Volltext Seite (XML)
dir. 72 Weißeritz-Ieitnng Berantwortlicher Ncdactkur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Freitag Erscheint Dienstag» undl Freitag». Zu beziehen durch alle Pystanstal- ten. Preis pro Quart. lONgr. 14. September 1855. Inserate r ? werden mit 8 Pf. für dfr, i Zeile berechn«^ ^und in allen . Expeditionen -ngenemmen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. Die Feier des 3VOjährigen Augsburger Neligionsfriedens. Wir feiern in nächster Zeit das dreihundertjährig» Jubelfest des am 25. September 1555 zu Augsburg ge schlossenen Religionsfriedens. Ein kurzer Blick in die Ver gangenheit wird uns die Bedeutung desselben klar machen. Am 31. October 1517 hatte unser ehrwürdiger I)r. Martin Luther das Werk der Reformation und also den Kampf gegen die Mächte der Finsterniß für die Freiheit des gött lichen Evangeliums zunächst mit 95 Sätzen wider den Ab laß begonnen. Der böse Feind selbst mußte fortan nach dem Willen der göttlichen Fürschung das gute Werk för dern helfen, indem er dem theueren Streiter für Wahrheit und Licht nicht eher Ruht ließ, bis dieser unter dem mäch tigen Beistand« des Allerhöchsten, selbst wider seinen Wil len, eine Schranke nach der andern angegriffen und nieder gerissen hatte, also daß im Jahre 1530 auf dem Reichs tage zu Augsburg der geläuterte Glaube wiederum öffent lich bezeugt werden konnte. Noch aber suchten die Feinde rin rechtliches Bestehen und also auch eine weitere Ver breitung ihm streitig zu machen. Daher fühlten sich die protestantischen Fürsten gedrungen, das wieder frei gewor dene Glaubeuskleinod durch ein im Jahre 1531 zu Schmal kalden geschlossenes Bündniß gewissermaßen zu umburgen. Es ergab sich bald, wie weise diese Vorkehr war. Denn die Bedrückung der Evangelischen nahm immer mehr und mehr zu, Etliche wurden sogar ihres Glaubens wegen ver brannt; der Papst erklärte in seinem zweiten Ausschreiben zur Tridentiner Kirchenversammlung geradezu die Ausrot tung lutherischer Ketzerei als eigentlichen Zweck derselben und lag den Kaiser ununterbrochen hart an, mit Gewalt zu verfahren, woran ihn in der Thal nur die auswärti gen Kriege hinderten; denn welcher Art seine wiederholten Versicherungen zu friedlicher Beilegung der Religionsstrei tigkeiten waren, dafür zeugt nicht nur die unausgesetzte Strenge des NeichskammergenchtS, die Willkühr, mit wel- chxr die katholischen Herren, wie Herzog Georg von Sachsen, -egen ihre evangelischen UntertHanen ungeahndet verfahren durften, die versuchte Einschmuggelung einer, die Wahr heit und darum auch alles protestantische Gefühl tief ver letzenden, wenn auch nur zunächst für eine bestimmte Zeit geltenden Glaubensnorm (Regensburger Interim genannt), endlich die bestimmte Erklärung deS Kaisers, gegen einige widerspenstige Fürsten das Schwert ziehen zu wollen, was zwar nach seiner ausdrücklichen Versicherung nicht den Cha rakter eines Religionskriege« haben sollte, dennpch aber von Pabst Paul lil. in Folge eines mit dem Kaiser, ab geschlossenen Vertrages als Kreuzzug zur Ausrottung der Ketzer bezeichnet, wur.de. Der Fehdehandschuh war also vom Kaiser selbst allen Protestanten hingeworsen, und wollte man nicht einen Vcrrath an der Sach« des Evan- gelii selbst begehen, so mußt», man ihn aufhebe«. Das thaten jetzt die.Häupter des schmalkaldischen Bundes; fie suchten dem Kaiser zuporzukommen und nur die Unsicher» heil in der Bewegung und Leitung des verbündeten Hee res rettete den Kaiser jetzt aus großer Verlegenheit und verschaffte ihm Zeit, ausreichende HilfSv.ölker an sich zu ziehen. So konnte er nun von der Abwehr zum Angriffe selbst übergehen und mit Schmerz müssen wir sehen, wie er dies vorzugsweise mit Hilfe eines protestantischen Für sten, des Herzogs Moritz von Sachsen, that, welcher für dieses Opfer die Churwürde zu erhalten hoffte. Die für die Protestanten unglückliche Schlacht bei Mühlberg an der Elbe am 24. April 1547, in welcher der glaubens freudige Churfürst Johann Friedrich von Sachsen, eines der Bundeshäupter, gefangen genommen ward, steigerte ihre Besorgnisse auf das Aeußerste. Ein zweiter Sieg de- mächtigen Kaisers, und die alte Glaubenstyrannei «ar dann wiederhergestellt. Aber Gott wollte eS anders. Er stürzt- den bis dahin siegreichen Feind durch seinen un begrenzte» Hochmuth selbst. Denn immer deutlicher traten des Kaisers Pläne zur Alleinherrschaft in Deutschland zum Vorscheine, immer gründlicher erkannte man seine Gesin nung gegen die neue Kirche an der Art, wie er im Jahre 1548 zu Augsburg ein neues Interim zu Stande brachte, das ihr bis zum Schlüsse der Tridentiner Kirchenversamin- lung von allen Errungenschaften nur noch die Priesterehe und den Kelch im Abendmahl« gestattete. Trotz allseitig und selbst auch von dem seit der Besiegung Johann Fried richs mit der Churwürde beliehenen Moritz dagegen erho benen Widerspruches wurde dieses Interim in vielen ober deutschen Stäkten durch Gewalt und Drohung eingesührt. Die alten Prediger des Wortes wurden verfolgt, also daß der Glaube Moritzens an des Kaisers friedliche Versiche rungen in Sachen der Religion völlig erschüttert wurde. Da nun aber auch der Kaiser, seinem gegebenen Verspre chen entgegen, das zweite Bundeshaupt der Evangelischen, den Landgrafen Philipp von Hessen, für dessen Freiheit sich Moritz als Schwiegersohn verbürgt hatte, zu Halle gefangen nahm und jegliche Verwendung für ihn schnöde zurückwics, so wendete sich das Herz Moritzens immer mehr vom Kaiser ab, und die ihm übertragene Vollstreckung der über Magdeburg verhängten Reichsacht benutzte er dazu, ein starkes Heer ,um sich zu sammeln, mit welchem er end» lich gegen den Kaiser selbst zu Felde zog, und diesen iy» Jahre 1552 zu dem sogenannten Passquer Vertrage zwang, der den gefangenen Bundeshäuptern zu ihrer Freiheit ver half und die Grundlage zu dem erwähnten Augsburger ReligionSfrieden geworden ist,,dem die protestantische Kirche endlich.ihr rechtliches Bestehen verdaMiunp.-ihr^die,Mög lichkeit zu, immer fröhlicherer Entwichelung verschaffte. Ist nun auch dieser Friede nicht immer vermögend gewesen, jeglichen Sturm von ihr qbzuhalten, «te uE die Ge«