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>r-va Freitag. Erscheint Dienstag» itndi Freitags. Zu beziehen dttrch aste Postanstal ten. PrÜS'pVb' öil^so 29. Juni 1855. ""'^7'' Inserate Werßerch-IertmW-L .E -V- j i jcht^k-' " , Gptdtttonen Quart lO Ngr. angenommen. l)'/ '.i> I-N"' '!->' !!" '-'rrrv»ll,.M -'Üt-O rbrtt'? Gin unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman«. ?«. "s . k,'- V ! ' >- ' Ui.. . U'I^. .intturt rn -au?r ",- I ,!ii .)-. .'.< - .' 'll' . r.2- tn l u. ich '->,Nt ' -. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehtte in Dipstoldi»w>stlde. - ^iu<t - f>! ' >; - . ' «k«rii»r'/'Lrttmt>d! »nn .p>?- : -tt r.!i, s.nul.A»'!niK jchj»> Das Jubeljahr L8SS. DaS lausende Jahr 185S bringt die ErinnerungS- tage verschiedener mehrhundertjähriger Ereignisse, von de nen die Jubelfeierlichkeiten bereits Statt gesunden haben oder noch Statt finden werden. Am 5. Juni 755 dämlich starb der Apostel der Deutschen, BonifaciuS, der dem Evangelio in Deutsch land Eingang verschaffte, den Märtyrertod bei Dockingen (Dockum) in Friesland. Betend, ein Evangelienbuch über sein Haupt haltend, fiel der ehrwürdige siebenzigjährige Greis unter heidnischen Mörderhänden; mit ihm 33 seiner Gefährten. Das feierliche Andenken dieses Todes ist am 5. Juni 1855 nicht nur katholischer Seit- in Fulda (in Kurhessen), wo seine Gebeine ruhen, in Anwesenheit eines päpstlichen Nuntius, vieler Erzbischöfe, Bischöfe u. s. w., sondern auch bet Altenberge (im Gothaischen) protestan- tischer Seits im Beisein voll über 10,000 Menschen in erhebender Weise gottesdienstlich begangen worden, indem namentlich auch Thüringen die Segnungen seines Wirkens zu genießen gehabt hat. Eine zweite Jubelfeier steht für den 7. Juli d. I. bevor, zum Andenken der glücklichen Errettung des am 7. Juli 1455 von Kunz von Kauffungen nebst Genossen geraubte«-sächsischen PrtnzeNpaareS, Ernst und Albert, der berührten Stämmherren der noch blühenden Fürsten häuser ernestiNischer und albertinischer Linie. Die vor Kurzem übet dieses Ereigniß erschienenen Schriften, sowie die sonstige Bekanntschaft desselben läßt hier eine weitere Andeutung Mbehrlich erscheinen. und wunderschön war sie vont Tajoffromtz ätijfifihaüdn. Bon der Stadt aus sah man den glänzende« Wasser- spiegel, auf dem die Segel sseefahttiider Rationen-M Winde flatterten. Jenseits VeS Tajo breitete sich ettr lachendes Landschaftsgemälde aus; in den gesegsteten Fluttti lagen glückliche Städte und wohlhabende Dörfer. Assäbvn selbst war von einer alterthümlichen Mauer umriNsst, avf der sich 27 Thürme erhoben. Von eineck. ded höchsten Berge leuchtete eine Riesenburg, nach arabischer Weise er baut, in's Thal hernieder. Außer der prachtvvlltn Kä- thedralkirche zählte die Stadt noch 40 andere Kirchen; Mönchs- und Nonnenklöster und K-chellen waren in ver schiedenen Gegenden vertheilt. Dir Lage deS königlichen Palastes war überaus schön; denn aus feltsen' Fenstern übersah man die vor Anker liegende zahlreiche Flötte und die in dem mächtigen Hafen aus allen Mltgegendtzn an kommenden oder dahin segMdt« Schiffe. Aber Lissabons Herrlichkeit sollte untergehen und in seinem alten Glanze Nicht wieder aufstehen. Der erste November des JahreS 1755 war für die Hauptstadt ein Tag der Verwüstung und deS Entsetzen» Tausende, die sich am Morgen des Leben» noch freuten, wären erschlagen, verbrannt, ertrunken, ehe der Abend granete; die präch tigsten Paläste lagen in Trümmern umhergestreut. "" Dieses Erdbeben zeigte sich in einer ungeheuer« Aus breitung und wurde in Europa, Asien und Amerika ver spürt. Aber am härtesten sollte Lissabon von ihm heim gesucht werden. Am Morgen des jammervollen^ Tages kündigte ev kein Zeichen in der Natur an, ryie schrecklich der Abend enden werde. Der Himmel war heiter, die Eben so ist durch Schriften der älteren und neuesten Zeit dir Thatsache vom 25. September 1555, nämlich des zu Augsburg verabschiedeten Religionsfrie dens zwischen Katholiken und Evangelischen, sattsam be kannt, und wird bei der diesjährigen Wiederkehr dieses TageS jedenfalls im protestantischen Deutschland seine kirchliche Brrüchsichtigung finden. Eine städtische Jubelfeier steht noch in Zittau bevor (vcrgl. Nr. 46 d. Bl.), welche Stadt im I. 1255 durch den König Ottokar ji. von Böhme» begründet worden ist. — Jngltichetl hat die Stadt Königsberg in Preüßcn, gleichfalls 1255 erbaut, Mitte Juni d. I. ihr 600jährige- Stiftung-fest frierlichst begangen. Ein Ereigniß ganz anderer Art äbet-/ dessen ein hundertjähriger Gedenktag in das gegenwärtige Jahr fällt, ist das am 1. November 1755 erfolgte'furchtbare Erd- beben, welches die Zerstörung der, portugiesischen Haupt stadt Lissabon zur Folg» hatte, und von welchem für die geneigten Leser in Nachstehendem eint kurze Schil derung folgen möge. ' Wie in London, so blühte der Handel vor dem Erd beben in Lissabon. Auf siebe« Hügeln prangte die Stadt Sonne glänzte, es regte sich kein Lüftchen, und dem ver derblichen SturMe ging eine sichere Ruh« vorher? ?Hn andachtsvollen Gebeten war die Volksmenge um die Al täre niedergesunken; eine religiöse Feier durchdrang ack Feste Allerheiligen die Seelen der Gläubigen, als sich etwa um 10 Uhr in den Straßen ein donnerähnliche- Rollen vernehmen ließ. Darauf folgte ein Stoß und rin Wogen und Schwanken des Erdboden-. Mehr bedurfte es nicht, um Kirchen, Paläste und Hütten in Schutthaufen zu verwandeln. Für Tausende waren die eingestürzten Wohnungen ein Grab geworden, wo sie unter Balken und Mauerwerk verschüttet lagen. Den Tumult, da- Gedränge, das laute Geschrei und Wehklagen, was die Tempel erfüllte, die das Erdbeben noch verschont hatte, den raschen Uebergang von der stillen Andacht zu dem Todesschrecken vermag keine Feder zu schildern. Der erste Erdstoß warf da- Hau- der Inqui sition um, in welchem viele Unschuldige vtrMheilt wor den, gleich al- ob Gott diese Stätte ungerechter Grau« samkeit vorerst vertilgen wollte. Der königliche Palast mit allen seinen Kostbarkeiten «ar verschwunden. Da- Jesuitencollegium zerborst mit einem Schlage, und mit