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Dienstag. Rr.HM-'. 2. Octoöer 1855. Tagesgefchkchte. ' Altenberg, am Morgen deS 1. October. Noch nicht beruhigt über auSgeständeüeti Scheck und tn Angst ergreife ich die Feder, utn Ihnen die Gefahr zu schildern, in welcher gestern, Sonntag AbeNd, unser liebes Altenberg schwebte! Kurz nach 8 Uhr ertönte der für uns so schreckliche F en e r ru ft Waren die (Heipüther schon in Furcht und Zagen, seit Brandbriefe gksundeg und einige Male ein Feuesanlegen,, »ersticht war, so steigerten sich diese aufs Höchste, als heule das Stürmen und die Feuertrommel bei so heftigem Winde enüpte! Cs hieß, daß das Feuer in der von der LtockSgewerkschafr neu erbauten großen Pochmühle und Wäsche neben dem Gifthause sei; bald aber er gab eS'stchs büß die! ohnwelt davon gelegene sogen. Kleine Mühle brenne. Bei der Trockenheit des Schiri- deldaches uüö dem> starke» Winde war^, als uufvre Spritzen herbei kamen, schon für dieses Gebäude keine Rettung mM;,— aus dem Winde ward bald Sturm, der jetzt aus Mittag, jetzt aus Morgen kam, und bald ergriff,die Flqmme bas.dem Hchmiebemstr. Heimann gehörige Wohnhaus und Schuppen, alSvann die Häu ser deS Bergarbeiters Federbein, des SchmiedemstrS. Seitenmachei 8«n., des Bergarbeiters Schneider, deS Bergarbeiters Heinrich^ deS emer. Bergarbeiters Behr, des Bergarbeiters Hofmann und baS der BergmannSwitkwe Behr. Welch' ein Flammenmeer in diesen 9 Gebäuden, welche, da fast Zeder etwas Occonomie. betreibt, voller Getreide, Heu und Stroh waren, vor Venen Winterholz, und in denen Torf und Kohlen äufgespeichert waren! Weit über die Pinge bis über bgS letzte Stadtviertel, nach Bären stein zu gelegen, flogen Feuerklumpen, und es mußten die dortigen Bewohner.gar sehr auf chrer Hut sein, um ein etwaiges Zünden zu verhüten."'' Leider 'mußten aber hierdurch die Kräfte zum Löschen vermindert wer den. Rühmend und dankend erkennen wir an, daß UNS bald Hülfe von auswärts kam, namentlich sändle unS diese unsere liebe Nachbarstadt Geising durch zwei Spritzen mit Löschmannschaften, und nicht lange nach her erschienen auch die Spritzen von Lauenstein, Löwen- Hayn, Lieben«», Bärenstein, Falkenhayn und JohnS- bach mit ihren Löschmannschaften, — und bald nach 12 Uhr geläng ed dieftij, unter Gottes Beistaiid des FeuerS Hnr zu iveideii.- Auch -von Zinnwald; Geor- genfekk, GchellerhaU und Hirschsprung kam uns Hülfe. Obstreich Jetzt (Morens 2 Uhr) die größte Gefahr vorMru'fl/so müssen wir einmal, weil' derr Wind noch stark geht, dann aber auch deshalb auf der Hut sein, weil sich eben die Kunde verbreitet, der BraNd- stiftU kdenn angelegt ist das.Feuer höchst wahrscheinlich) habe den Versuch gemacht, die Stadt am eNtge-enge- setzten Ende in Brand zu stecken! Schon soll derselhs mit Hülfe einer Leiter auf daS Dach deS dem Schuh« machermstr. Imhof gehörigen Hauses gestiegen uns eine Schindel herauSgezögen. haben, um den Brays hineinzuwerfen! Die Frevelthät ist zum Glück zeitig' genüg enideckt, der Frevler aber leider enttvischs. O dü Bösewicht, hast du kein Gewissen über diese schändliche Thai, eine Stadt in's Verderben zu stürzen, in der besonders jetzt der Mangel, der Kummet und die NM so reichlich zu finden? ' '7'- ' Die Noth aber, die über die arnEAbgebrann ten herringebrochen, läßt sich kaum bLschreiben. L>hne Obdach haben sie den Winter vor der Thür, das Brod ist so lheuer, die Wintervorrärhe sind verbrannt — da ist hart und traurig! Die Abgebpännteq/Meist arme Bergleute, Herben nicht im Stanb^^ehr, ßKMtMsjÄ Hails nach Ven jetzigen Bauvorschklften' zu baueN, da Alle niedrig assecucirlui. Gott möge-mildtzH^rzen erwecken, die den Unglücklichen sorlhelfenh..'Hilles welche von nah und fern herzueilten, unS hülfceich beim Löschen unterstützten, de» herzinnigster^Mank! Goil nehme unS fernerhin iy,'seiyen-MflhA wahre unsere Wohnungen vor ähnlichen Gefahren! Altenberg.*) DaS Jubelfest deS ÄuMRrrger Religionsfriedens ist auch bei uns in würdiger Weise gefeiert worden. Schon TagS vorher fästd Ms lWn liche Feier im hiesigen Sermonhäuöchett! stäkt) ünh Abends ward das Fest mit allen Glocken einffeläMü Kaum dämmerte der Sonntagmorgen, als 3 BölKr» schüsse das Signal zum Beginn des Feste« gäben, und unmittelbar darauf erfolgte da- Geläute aller Glocken. Hierauf fand eine Äevrille statt, deren wie derholtes „Nun danket Alle Gott" die Gemüther mäch tig ergriff. Punkt 7 Uhr erfolgte das zwefts.Signsl durch die Böller, worauf vom Kirchthurm herab Pit Choräle: „Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut" usid „Eine feste- Burg ist unser Gpft" Möineü.- 'S Uhr ordneten sich die verschiedenen Corportitivnen zum Festzuge. Das Schützencorps, bei seinem HmrptnMst versammelt, zog von dort mit klingendem Spiel unv- fliegender Fahne an das königl. BecgämtsyaüS, Ws es eine Abtheilung Bergleute mit der Knappschaft-, sahne ip seche Mitte nahm und vor das genfMchMd; lichs DethguS .marschirte, um sich mst, der.uMzest Knappschaft .-zu einer Parade zu veremsgLi.qWch Formirung. derselben bewegte sich hep Wtz,,Z,siächdem derselbe noch die Herren Bergofficiamen vor hem kgl. BergaiNie 'äufgenomiüen, durch stwhheie Msfen der '/ Gkttg zis spät ein, um in -or, Rr. noch Aqsnahmr z« '.V -WZ.