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107 tabelsten Schienenwegen Europas zählen muß, nicht lange auf sich Warten lassen wird, versteht sich von selbst. Nach den neuesten Nachrichten ist auch die Concessiön der österreichischen Regierung zu den Vor arbeiten für die Reichenberg-Parvubitzer Bahn bereits htrabgelangt und sollen sie'nvch innerhalb dieses Jah res vollendet weiden. Welche Vvrtheile durch die projectirten Schienenwege für Böhmen erwachsen, mö gen Sie daraus entnehmen, daß nach einem mäßigen Voranschläge der Reichenberger Handelskammer ver dortige Bezirk durch die Rrichenberg-Zittauer Bahn allein, einzig an Frachten jährlich 170,000 fl. erspart, was zu 5 Procent gerechnet die Interessen eines Ka pitals von 3,500,000 fl. ergiebt. (Dr. I.) Rußland. Das Journal de St.-PeterSbourg enthält eine Circulard epesche des Staalskanz- lers Nessel rode an die russischen Gesandten im AuSlande, betreffend den Beitritt Sardiniens zur offensiven Allianz der Westmächte. Es heißt in derselben ungefähr:. Der Kaiser glaube, daß die Po litik ves Königs von Sardinien allgemeine Mißbil ligung erfahren werbe. ES sei unbegreiflich, wie ein bisher im Frieden lebender Staat den Feinden HülfS- lruppen sende und ohne Kriegserklärung mitsechte. Wenn auch der Hof von Turin den Gebrauch beS Völkerrechts verletzt habe, der Kaiser wolle dasselbe nicht, und erkläre hiermit den Krieg an Sar dinien. Sardinien möge eS vor dem eigenen Lande und vor Europa verantworten, daß es feindlich gegen Rußland aufgetreten sei, invessen die mitteleuropäischen Staaten, während der Eröffnung der Friedensunter handlung löblich neutral, Werbungen für eine Fremden legion verböten. Sardinien fechte nicht für die Christen heit. Die Armee stelle sich' unter den Befedl Eng lands, hoffentlich nicht in dessen Solde. Das Eigen- lhum der Sardinier in Rußland solle respectirt wer den, sardinische Unterthanen sollen unter dem Schutze des Gesetzes frei verbleiben können. Die sardinische Flagge verliere ihre neutrale Prärogative, eine Ab- fabrtssrist für dir sardinischen Schiffe wird bestimmt, den sardinischen Konsuln.wird daöErequatur entzogen. Aus der Krim. Ueber rincn russischen An griff auf Eupatoria liegen zwei Berichte vor, die in dec Ztchlenangabe der dabei engagirtcn russi schen Truppen bedeutend von einander abweichen. Der Wiener „Presse" wird aus Varna vom 22. Febr. berichtet: „Am 18. Febr. fand der lange vorbereitete Angriff der Russen auf Eupatoria statt. Der Angriff geschah von General Liprandi mit einem russischen Corps von 40,000 (?) Mann. Die türkische Armee wurde von Omer-Pascha persönlich commandirt und nach einem Kampfe von vier Stunden sahen sich die Russen zurückgeschlagen. Die Nüssen zählen 500Tobte, die Türken 150 Tobte, unter ihnen Soliman-Pascha aus Aegypten, mid 35 Verwundete." Die Preußische Korrespondenz schreibt über den selben Vorfall: „Nach hier eingegangenen telegraphi schen Nachrichten hat am 18. Febr., 7 Uhr Morgens, ein Angriff der Russen unter General Liprandi auf Eupatoria stattgefunden. Dieselben waren angeblich 4000 Mann stark. Der Angriff wurde nach vier stündigem Gefecht abgeschlagen und sollen die Russen dabei 200 Mann,, die Türken 15 verloren haben. Unter den Tobten befindet sich Soliman-Pascha aus Aegypten. Die Zahl der