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M SS te ' i !< <' ,, !i?^ 18 Mai 1855. muz Freitag. LTrüD- - « -' . Eixim^ivyid« W-chml>la« PK N Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswald.e. ., W- ichnet allen -n'W '.7^ Tagesgefchichte. Freiberg, 13. Mai. Soeben ist das Programm zu der Local-Thier- und Productenschau deS land- wirthschaftlichen Vereins zu Freiberg erschienen. Dieses Unternehmen wird namentlich auch durch den Umstand einen größer» Umfang gewinnen, als ursprünglich beabsichtigt war, daß der Verein zur Beförderung der Pferdezucht im Königreiche Sachsen sich dabei bctheiligt und zugleich die Errheilung von Prämien für vor züglichere Leistungen in der Pferdezucht in Aussicht gestellt hat. Zur Ausstellung geeignet sind ausgezeich nete oder sonst beachtenswerthe Thiere, namentlich Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, Fevervieh und Fische, sodann Pflanzenerzeugnifsc und Gartengewächse, endlich Fabrikate aus lanvwirthschaftlichen Rohproduk ten sowie Maschinen und Werkzeuge, soweit sie auf Hie Landwirthschaft und die mit derselben in Verbindung stehenden Gewerbe Bezug haben. — Auf die bet einer Entfernung von mehr als und innerhalb einer ganzen Meile vom Ausstellungsplatze herbeige brachten Pferde, Rinder, Schweine und Schafe mit Ausnahme der Ferkel gewährt der Freiberger ökono mische Verein 5 Ngr., für die außerhalb einer Meile 7 Ngr. 5 Pf. pro Stück Zuschuß zu den Transport kosten. — Die vom Kreisvereine zugesagten und in Ehrengeschenken bestehenden Prämien werden nur an Aussteller ertheilt, deren Grundstücke mit nicht mehr als 2600 Steuereinheiten eingeschätzt sind, während Vie Leistungen, größerer Landwirthe durch ehrende Anerkennungen belohnt werben sollen. — Die Gegen stände der Ausstellung, die am 30. Mai d. I. von 9 Uhr Vormittags bis Nachmittags 4 Uhr stattfindet, müssen sämmtlich bis zum 20. Mai bei Herrn Ober- commiffar Münzner in Freiberg angimeldet sein. Chemnitz, 13. Mai. Der 15. Juli d. I. ist zur Veranstaltung eines VokS fest es in den I^.Stun- den von unserer Stabt gelegenen Dörfern Ebersdorf und Lichtenwalde bestimmt. Am 15. Juli 1455 war cS, wo der der damalige Kurfürst Friedrich der Sanfl- müthige mit seiner Gemahlin Margaretha, den beiden Prinzen Ernst und Albert nebst dem Köhler Schmidt (Triller genannt) in der Stiftskirche einen Dankgottes dienst für die Rettung der Prinzen aus der Gewalt des Kunz v. Kauffungen und seiner Genossen abhiclten. Der Graf Vitzthum auf Lichtenwalde hat das Innere der Kirche i» Ebersdorf, wo man.noch einige Ueber- reste der Kleider der beiden Prinzen und des Köhlers aufbewahrt, restauriren und manche andere, auf den bevorstehenden festlichen Tag abzielende Vorbereitungen treffen lassen. Annaberg, II. Mai. Ein beängstigendes Ge rücht geht durch die Stadt; ejtt UtthetnststhetWast soll bei uns eingekehlt sein: der Hungertyphus. Ob dem wirklich so ist, können wir nicht sagen, und die weise Zurückhaltung der Aerzte wird unst noch lange tm Ungewissen lassen. Aber schon dies, daß das Gerücht entstehen konnte und überall Glauben findet, spricht laut genug davon, wie hoch die,,IM bei uns gestiegen ist. Die Vorbedingungen deS Hunger typhus sind sattsam da, und es kann Niemanden Wunder nehmen, wenn nach sechs yryh^tzzz kalten Wintermonaten der äußersten Entbehrungen in den ärmern Stadttheilen mehr Nervenfieberkranke als Ge sunde sein sollen. Die Arbeitsstockung »nd ditz.Theue- rung der Nahrungsmittel »var zu allgemein Und zu andauernd, als daß die Wohlhabenderen im .Stande gewesen wären , durch fortgesetzte »nh erhDe M>hl- thätigkeit der Noth ihrer ärmeren- Mitbürger 'nur einigermaßen abzuhelfen. Die Gaben, die kuS,-andern Theilen des Landes uns zugefloffe» sind/ wie Höch auch ihr sittlicher Werth zu schätzen sein mag, jönnen doch bei der Größe der Bedürfnisse säum in Betracht kommen. Immer waren die Gemeinden des Gebirges in Betreff der Unterhaltung ihrer Armen, wesentlich auf ihre eigenen Kräfte angewiesen. Wit hoch aber das Maß dieser Kräfte anzuschlagen ist-, mag eine Vergleichung lehren. Als die diesjährige» städtischen Steuerzettel ausgegeben wurden, entstand W,eine all gemeine Aufregung über die Höhe per Steuern, und doch war unter dem zu deckenden Fehlbrdarf von 9000 Thlrn. der Posten für die Armenkasse nur mit 2200 Thlr. angeführt. Dagegen hat Barmen in Rhein preußen mit etwa viermal so viel Einwohnern, aber verhältnißmäßig viel weniger Armen; eine Stadt, die hinsichtlich der Lebensmittel bedeutend, günstiger gestellt ist und his in dje neueste Zeit in einigen Zweigen eines guten Geschäftsganges sich zu erfreuen hatte, Barmen hat für dieses Jahr ein Armenbubget von 63,487 Thlrn. AuS diesen beiden Zahlen laßt sich Manches ersehen. Zwischen. Annaberg aber und den übrigen Städten des Obergebirges wird kein beträcht licher Unterschied sein, und von seinen Armenverhält- Nissen wird man^ ziemlich sicher auf die allgemeinem des Gebirges überhaupt schließen können.. Erlauben Sie mir noch auf eine Stelle in jener Petition hinzu- wefsen, die von Annaberg aus an die Stäube um eine direkte Eisenbahnverbindung.mit Chemnitz er gangen ist und deren > Unterschriften dafür bürgen, daß ihre Angaben zuverlässig sind. In dieser, heißt es: ,-Bon den 11,000 Menschen, welche die QWrat- meile im Gebirge trägt, muß gegenwatkig ein Fünf theil wegen Mangels an dem Unentbehrlichsten ernährt