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dem Dorfe Zentrale, das gegenwärtig fast ganz von Grie chen und Tataren bewohnt ist, oder vielmehr Hach dem auf der Nordseite des Dorfes gelegenen Fo-ef geherrscht, wel- che- 13« Fuß hoch liegt unH theilweisej noch von den Türken, theilweise von den GenüffetncheMhrt. Kertsch wird von dem Mittzridatesberge beherrscht, der 890 Fuß hoch ist und steil in die Meerenge aöfällt. Die Stadt hat 10,000 Einwohner, ist im neuen Stile mit geraden, regelmäßigen Straßen von Häusern ans Stein gebaut, und der Haupthandelsplatz in diesen Gewässern. Im Jahre l8ül besuchten über 1000 Schiffe die Straße von Kertsch und diese Stadt, wo früher alle Schiffe, die aus dem Asow'schen Meere kamen, Quarantäne halten mußten. Auf der andern Seite der Meerenge liegt Taman, ein armseliges Nest mit Strohhütten auf flachem, ödem Grunde. Nur wenige größere Häuser befinden sich hier als Wohnungen der Offiziere der Kosacken am Kuban, die hier einen Stationsort haben. Die Bucht von Ta man, die sich vom Bosporus nach Osten erstreckt, wird von der Citadelle Fanagoria beherrscht, die schöne, ge räumige Kasernen hat. Um ein Bild von der Beschaffen heit deS Asow'schen Meeres zu geben, heben wir aus L. Oliphant'S ,,Reise" folgende Stelle über seine Fahrt von Taganrog nach Jenikale aus: „Vier Tage lang zwängten wir uns durch die dicke, erbsensuppenartige Substanz, aus welcher das Wasser zu bestehen scheint, pflügten buchstäb lich durch Schaum hin und kamen dabei über jede mög liche Schattirung von Grün und Gelb; denn dem Asow- schen Meere kann man nicht nachsagen, daß es jemals blau sei. Es ist still und träge, hat nirgends mehr als 42 Fuß Tiefe, und die Alten wußten seine wahren Eigen schaften besser zu würdigen, als wir, denn sie nannten es einen Sumpf." Tagesgeschickte. Dippoldiswalde. Am 2. d. M. verunglückte auf Morgenstern Erbstolln zuNeichstädt der Bergarbeiter Kirsten beim Besetzen eines Bohrloches, indem jedenfalls beim Lüften der Zündnadel dieselbe Feuer gerissen und dadurch der Schuß erplvdirte, wo- durch Kirsten die ganze Ladung Pulver nebst Besetzung inS Gesicht bekommen hat. Wie sehr er beschädigt, erfuhren wir bis jetzt noch nicht. Hätte aber der Schuß geworfen, so konnte Kirsten leicht sein junges Leben verlieren. Freiberg, 31. Mai. Die hier abgehaltene Thier- und landwirthschaftliche P roduclenscha u, welche der Freiberger ökonomische Verein veranstaltet halte, ist begünstigt von dem schönsten Wetter und unter großer Theilnahme von nah und fern (man rechnet an 5-6b00 Fremde) ganz nach Wunsch aus gefallen. Sowohl die ausgestellten Thiere, wie na mentlich Pferde und Rindvieh, als auch lanbwirth- schaftliche Maschinen und Feldproducte, legten es dem Auge des Kenners recht erfreulich zu Tage, daß der rationelle Betrieb dec Oekonomie nicht nur bereits sehr zahlreiche Verehrer bei uns habe, sondern auch im Stande sei, sehr anerkennungSwerthe Früchte davon aufzuweisen. Eine besondere Anerkennung muß dem hiesigen Vereine öffentlich ausgesprochen werben dafür, daß er den ganzen Ertrag deö Eintrittsgeldes auf den Platz der Ausstellung (ü Person INgr^) unsrer Speise anstalt überlassen hat; im Augenblicke ist zwar der Ertrag noch nicht speciell ermittelt, doch glaubt man ihn nach einer ungefähren Schätzung zu wenigstens 2VÜ Thlr. annehmen zu dürfen. Da gleichzeitig