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werden, zwei Fünflheilc fristen sich selbst mühselig hin, und die übrigen zwei Fünflheile, welche man mehr ober weniger besitzend n»nnt, müssen theilS auf sich selbst denken und zu geben aufhörcsi, tyeil» gehen sie mit dem Gedanken um, Das, was sie noch besitzen, vor dem allmäligen Verluste zu sichern und an ein von dem Otte des Elends möglichst weit entferntes Plätzchen zu retten." . ,'M Berlin, 15. Mai. Man will hier wissen, daß zwischen dem Ministerpräsident v. Manteuffel und dem hiesigen Vertreter Oesterreichs, Grafen v. Esterhazy, Berathungen stattgefunden hätten, welche auf eine Annäherung der beiden deutschen Großmächte schließen lassen. Es dürfte wohl keinem Zweifel unter liegen, daß das diesseitige Cabinel jedem Schritt, den Oesterreich nach dieser Richtung hin macht, auf bas freundlichste entgegen zu kommen im Interesse des gejammten Deutschland erachtet. Eine Einigung Preu ßens und Oesterreichs, welche den Zweck hätte, mit gleichem Nachdruck auf Rußland wie auf die West mächte zur Wiederherstellung des Friedens Europas auf dauerhafter Grundlage einzuwirken, würde unter den obwaltenden Umständen hier mit großer.Befriedi gung enlgegengenvinmen werden, indem eine Spaltung Deutschlands in solchen bedeutungsschweren Weltfragen von allein Schlimmen, welches das gemeinsame Vater land treffen kann, offenbar das Schlimmste ist. Eine Annäherung des preußischen und deö österreichischen Cabinets ist daher in jeder Beziehung für Deutschland eine höchst wünschenöwerthe Wendung, die den natür lichen und gebührenden Einfluß der im Herzen Euro pas liegenden Staaten zur nächsten Folge hat. Dieser Einfluß ist aber entscheidend für die Wiederherstellung des Friedens, da auch Rußland dem einigen Willen Deutschlands Das, was nothwendigerweise im Interesse Europas nachgegcben werben muß, nicht versagen wird. Wien, 15. Mai. Wozu sich in gegenwäritger Krisis Oesterreich entschließen mag, soviel ist ge wiß, daß von diesen Entschlüssen seine Zukunft abhängt. Siegreich aus der Revolution von 1848 hervorge gangen/ hatte eö im Innern seine Macht durch Cen- tralisation, im Aeußern durch seine deutsche Politik und durch die Occupatio« der Donaufürstenthümer verstärkt. Es war zum Schiedsrichter in Europa berufen; denn die entgegengesetztesten Mächte, Rußland, England und Frankreich, buhlten um seine Freundschaft. Legt es noch jetzt sein Schwert in eine der Wagschalen, so muß dieselbe sinken, Bleibt eö dagegen in seiner bis herigen theilnahmlosen, inactiven Stellung, geht es vielleicht sogar zur Demobilisiruna oder auch nur zu der preußischen halbbcwaffneten Neutralität über, so läuft es große Gefahren. Seine moralische Kraft, sein bisheriger Einfluß in Europa geht verloren, wie er denn bereits in Deutschland viel verloren hat. Weil Oesterreich den Krieg zu fürchten scheint, fürchtet sich Niemand mehr vor ihm. Seine Politik schien einen Augenblick eine energische zu sein, und die Sym pathien des über Rußlands Friedensstörung entrüste ten Europa wandten sich ihm zu. Unternimmt es jetzt, die Konsequenzen einer energischen Politik von sich zu weisen, so zieht eö sich nicht bloö die Mißachtung, sondern sogar den Haß Europas zu. Man wirb dann Jenen Recht geben, welche seine Rußland allerdings sehr nützliche und der Türkei schädliche Besetzung der Donaufürstenthümer bloö eigennützigen, rein