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und sodann die Pfarrgasse hinab unter passender Jn- strumentalmusik ^seinen Weg in die Kirche fortfetzte. Dieselbe lejpef augenscheinlich an hohem Alter,- gleich dem in Ruhestand-versetzten Gefinmbuche; doch düche bei der Ungunst der Zellverhältnisse-, abgesehen von noch anderen Behinderungsumständen, ein.schon längst beabsichtigt, gewesener Neubau für jetzt wohl noch be anstandet, bleiben. Altar und Taufstein waren von zarter Hand mit grünen Guirlanden geschmückt worden. Der anerkannt kirchliche Sinn der Parochianen be währte sich auch dies Mal durch eine recht volle Kirche. Nach dem Gesänge des Liedes Nr. 498: Herr Jesu Christ, dich zu uns wend' hielt der wegen seiner würdevollen Einfachheit und der Trefflichkeit seines Charakters allgemein und mnigst geliebte und geach tete Seelsorger, Herr Pastor Höppner, vom Altäre aus eine kurze Ansprache an die Gemeinde, worin er eineötheilS die hohe Wichtigkeit des Gesanges beim öffentlichen Gottesdienste, anderntheils die Nothwen- digkeit der bezüglichen Einführung überzeugend nach« wies, darauf hindeutete, daß die ehrwürdigen Kern lieder des alten Gesangbuchs, nur in einer lieblichem und freundlichem Fassung, auch in dem neuen Gesang buche ihren Platz gefunden hätten und schließlich noch hervorhob, daß durch die dankenSwerthe und verstän dige Fürsorge der H.H. Gemeindevorstänve auch in dem jetzigen bedrängten Zeitlaufe in Folge der in Rede stehenden Veränderung wohl keinem Parochianen eine sonderliche Beschwerde erwachsen sei. Nachdem hierauf auS Nr., 4 V. 1—3 gesungen worden, betrat der EphoruS, Hr. Süperint. Wagner aus Frauen« stein, dieselbe Stätte, in einer Geist und Gemüth gleich ergreifenden und befriedigenden Rede sich über die Frage verbreitend: Was soll uns unser Gesang buch sein? ES soll uns sein I) ein redlicher Haus freund, 2) ein lieber Echulgenoffe, 3) ein treuer Kjrchrnnachbar und 4) ein miltrauernder Begleiter zum Grabe. Den Schluß der Feier bildete wie ge wöhnlich Collecte und Segensspruch. Nach beendetem Gottesdienste vereinigte die altbewährte Gastfreund lichkeit drS Hm. AmtSland- und ErbrichterS, sowie Gemeindevorstandes GH hier die an der Feier Theil genommen habenden Herren und Damen geistlichen und weltlichen Charakters zu einem gemeinschaftlichen Imbiß in seiner Wohnung. - t. Annaberg, 7. Juni. Das Gewitter und die damit verbundene Windhose, von welchen die Ge gend Um Crottendorf, Schlettau, auf der KönigS- walder Höhe- jm Pöhlathale um GeyerSdorf und Wildenau am 3. Juni heimgesucht worden ist, haben sehr beträchtlichen Schaden angerichtet. Die Wind hose hat an den Stellen, über welche sie hingezogen ist, fürchterlich gehaust. DaS sogenannte Krähenwäld« chen zwischen hier und KönigSwaldö ist durch dieselbe total zu Grunde gerichtet Wörden. An 12V Bäume, darunter welche von .1,'/«—jFuß Durchmesser, wurden entwurzelt, abgedreht und abgebrochen »und liegen nun bunt durcheinander da. Die furchtbare Gewalt dieser elementaren Erscheinung hat sogar den Erdboden aufgerissen und umgewühlt. In Geyers-- dorf zwischen der Seelischen Huchfabrik und der so genannten unterschlächtigrn Mühl« und dann auf dem Grundstück des HchuhmachermeisterS Barth hat das Phänomen in Zeit von wenigen Augenblicken Alles niedergeworfen und zerstört. — Die hiesigen