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mit Effecten beladen die Treppe herabstürzt. Waö Wunder, wenn Unberufene, diese Dunkelheit de- nutzend, angeblich um mit quSzuräumen, sich mit einschleichen, und dabei vergessen, die geretteten Sachen am bewachten Lagerplatze abzuliefern. Hier würbe gewiß als zweckentsprechend die Einführung der hier bekannten Grubenblenden mit Glaöschiebern sein, wenn jedem oder wenigstens der Hälfte der Rett-Mannschaft solche zugetheilt würden. Es haben dieselben den Vor« theil vor den Laternen, daß solche bequem an einer um den Hals hängenden Schnur befestigt werden können, wodurch der sie Tragende beide Hände zur Benutzung frei behält. Erwägt man nun, wie die Rettung der Mobilien und sonstiger Effecten weit sicherer und schneller von Statten gehen würde, so bürste auch der Kostenpunkt dafür weniger in Betracht zu ziehen sein. ES sind dies nur zwar anscheinrnd geringe Mängel, demohngeachtet aber dürfte der Nutzen, welchen sowohl die Beseitigung deö Letzeren, als auch die Vermehrung der Rettungsmannschaft auf wenig stens daS Doppelte derselben, sowie auch eine jährliche Revision der dieselben betreffenden Liste, für Jeder mann auf der Hand liegen. Fern sei es von uns, der hiesigen Behörde des halb Vorschriften machen, oder uns einen Tadel gegen Dieselbe erlauben zu wollen; nur können wir nicht unterlassen, unsere Ansichten hierüber an den Tag zu geben, da wir der Meinung sind, daß eine gut ge regelte Feuerordnung zu den Haupterfordernissen einer jeden Stadt gehört; wie vielmehr sollte eine solche nicht in unserm Altenberg Noch thun, wo eS nur ganz wenig massive, dagegen aber größtentheils höl zerne Hänser mit Schindelbedachung gicbt, welche zum Theil wieder durch Hintergebäude ober sonstige An baue dermaßen verbunden sind, daß bei einer entste henden FeuerSgefahr in diesen Gassen, was der Him mel in Gnaden verhüten möge, eine Rettung kaum denkbar ist. Ist nun dabei noch zu erwägen, welchen Stürmen wir so häufig, besonders im Herbst und Winter, ausgesetzt sind, und was für Feuerungöma- trrial (es wird hier sehr viel Reißig. gebrannt) in den Häusern aufgespeichert und verbraucht wird, so dürfte eS sich wohl rechtfertigen lassen, wenn wir uns erlauben, einige Winke zu einer immer noch besser zu organisirenden Feuerorbnung zu geben, und die selbe der hiesigen Behörde aufs Angelegentlichste zu empfehlen. X Aus der Frauensteiner Amtslandschaft, 29. October. Vorige Woche fiel ein Knabe von 7 Jahren in den Mühlgraben der Steinbrückmühle und ertrank. Da eS erst eine Zeitlang darauf gelang, ihn herauSzuziehen, so war er schon verschieden und Wiederbelebungsversuche vergeblich. Die Eltern des Knaben hatten ihn spielend in einem eingefriedigten Raume des Mühlgrabens gelassen, und durch diese Einfriedigung halte er sich gearbeitet und war sonach in den Graben gestürzt. — In Burkersdorf creig- nete sich qm 22. Octbr. der merkwürdige, aber traurige Fall, daß ein junger Mann an einem Quarkkäse er stickte. Es war nämlich zwischen ihm und einigen andern Gästen in der niederen Schenke daselbst die Welte gestellt worden, daß er eher einen frischen Quark käse verzehren könne, ehe ein Anderer ein Glas Bier austränke. Während er sich nun beeilt, die Wette zu gewinnen, bleibt ihm der Käse im Halse stecken, ein Theil desselben tritt vor die Luftröhrenöffnung und