Verwundeten soll bei den Türken '35 betragen." — Ueber die Affaire von Eupchtöria, die bisher nur über Bukarest gemeldet war/'wird jetzt über Petersburg folgende russische Depesche bekannt: Am 17. Febr. wurde ein Theil der Truppen, die in den Umgebungen von Eupatoria cantoniren, zu einer RecognoScirung gegen die Stadt ausgesendet. Auf die Entfernung von 250 Toisen (—1500 Fuß) eröffneten sie ein Kreuzfeuer, und in kurzer Zeit gelang eö ihnen, einen Theil der feindlichen Geschütze zu demontiren und fünf Munitionswagen in die Luft zu sprengen. Als sie sich vergewissert hatten, daß sich zu Eupatoria gegen 40,000 Mann mit 100 Geschützen befinden mußten, gab der General Chrulew, der unsech Detachement commandirte, den Befehl, sich außerhalb des feindlichen Feuers zu rangiren, WaS mit der größ- ten Ordnung geschah. — Bei Sebastopol. sind dir feindlichen Belagerungsarbeiten nicht vorgeschritten. Unsere Artillerie und unsere Tiralleurs fahren fort, die Arbeiten zu hindern. AM 13. Febr. haben wir ein Pulvermagazin in den französischen Trancheen in die Luft gesprengt. — Die „Donau" enthält folgende telegraphische Depesche auS Sebastopol vom 18. Febr.: „ES ist Thauwetter eingetreten. Fürst Mentschikoff ist an einem alten, bedenklichen Uebel erkrankt. Omer-Hascha's Hauptquartier ist ein Dampfschiff vor Eupatoria, Ein erwarteter Ausfall wurde von den Türken auf der Meeresseite mit Erfolg zurückgeschlagen. Die Eng länder haben ibre Positionen theilweise verlassen; diese sind von den Franzosen besetzt; die Arbeiten werden umgestaltet. - Einem Bericht des LorbS Raglan zu Folge war eine große Bewegung bemerkbar, die am 16. Febr. in Sebastopol stattfand. Der Gesund heitszustand des englischen Heers hat sich ge bessert und war alles Nothwendige vorhanden. — Moritz Hartmann schreibt der Kölnischen Zei tung aus Konstantinopel vom 8. Febr.: Seit Ocrober v. I. hab« ich es für meine Pflicht gehalten, von Zeit zu Zeit die sanguinischen Hoffnungen des Westens auf eine schnelle Einnahme Sebastopols zu dämpfen; jetzt halte ich mich für eben so berechtigt, wenn auch nicht auf vie Einnahme, doch jedenfalls auf einen sehr bedeutenden Schlag vorzubereiten. Ob und welchen Erfolg dieser Schlag haben wird, liegt freilich, im Schoos der Götter. Bedeutsame Thalsachen, Ent schlüsse und Vorbereitungen, die ich aber zuv Stunde noch nicht näher bezeichnen darf, geben mir die Ge wißheit, baß wir bald von sehr wichtigen Ereignissen hören werden. Doch darf ich nur mittheilen, waS hier Jedermann wissen oder beobachten kann. In den Hospitälern trifft man großartige, vorsorgliche, doch nicht minder traurige Anstalten zur Aufnahme Derjenigen, Vie nicht im Graben von Sebastopol zu bleiben bestimmt sind. Die Franzosen allein haben 5000 Betten bestellt und (Heils schon eingerichtet, ob«, wohl die Kranken in den Hospitälern abnehmen. Französische und englische Offiziere, die sich hier auf Urlaub ober in der Reeonvalescenz befinden, sind vorgestern sämmtlich nach der Krim beordert worden. Rach dem Wunsche General Eamobert's sollen sich neu ankommende Verstärkungen keine Stunde mehr in Konstantinopel aushalten,/sondern sofort nach der Krim segeln. Nach Allem, was uns von Balqklava zukommt, erscheinen uns diese Vorbereitungen sehr, begreiflich. Die Soldaten fangen an zu murren, dir-