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Freitag. IViliSS. 13. April 18S5. Erscheint., Dienstags. unlW Freitags. Zck.-Dl beziehen! durch alle Postanstal- len. Preis pro Quart. 10 Rgr. .'ti l i iv i r,M) Älstftstz. 11 RK . Z»'>e berechnet in^sl«« i' Expehitioygp angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann O. . / ) , , h,' » , -- . Pf , , . . -/ ' —-»o»—»—-M»—> «... V . - . /-i r Verantwortlicher Ncdgcteur: Carl Jehne in DippoldiSspalde, - UI>. ! : I ll . ..^ , Zeitbettachtung. Französische und englische Regierungsblätter haben in jüngster Zeit, nachdem sich immer mehr herausstellt, daß der Feldzug nach der Krim ein ziemlich verfehlter ist, eine ganz neue und eigenthümliche Entdeckung gemacht, nämlich die, daß die Wegnahme ScbastopolS nicht nöthig sei, um Rußland'zum Frieden zu-zwingen, und daß die Eroberung dieses Waffenplatzes den Verbündeten Regierungen nie als Zweck, sondern nur als Mittel erschienen sei. Wenn wir diesen Satz auch vollkommen zugeben und mit gleichem Rechte annehmen, daß der Besitz TebastopolS und seiner Flotte für Rußland ebenfalls noch nie letzter Zweck, sondern nur Mittel zu einem andern Endzweck ge wesen ist, so bleibt es doch sehr merkwürdig, daß man jene neue Entdeckung erst jetzt macht, nachdem so unsäg liches Elend über die Krimarmee gekommen ist. Wäre ein Regierungsblatt vor 9 Monaten so glücklich gewesen, jene neue Entdeckung, zu machen, hätte nicht St.-Arnauh „furchtsamen Räthschlägeit gegen über" ,dl<, .abenthcuertiche Expedition im KriegSrathr zu Varna durchgesetzt, um derentwillen ihm tm Tode poch in Frankreich «ine Belo bigung öffentlich zu Theil wurde: es wäre SO.OYl) Men schen das Leben .erspart worden und all' das maßlose und ohne Beispiel seif 18 t-' dastehende KriegSelind wäre ver hütet worden.,'/ In Men nehmen die Konferenzen ihren ununter brochenen Fortgang. DaS Geheimniß derselben wird streng vewahvs, aber dennoch ventiliren in einzeln«» Re gierungsblättern "sind in größer» Kreisen FriedenShoff- nungen. , Wir färbest gern kiese Friebenshoffnungen theilcn, wenn man bereits über die einzelnen materiellen Friedenspunkte ein Einverständniß erzielt hätte und' wenn die .Heilige Synode" in Petersburg, der Papst Rußlands, nickt noch jüngst Vie ReligionSleidenschaften der Masse auf gestachelt hätte ick einer Weise, wie sir seit den Kreuzzügen nicht weiter dageätfen ist. " DaS aufgeretzte, NeltgionSgefühl der Russen soll dje Fortführung, des Krieges energisch verlangen. AuS Moskau und dem Innern'des russischen Reichs sollen in St. Pe tersburg Adressen ackgtlüngt sein , die den nenen Kaiser ausfordern r an feilten Feinde» Rache zu nehmen und die Sendung des „Wtgeir" Rußlands zu erfüllen. Auch im Heere, Mck ckatneittljch ckM' Garde- üiid GrenadiereorpS, soll ein kriegerischer Geist herrschen und «S foÜ der Wunsch dieser Elltttruvssd»' ber auf die Betheisigung an dem gegen wärtigen Kriege gerichtet ist, ckon den Soldaten offen Md itout- autzgefbrochen werden, /Unter solchen Umständen dürfte «s dM-Yem» Kaiser, nicht.leicht fallen, seine ftiedjichen Absichten,dte tt hegen soll. durch Nachgiebigkeit durch- zusetzen. -- ... «M.l,sil. ll. ... ll AMWWWWWSffW, Die ersten zwei Ppnkst!: .fres« Mifffahrt auf der Donau und Protectorat, sollen die.,wenigstenSchwierig> kejtcn in Wien bieten. Rußland ist klug und weise: «- giebt in den Punkten nach, welche das Jgzerfffe Oestreich» in erster Reihe berühren, um eS nicht Mit sesnem.nächste» Nqchbar zu verderben und dem Wieger ffaiserstaät alltj» Vorwand zu nehmen, gegen Rußland kriegerisch oorzugehem und man weiß in Petersburg recht wohl, kasteie Äest- mächte Rußland nicht viel.anhaben fönnen, wen» Obstreich seine Mithilfe versagt. Auch ist seit dem Regierungswechsel in Petersburg offenbar eine freundschaftliche SjimHuiH gegen Alexander H. in Wien eingetreten, ma» sich sinter Pnderm auch in dem Umstande zeigt, daA^in östreichische- Regiment den Namen Les russische». ÄgisskS Piko la»^ tragen soll. Es wäre doch sehr sünderbgr,,. wenn das Regiment Nikolaus gegen den Sohn seines Ngmenträgerö Krieg führe» sollte. , . , Weit mehr Schwierigkeiten mag der Puzrkt üsirr Be- schränkung der russischen Seemychj im„Mwgrzfn Meere Msrn.,.Man ist qllerdsngS Seitews des westmä^tlschen Vertreter nicht, so'- naiv, von Rußlasih zu forderu, seine noch unbesiegt« jungfräuliche Seefeste selbst schleife», denn «S möchte leichj die Antwort erfofgen: Kommt und nehmt sie und macht diese Arbeit selbst., Auch ig die Vtt- minderung der russischen PontpSflotte wird man tn Peters burg nur insoweit willigen, als die vorhandenen Schiffe bereits zerstört sind, was nicht, auSschließen wird, daß Ruß land später in aller Stille neue bauen läßt. Wer wird und kann später eine Controle darüber führen? Hizs ist auch zugleich ein Punkt, wo das Interesse Oestreich», vösi dem der Westmächte abweicht. Wird die russisch^ PontüS- flotte dis zu einem kleinen Geschwader eingeschränkt^ so könnten dann im schwarze» Meere und an den Pjünhusigei» der Donau später englische und französische MygSschisse «ine Herrschaft ausübe», die Oestreich nicht minder lästig werden dürfte, als die Herrschaft der Russen. KsirW streste» über den Wechsel einer Herrschaft, der nicht Oest reich, sondern Fremden zufallen würde? so wird man in Wien cqlculiren. Bei der Einschränkung her Pontussiotte .tpirh eS also für die Westmächte eine scharfe Klippe geben, Denn sie nicht mit Oestrotch zerfallen wollen. Am Entje müssen England und Frankreich hier nolhgrdrungen in eiyesi sauer» Äpfel beißen. Die^ englischen Regierungsblätter klingen in der jüng sten Zeit sehr kriegerisch, allein man vermuthet, daß dies nur eine leere Spiegelfechterei sei, welch« drr krirgerischrn Stimmung der Opposition Rechnung tragen, nah diff,öffent liche Meinung beschwichtigen soll. Die englls^efl Vhp»' sitionSblatter fürchten, der Friede sei unabwendbar; t» werde aber ein solcher geschlossen werden, welcher den echg- tischen Ansprüche» Schmach anthue. Einiger Anhait zg FriedenShoffnungen mag dä^n