der Dresdner landwirthschaftliche Kreisverein seins Haupt versammlung hier>abhiclt, sh saheAWv eine Anzahl von. Männern in unsrer Mitte, dißfauf dem Gebiete der ökonomischen Wissen schäft einen vorzüglich guten Klang haben; und da mehrere derselben zugleich Vor träge angekündigt hatten, so sahen sie einen sehr zahl reichen Kreis von Zuhörern um sich versammelt. Die Vorträge waren folgende: 1) der Vorsitzende, Herr Professor Schober, sprach über die Thätigkeil VeS Kreisvereins in der letztverflossenen Zeit: sie konnte eben so rühmlich an Fleiß, als an Erfolg genannt werden. Bei dieser Gelegenheit erfuhr man Venn auch die günstige Erscheinung, daß in unserer Gegend die Kräfte der RegierungSbeamten kaum ausreichen wollten, um allen den Anmeldungen zu genügen, die von den kleinern Lanbwirthen eingehen, ihre Güter in ratio neller Weise ökonomisch eingerichtet zu sehen. 2) Herr Oekonomierath Geyer hielt einen vortrefflichen Vor trag über die Wirthschaftsverhältnissc der Freiberger Gegend. 3) Herr Hofrath vr. Stöckhardt sprach in seiner allgemein bekannten Weise über chemische Unter suchung der Futtermittel und über den Nutzen solcher Untersuchungen für die Praxis. 4) Herr Professor 1)r. Haubner verbreitete sich in seinem Vortrage vor züglich über die Lungenseuche beim Rindvieh, und zwar in so ansprechender Art, daß auch die Laien dafür in- leressirt wurden: cS ward ihm auch der wohlverdiente Beifall zu Theil. Nachdem die ziemlich zahlreichen Prämirungen erfolgt waren — die Ausstellung dauerte von früh 9 bis Nachmittags 4 Uhr — versammelten sich theilS Oekonomen, theilS Laien, die zum größern Theile der Beamtenwelt angehörten, zu einem gemein schaftlichen Mahle, bei dem eS an ernsten und heitern Toasten nicht fehlte. Berlin, 30. Mai Die von den Truppen der Westmächtc in der Krim errungenen Vortheile wer ben in hiesigen militärischen Kreisen nicht für so zersing erachtet, als dieselben von Seiten der ruffenfreundlichen Partei dargestellt werden. Mit großer Spannung sieht man daher den ausführlichen Berichten über diese Begebenheiten entgegen, deren mögliche Bedeutung nicht unterschätzt wird. — Sehr erfreuliche Nachrichten, welche in den jüngsten Tagen über den Stand der Saaten aus mehren Provinzen hier eingelaufen sollen, verscheuchen die Besorgnisse, welche in Bezug auf die diesjährige Ernte von vielen Seiten gehegt wurden. Mit großer Freude entnimmt man diesen Berichten, baß gerade in Provinzen, wo die Aussichten auf eine gute Ernte sich bereits als sehr getrübt dar stellten, die Felder sich in Folge der eingetretenen warmen Witterung in überraschender Weise zu wahrer Pracht entfaltet haben sollen. Den erfreulichen Ein druck dieser Nachrichten brauchen wir bei der unter den obwaltenden Verhältnissen so großen Wichtigkeit einer guten Ernte kaum hervorzuheben. Man ver gegenwärtige sich nur, wenn zu den Stockungen des Handels und der Gewerbe, welche der jetzige Krieg allenthalben in Europa verursacht, auch noch eine Mißernte in europäischen Staaten hinzuträte! Kopenhagen, 25. Mai. Während England in alle Welt ausposaunt, zu werben, um eine Fremden legion zu errichten, geht Rußland ganz leise und sachte zu Werke und wirbt an allen Ecken und En den. Wieder war vor ungefähr vier Tagen im Hotel Royal hier ein Russe, welcher uns ungefähr 40-^50 Personen, und zwar kraftvolle Männer, nach Ruß-