellten Nachforschungen haben jedoch ergeben, daß dieser Fremde keineswegs DaS ist, wofür er sich ausgiebt, und daß er weder mit Güterconfiöcation bestraft worden ist, noch baß er eine Pension zu beziehen hat, daß vielmehr der wahre Name desselben Jvannis sein soll. Sein Vater war Schiffsrheder in Samarang (in Java), seine Mutier Helwig eine geborene Deutsche. JoanniS be suchte zwei Jahre hindurch die Universität Leyden und soll eS dort biö zum Grad eines BaccalaureuS ge- bracht haben. Von Brüssel auö wendete sieb der an gebliche Fürst Leon von Korikosz an die Königin von England, um die Stelle eines Aide-de-Camp bei dem Prinzen Albert zu erhalten, wurde aber abschläglich beschieden, wobei er sich anderweit an die Königin Viktoria wandte und unter Aufzählung aller seiner Titel um Unterstützung bat, dabei vorjchützend, baß er wegen Thetlnahme an einer Verschwörung gegen den Kaiser von Rußland die Flucht aus seiner Hei- math habe ergreifen müssen. Auf solche Weise erhielt er die Summe von 1500,Fr. auSgezahlt. Am 2. Juni 1847 ist der sogenannte Fürst KorikoSz ohne Aufent halt durch Aachen gereist und bald darauf mit Ertra- post in Stuttgart angekommen, wo er in einem Gast hof ersten Ranges abstieg und sich einige Tage stan desgemäß bewirthe» ließ, dann aber, ohne die Zeche zu bezahlen, ein PrivatlogiS bezog. Obgleich sein Paß gefälscht ist, hatte er doch den Muth, mit dem- Sechs Uhr Abends. (Schluß.) Die betrübten Eltern gingen etwas beruhigter jedes in seinen Kirchstand, sangen und beteten an- dächtiger, hörten die Predigt aufmerksamer, und ge- nossen das Abendmahl würdiger, als jemals. Mit guten Hoffnungen im Herzen kamen sie auö der Kirche nach Hause, und fanden Heinrich ungefähr so, wie sie ihn verlassen hatten. Mit Sehnsucht sahen sie nach dem Pfarrer, wel- cher auch versprochenermaßen ungefähr zwei Uhr Nach mittags erschien. Er untersuchte und befragte den Kranken, und suchte die Eltern durch die wiederholte Aeußerung» daß höchst wahrscheinlich die Masern ein- treten würden, zu beruhigen. Der Kranke schüttelte, als ob er nicht daran glaube, mit dem Kopfe,.und der Vater nahm den Pfarrer auf die Seite, und^agte selben bei dem kaiserlich russischen Gesandten in Stutt gart, Fürsten Gortschakow, sich legitimiren zu wollen, indem-er um ein Gratial von dem Kaiser von Ruß land bat und sich für den vertriebenen Abkömmlich« eines armenischen Fürsten auögab. Er wurde jedoch von dem Gesandten durchaus nicht als russischer Unter- than anerkannt und daher auch mit seinem Gesuch um augenblickliche Geldunterstützung abgewiesen. Alles, was er über die ConsiScation seiner Güter vorbringt, ist reine Schwiydelei. Da der angebliche Fürst in Brüssel Schulden hinterlassen hatte und die auf ihn lautenden Wechsel von dort nicht lösen konnte, so wurde er von Stuttgart weggewiesen. Er reiste schnell ab, angeblich nach Baden-Baden, vermochte aber den Besitzer seiner Privatwohnung für Kost und Logis nicht zu bezahlen. In Baden ist er nicht auszufinden gewesen." AuS der Krim sind neuere Meldungen nicht zu machen. — An eine freiwillige Räumung der Krim Seitens der Russen, wovon bereits gesprochen wurde, wird nicht gedacht; überhaupt soll die Position des russischen Heeres nicht so gefährdet sein, baß ein Preis geben der Halbinsel gerechtfertigt erschiene. Petersburg. Die neuesten Nachrichten aus Pe tersburg melden, daß ein Manifest des Kaisers er schienen sei, welches eine Truppenaushebung im ganzen Reiche, und zwar zu 10 Mann auf 1000 Seelen anbefiehlt. Diese neue Rekrutenaushebung würde nach dem normalen Zahlenverhältniffe der Bevölkerung Ruß lands eine Armee von mehren Hunderttausend Mann auf die Beine bringen. Die Ruffenfreunde werden auch gewiß nicht unterlassen, so zu rechnen. Diese Rechnung ist aber, worauf von vorn herein hinge- wi'esen werben muß, grundfalsch; denn das normale Zahlcnverhältnlß kann hier durchaus nicht mehr als Maßstab der Berechnung dienen. Wie viel Rekruti- rungen haben in den letzten Jahren in Rußland nicht schon stattgefunden? Ist Das, waö zum activen Dienste nur irgend tauglich war, nicht schon längst im Felde? Ist nicht die Reichswehr — Männer, die nie gedient haben — schon auSgerückt? Die gegenwärtige Re- krutirung wird sich darum erstrecken auf — Greise und Kinder. Und daß Dergleichen in Rußland auch unter andern Verhältnissen möglich, ist eine längst be kannte Sache. ihn nach einer kurzen Erzählung do^en, was auf dem Kirchhofe vorgcfallcn war, ob nicht vielleicht die Krank heit Folge einer starken Erkältung sei? Der Pfarrer versprach Rücksicht darauf zu nehmen. Jetzt mußte die Mutter auf Verordnung desselben einen Fliederthee besorgen, und der Vater sich wegen eines häuslichen Geschäftes ebenfalls aus der Kranken stube entfernen. So wie der Pfarrer mit Heinrich allein war, schien dieser sich ein Herz zu fassen und griff hastig nach seiner Hand. „Ich habe," sagte er zu ihm, „ciwaS auf dem Herzen, und Ihnen, als meinem lieben Beichtvater, will ich es entdecken: So wie ich'ö auf den Abend Sechs schlagen höre, sterb' ich." — Eine sanfte Freude schien bei diesen Worten sein Gesicht zu verklären; dem Pfarrer lief, wie unS gewöhnlich zu geschehen pflegt, wenn ein geliebter Kranker, wider unser Vermachen, irre zu reden ansängt, ein kalter Schauer am Rücken herab. „Wie kann Er, mein lieber Heinrich," begann er nach kurzer Pause, „baS