Gefund- heitS.verhältntsse vfvbessem sich; an Hunger. typhuS ist nicht zu denken gewesen. DaS Gerücht davon, welches durch «in Leipziger Blatt zuerst Ver breitung gefunden, ist wahrscheinlich chchmch entstan den, daß M ttnem Hause aSeidtngSelne schwarze Tafel mit- bevWatnuntz Vor dem Eintritt aufgehangen gewesE iD Mein die Ursache HtechU Wav> eine gantz andere ansteckende Krankheit,' welche mit dem-Hunger- typhuS nicht das Geringste gemein hatu 'h , s - Lie Stadt Zit EH vott Böhmen im Jahre I2.^''hegrünves, gedenkt ihr volljährige- Bestehen festlich zu feiern. ' Chemnitz, 9. Juni. Gestern wurde der Schlosser geselle BoSke aus Guben in Preußen in einem nahen Wäldchen hier erhängt aufgefunden, nachdem er kurz vorher 5 Tage unschuldig „aus grobem Versehen", wie ihm das hiesige königl. Landgericht bescheinigt hat, in Arrest gesessen hatte, wobei man ihm das Haupt haar ganz glatt abgeschoren hatte. Gera, 8. Juni. Am 2. und 3. Juni iß unsere Umgegend auf fürchterliche Weise durch Gewitter verheert worden, worüber noch täglich neue HiobS- posten hierher gelangen. DaS Unwetter vom 2 Juni war von Hagel begleitet, welcher in einer Ausdehnung von vier bis fünf Meilen alle Fluren fast lotalver- wüstet hat. Der Weg dieses UtlwetWS ging Mer Greiz, Weida, VeitSberg und wendete sich,Fwpi Hier über Mosen nach Ronneburg. Zackige Mstucke-r bis zur Größe eines Hühnereis unh dexHchmere.von 10 ja sogar 14 Lolh fielen unter den ubrigenvom heftigsten Sturm getriebenen dichten. Hagelmassen in Menge hernieder. An manchen Hrt'en ,lagen-sie nych am folgenden Tage nicht selten einen Fuß hoch. Die betroffenen Fluren gewähren mitunter ein entsetzliches Bild der Verwüstung. Die Bäume sind dMt ihres Grüns beraubt, die Aeste zerfetzt, die Saaten, Hel früchte und Futterkräuter rein von den Feldern ver schwunden und die letztem durch eine ay demselben Tage nachfolgende Ueberschwemmung noch auf Jahre hin in ihrer Fruchtbarkeit gestört. Fenster find na-, türlich in zahlloser Menge zerschlagen, an, manchen Orten aber sogar Schiefer- und Ziegeldächer beschä digt worden. Daneben hat an beiden Gewittertagen auch der Blitz mehrfach zerstörend, gewirkt. So wur den am 2. Juni z. B. in dem reußischen Städtchen Zeulenroda 26 Gebäude eingeäschert und zwei Frauen vom Blitz getroffen, von denen die eine todt blieb, die andere erst spät sich von der Betäubung erholte. In Lössen und Aga, zwei benachbarten reußischen Dörfern, wurden am 3. Juni gleichfalls zwei Frauens personen vom Blitz getödtet. Auch in Gera, das mit seiner nächsten Umgebung von der Verheerung ver schont blieb, schlug der Blitz in ein hicht an der Stadt befindliches VergnügungSlocäl, ohne jedoch zu zünden. Äehnliche Fälle werden noch von mehren Orten her berichtet. Die Oekonomen, von denen nur ein sehr, kleiner Theil seine Saaten versichert gehabt, fangen bereits überall an, die verheerten Felder umzupflägen uM sie nnt Frächter,zu besäen, deren Resse für hieseS Jahr allenfalls noch möglich »st. . Wien, 9. Juni. Man erhält auS verläßlicher Quelle die Mittheilung, daß eine alShalhsge Reduk tion unserS KriegsHeeres HMreten, M na mentlich die vierte Armee tit Galizien Vkn fchlagfü- tigen Kriegszustand mit ?er Kriegsbereitschaft vertau schen wird. Die Beurlaubungen werden zahlreich sein und dürften im Ganzen bei 100,009 Mann aüömachen,