Volltext Seite (XML)
geboten werden konnten, wie die- anderwärts der Fall; vielmehr waren selbige genöthigt, sich entweder im Tanzsaale der Stickluft oder im Freien dem Stra ßenstaube Preis zu geben. Zu einem BslkSfeste wird sich unser Schützenfest ni<! erheben; auch kann bei den jetzigen Zeiten viel Aufwand nicht gemacht werden. Nach dem Feste vereinigten sich die Schützenmitglieder zu einem Balle. -j-* Umgegend Lauenstein', 16. Juni. Nach den letzteren sehr warmen Tagen wurden unsere nach Erfrischung lechzenden Gärten und Fluren am 14. d. M. durch ein von großem Sturm und einzel nen Schloßen begleitetes Gewitter wohlthätig erquickt. Dasselbe zog von West nach Ost und entlud sich unter heftigen Schlägen. Leider hat dasselbe sicherem Ver nehmen nach im böhmischen Dorfe Schönwalde ge zündet und 2 Häuser eingeäschert. — Den darauf folgenden Tag wurde das Dörfchen Gottgetreu bei Fürstenau, welches im Jahre 1728 unter August II. von böhmischen, aber lutherischen, Exulanten gegründet und erbaut worden sein soll, von einem Schadenfeuer heimaesucht, und wurden durch dasselbe 3 Wohnhäuser in Asche gelegt. Die Entstehungsursache hat Schreiber diese- nicht erfahren können. Dresden, 17. Juni. Für den Touristen kleinerer Parthien bietet unser nahegelegener Plauen- scher Grund neuerdings ein sehr interessantes Ziel. Die Höhe nämlich, die ehemals unter dem Namen „das Kanapee" bekannt w ar, unweit G ra ss i S V i l l a, linkerseits der Weißeritz und vis-k-vis der „goldnen Höhe" gelegen, ist vor Kurzem von einem in der Nähe wohnenden Landmanne mit einem Schlößchen — nach seinem Erbauer genannt „Beg er bürg", — im go- thischen Style deS 13. Jahrhunderts, zugänglicher ge macht worden, und gewährt die Aussicht auf einen großen Theil des Thales von genannter Villa bis nach dem Dorfe Döhlen, und darüber hinaus auf die umliegenden Höhen. Freilich ist durch die nördlich aufgethürmten Felsenmassen die Aussicht auf die Resi denz benommen, jedoch wird dieser Mangel hinlänglich durch die Mannigfaltigkeit der Abwechselungen, welche Natur und Kunst 'im Grunde selbst zusammenfließen lassen, ersetzt. Hat man die Schwierigkeit der Be steigung dieses höchsten Punktes überwunden, so kann man sich in den comfortablen Zimmern des Schlöß chens, unterstützt durch eine daselbst befindliche gute Restauration, gemächlich abkühlen, — was fcüherhin häufig nur zum Nachtheile der Gesundheit geschehen konnte, — und ein dankbarer Freund der Natur findet sich in jeder Hinsicht belohnt. — Noch wäre zu er wähnen, daß in den Wochentagen fast stets eine, wenn auch kleine, doch gewählte Gesellschaft den Aufenthalt angenehmer werden läßt. — Wie eS in höheren Kreisen bis jetzt verlautet) werden sämmtliche Familienglieder unsers hohen HürstenhauseS den S. August, den JahreStag eines, für jedes Sachsenherz höchst betrübenden Ereignisses, auf den Höhen bei Brennbüchl zubringen, wo. einer der edelsten Fürsten, ewiglebend in den Gemü- thern seiner Unterthanen, seine letzten Athemzüge auS- hauchte. Die zur unvermeidlichen Einübung der Soldaten nothwendigen diesjährigen Septembercantonnirungen der I., 2. und 3. Infanterie-Brigade werden bei Mutschen, LeiSnig und Wurzen abgeyalten, und zwar in einfachster Weise, da ein Lager bei Bautzen herzu stellen, wie früher vielfach besprochen, wurde, den der zeitigen finanziellen Verhältnissen und TheuerungSzu- ständen durchaus nicht entspricht. Petersburg. Ein kaiserliches Manifest ist er schienen, welches von der Thronfolge handelt. Nach demselben soll bei einem etwaigen Ableben des regierenden Kaisers der Großfürst Konstantin bis zur Großjährigkeit des ältesten Sohnes des Kaisers die Regentschaft übernehmen. Diese Regentschaft wird dem Großfürsten Konstantin auch bis zur Volljährig keit deS zweiten SohneS deö Kaisers übertragen, falls der älteste Sohn sterben sollte. Die Vormundschaft führt die Gemahlin des Kaisers. — Ein kaiserlicher Uka§ decretirt, daß zur Be schleunigung der Rekrutirung in Städten und Flecken die Altersklasse bis einschließlich zu 37 Jahren zu conscribiren sei; wo nöthig, sind die Commissionen ermächtigt, selbst die einzigen Söhne heranzuziehen. — Die vor Kronstadt ankernde Flotte blieb bis zum 6. Juni, bis zu welchem Tage die neuesten Nachrichten gehen, in der bisherigen Stellung. Die Zeit ist mit RecogrioSciren der Werke von Kronstadt und mit Prisenmachen ausgesüllt worden. AuS der Krim. Die an den französischen Kriegs minister gelangten Depeschen deS Generals Pelissier melden, daß der Kampf am 7. Juni für die Alliirren voriheilhaster gewesen sei, als man erst geglaubt. ES sind 562 Gefangene, 20 Offiziere und 73 Geschütze den Alliirten in die Hände gefallen. — Die neueste Nachricht vom Kriegsschauplatz findet sich in folgender russischen Depesche: „Fürst Gortschakow meldet vom 12. Juni: Am II. und 12. Juni war das feindliche Feuer schwach, unser Verlust mäßig. Die Verbündeten errichteten kein Werk in den Redouten SelenginSk und Volhynien, aber sie bauten die Lünette Kamtschatka wieder auf. Ein Theil der Engländer und Franzosen, welche Kertsch und Je- nikale einnahmen, hat sich eingeschifft, wie man sagt, in der Absicht, um sich gegen Anapa (das die Russen bereits verlassen haben) zu wenden. — In Marseille ist am 14. Juni der Dampfer Mersey eingrtroffen mit Nachrichten auö Konstanti nopel vom 7. und aus der Krim vom 5. Juni. Die mitidem Dampfer eingelaufenen Briefe sprechen von -einer neuen RecognoScirung auf dem rechten Ufer der Tscherna-Rjetschka durch den General Morris, der ein Convoy von Mehl, Tabak und Spirituosen weggc- nommen und 2 Kanonen erbeutet hat. Die Russen haben bei ihrem Abzüge von Arabat die Brunnen verschüttet und bett Weg, der nach dem Innern deS Landes führt, zerstört. Die Verluste, welche den Russen durch die gegen BerdianSk gerichtete Expedition zu gefügt wurden, sind bedeutend. Man berechnet daS vernichtete, Getreide auf 18 Mill. Kilogramm (360,WO Eentner), --- 6 Millionen Rationen oder 2 Monate Nahrung für 100,000 Mann. In den Zugängen zum Asow'schen Meere und in diesem selbst sind 6 russische Dampfschiffe und 640 Schiffe und Barken zerstört worden. 8000 Verbündete haben sich zu Kertsch nach Anapa eingeschifft, während 12,000 Mann von der türkischen Armee in Asien nach demselben Platze mar- schirten. Die unterseeischen Höllenmaschinen, welche man zu Kertsch fand, sollen nach Kamiesch und Ba-