österrei chischen Absichten zuschrciben. Man wird seine Po litik der alten preußischen von 17H5—1805 gleich stellen, und eS wirb weder im -Westen noch im Osten einen ,Freund haben; denn es hat beide Theile im ihren Hoffnungen getäuscht. Käme der Friede endlich in Folge beiderseitiger Erschöpfung zu Stande, so ist zu fürchten, daß Oesterreich seine vortheilhafte Stellung an der untern Donau wird aufgebcn müssen. WaS drängt es denn aber zur Neutralität und Passivität? Etwa die Theilnahmlosigkeit Deutschlands? Aber auch ohne dessen Beistand ist eS mit den Westmächlen stark genug gegen Rußland, und dieser Beistand muß ihm doch werden, wenn eS in Folge unglücklicher Kriegs fälle im Kerne,beS Staats, in seinen deutschen Be sitzungen, bedroht würde. Möge es daher die Wich tigkeit deS gegenwärtigen Augenblicks erkennen! Wien, 13. Mai. Die gegenwärtige politische Lage ist unentschiedener, man möchte sagen bedenklicher als je. Wiewohl der jüngste Vermittelungsvorschlag unserö Cabinets in London und Paris nicht kür an nehmbar befunden wurde und Drouyn de Lhuys in Folge davon abgetreten ist, so scheint man hier doch einen weitern Beschluß nickt gefaßt zn haben, und befindet sich in der Lage, diese Zurückweisung vorläufig zu ignoriren, da der Vorschlag nicht in officieller Form gemacht worden ist. Auch rachen überhaupt die Ver hältnisse Oesterreich zur äußersten Vorsicht. Ju Frank reich ist wohl noch nickt'Alles consolidirt, und auch das jetzige Ministerium wohl nur vorübergehend. In England dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach eine noch ernstere Krisis bevorstehen. In der Türkei endlich herrscht völlige Anarchie. Der unentschiedene Waffen erfolg der AUiirlen in der Krim, die eingetretene Stockung der hiesigen Conferenzen, alles Dies muß wohl die nationale Partei in Konstantinopel mit Be denken gegen eine Allianz erfüllen, von welcher man bisher mehr Verlegenheit.als wirkliche erfolgreiche Hilfe geerntet. Neapel, 3. Mai. Die Stadt ist in größter Auf regung. Der Pesuv, der seit 1850 so ruhig war, ist im Aufbruch begriffen. Schon seit December v. I. meldeten die Führer, der Vulkan sei im Feuer und eine Erplosion werde Nicht lange auf sich warten lassen. Am 30. April mehrten sich die einem AuSbruche vor hergehenden Symptome. Man hörte ein furchtbares Donnern, eine Folge der unterirdischen, Erschütterun gen. Indessen spie der Krater nur wenig Rauch aus. Plötzlich aber gegen 5'/« Uhr Abends warf eine sehr geräuschvolle Erplosion einige glühende Steine etwa 15—20 Meter in die Luft. Sofort ergoß sich auch Lava aus der Kratermündung. Am folgenden Tage, am 1. Mai 7 Uhr Morgens, öffnete sich plötzlich ein neuer Krater etwa in der Mitte der Höhe, welche den zweiten Kegel des Berges vom Kegel Gautrcy — so genannt von einem Franzosen, der sich in den Vulkan stürzte — trennt. In geringer Entfernung von diesem Krater entstand noch ein. dritter und um 9^2 Uhr Morgens warfen diese drei Schlünde Lava mit er staunlicher Kraft aus. Die benachbarte Bevölkerung von Portici, Herculanum und Resina erwartete mit Schrecken die Richtung der Lava, Alles -hielt sich bereit, nötigenfalls die Flucht zu ergreifen. So vergingen einige Stunden in furchtbarer Angst; man fürchtete die Begrabung PorticiS und namentlich ResinaS, welches am Fuße des Vesuvs auf her Straße von Neapel nach Salerno liegt. Glücklicherweise aber schlug