drückt ihm beide Röhren so fest zu, daß fast augen blicklich der Tod durch Ersticken eintritt., Die übrigen Wettenden sowohl, aks alle Anwesende, erschrecken natürlich über diesen unerwarteten AuSgang der Wette außerordentlich, wenden alle Mühe an, den Erstickten ü retten, schicken unverweilt auch nach einem Frauen- ieiner Arzt, berauch schnell kommt, aber dessen Ver- uche zur Wiederbelebung völlig vergeblich waren. Die päter erfolgte Oeffnung der Leiche des Erstickten be tätigte, daß der Tob durch die gleichzeitige Verschlie- rung der Luft- und Speiseröhren, mittelst deS im Schlunde stecken gebliebenen Käse, erfolgt sei. Bautzen, den 27. October. Seit dem 18. d. M. ist hier ein IlljährigeS Mädchen aus dem Hause ihrer Äeltcrn, welche eine Schenkwirthschaft besitzen, auf unerklärliche Art verschwunden; denn obgleich die die sem Ereignisse vorauSgegangenen Thatsachen auf einen Selbstmord schließen lassen, haben doch bisher alle Nachforschungen nach ihrem Leichnam zu keinem Re sultate geführt. Ein unglückliches Liebesverhältniß mit einem Schüler des hiesigen Gymnasiums scheint die Ursache zur Ausführung irgend eines verzweifelten Entschlusses gewesen zu sein. Der junge Mann hat sich in letzterer Zeit von ihr zurückgezogen und ihren deshalb ihm gemachten Vorwürfen in sehr verständi ger Weise entgegnet, daß die Studien seine Zeit immer mehr in Anspruch nähmen und ihm die Fortsetzung so häufiger Besuche, wie bisher, nicht mehr gestatteten, ihr auch zu verstehen gegeben,-daß er sich vor zurück gelegten Uuiversitätsjahren und ehe er überhaupt seine Zukunft zu überblicken vermöge, durch kein HeiralhS- versprechen binden könne. Hierauf hat ihm daS Mäd chen am Abend deS obengenannten Tages zu einem Stelldichein cingcladcn, ihm dabei ihr Bild gegeben und mit der Betheuerung von ihm Abschied genommen, daß er sie nie wieder sehen werde. Nach Hause zu rückgekehrt, hat sie sich unter dem Vorgeben, einen Ge schäftsgang besorgen zu wollen, aus dem väerlichen Hause entfernt und ist seitdem spurlos verschwunden. Ihr Geliebter, den hierbei wohl kaum ein Vorwurf treffen kann, und der ein in Betracht seiner Jugend für ihn ungeeignetes Verhältniß vielleicht nur in et was zu wenig schonender Weise zu lösen versucht hat, soll trostlos sein. Berlin, 28. Ort. Die Lebensmittelfrage wird in allen amtlichen Kreisen fortwährend in ernste Berathung gezogen. Der Wunsch, Abhülfe zu leisten, ist gewiß der löblichste; leider ist nur nicht abzusehen, wie man demselben von Staatswegen eine thaisäch liche Folge geben will. Die Aufgabe der Communal- behörden und der Privatwohlthätigkeit ist darum eine um so größere und schwerere. Hier in Berlin fängt die Noth bereits an, sich unter der ärmern Classe recht fühlbar zu machen. Die Lebenömittelpreise sind vom Größten bis zum Kleinsten bittertheuer, der Ar beitslohn ist aber nicht gestiegen, und mancher Hand, die gern arbeiten möchte, fehlt eS bereits vielfach an Gelegenheit dazu. In der vorigen Woche haben sich hier an Einem Tage drei Männer auö dem Arbeiter stande durch Aushängen das Leben genommen. Was war die Ursache? Wenn erst der Winter kommt und die Arbeit so ziemlich allgemein aufhörr, dann steht ein großes Elend zu befürchten. — Die schnelle Entdeckung der richtigen Ver hältnisse deö in Berlin entlarvten GaunerS, des so genannten Prinzen von Armenien, (s. vor. Nr.