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L54 Paris, 2ß. März. Der „Moniteur de l'Armee" thkilt mit, daß die russische Armee in der Krim im Ganzen nur aus I1-,OVOMank bestehe. Der „Con- stitutionel" glaub^ past, mail'vj>ir her Zerstörung Se- bastopols Abstand stenommen habe, dieKriegSrüstungen aber fortdaüern werden. Alls der Krim bringt die „Milit. Ztg.^ Nach richten, die bis zum 8. März reichen. Die Alliirten beobachten noch immer die strengste Devensive; ihre Belagerungsarbeiten sind auf 80 Meter gegen Se- bastopol vorgerückt. Die Minen, deren schon einige Male Erwähnung geschah, sind in großartiger Weise angelegt und zum Teil mit Pulver gefüllt; die Russen Haven eS aufgegeben, Contreminen zu graben, theils wegen Zeitverlust, theils wegen Ungewißheit des Er folges. — In einem Kriegörathe, welchem der General Osten-Sacken zum ersten Male präsibirte, wurden die Folgen der wahrscheinlichen Einnahme des südlichen StadttheilS Sewastopols ernstlich besprochen. Mit Rücksicht auf diese Eventualität wurde abermals zur Desarmirung und Versenkung von 5 Kriegsschiffen geschritten. — Die Correspondenzeir der englischen Blätter aus der Krim haben mit dem Wetter eine freundlichere Farbe angenommen. Der Times-Bericht- erstatter schreibt am 6. März: „ES thut meinem Herzen wohl, wieder Angenehmes melden zu können. Das Wetter ist prachtvoll und obwol die mondklaren Nächte unsere Nachtarbeiten hindern, sind doch unsere An griffs- und VertheidigungSwerke wesentlich gefördert worden. Alles im Lager trägt den Stempel von Ver besserungen auf der Stirn. Der Geist der Truppen ist vortrefflich; der Gesundheitszustand bessert sich,.die Sterblichkeit nimmt ab. Die Trümmer des einstigen Balaklava werden zur Anlage von Straßen und Landungsplätzen verwendet; an die Stelle der alten verfallenen, schmutzigen Hütten treten saubere Holz häuser und Magazine; Kanäle sammeln das stagni- Neueste Bilder aus Japan. (Fortsetzung.) Simoda, Hafenstadt in der Provinz Idsu. Die Stadt Hai ungefähr tausend Häuser, alle Straßen sind rechtwinkelig angelegt. Jedes Ende derselben ist mit einem Gitter versehen, das deS Nachtö verschlossen wird, so daß von einer nächtlichen Stra- tzen-Communication hier keine Rede sein kann. In der Mitte der Straße läuft ein 6 Fuß breiter und einen halben Fuß erhöhter, gut gepflasterter Weg für Fußgänger. Die daran stoßenden Häuser, meist nur ein Stockwerk hoch, haben durchgängig eine Art von Veranda (Vorbau, unter dem man bedeckt der freien Lust genießen kann) nach der Straße hin; bei Kauf leuten stößt hieran das VerkausSlocal, die ganze Fronte DeS HauseS einnehmend. Bei bloS bürgerlichen Woh nungen dagegen ist erst eine Art Vorsaal, etwas we niger höher, als der Boden der Straße gelegen, und daneben ein um 2 Kuß erhöhtes Gemach, in welchem vorkommende Besuche oder unbedeutende Geschäfte ab- Hefertigt werden. Der Lorsaal hat nur einen Estrich, -aö andere Gemach ist jedoch mit mehr ober weniger hübschen Matten belegt, je nach den Vermögensum ständen des Bewohners. Daö beste oder StaatSzim- mer, in welchem auch die neuesten Matten liegen, befindet sich durchgängig auf der Rückseite des Hauses rende Wasser aus den niedrig gelegenen Theilen der Stadt und führen es fort; an den Straßenecken steht der Polizeimann; auf den Höhen fpnt das Geräusch der Schaufel, um jden Btchen M die Legung der Eisenbahnschienen zu bearbeiten; daneben wird ein HoSpital für 4stO Recouvalescenten hingezaubert; der Unflaih, den die armen Türken berghoch aufge- thürml hakten, wird weggeräumt; die Pferdeleichen verschwinden unter Kalk- und Erdhügeln; der Hafen sieht sich jetzt respektabel an und zeigt auf seiner Nord seite einen schmucken Landungsplatz mit einem Arsenal und Magazinen, zu denen eine Zweigbahn führt, und in 14 Tagen dürfen wir hoffen, die erste Locomotive über den jungfräulichen Boden der Krim hinsausen zu hören. Das Alles ist in wenigen Tagen bewerk stelligt worden und beweist, was guter Wille, mit Verstand gepaart, zu leisten vermag. Die Soldaten arbeiten auch mit Lust und Freude, wo man sie braucht, und Lord Raglan inspicirt jetzt Alles und Jedes mit eigenen Augen. In den letzten drei Tagen stand das Thermometer durchschnittlich auf 45", heute haben wir 52 "F. Proviant, darunter auch Gemüse, haben wir im Ueberfluß; Maulthiere mit Treibern aus. aller Welt Enden stehen der Intendantur zu Gebote; Klei der sind jetzt mehr im Lager, als von nöthen, und an frischem Fleisch ist kein Mangel. Die Belagerungs arbeiten gehen dabei ihren regelmäßigen Gang, und man darf sich der Hoffnung hingeben, daß der An griff binnen kurzem in sehr entschiedener Weise wirb begonnen werden können. Neuere Nachrichten, die über Petersburg unter'm 27. März eingegangen, melden, daß am 14. März vor Eupaloria ein von türkischer Cavallerie gemachter Ausfall durch die Russen zurückgeschlagen wurde. — Am 17. März griffen bei Scbastopol drei Bataillone Zuaven, denen starke Reserven folgten, die Russen an, wurden aber zurückgeschlagen. Der neue Oberbefehlshaber Fürst Gortschakoff ist am 20. März in Sebastopol eingetroffen. und hat gewöhnlich die Aussicht in einen Hof, oder bei wohlhabenden Leuten auch auf einen niedlichen Garten, in welchem wohl auch ein kleiner Fischweihec mit Goldfischen befindlich ist. Die Küche befindet sich gewöhnlich in einem besonder» Seitengebäude, oder bei kleinern Häuiern doch wenigstens in der entlegen sten Ecke. 4) Japanische Tempel und japanischer Gottesdienst. Am Fuße der Hügel und noch zwischen den letzten Häusern der Stadt Simoda befinden sich acht Tempel, die neben den für den Gottesdienst bestimmten Gebäuden noch andere zum Gebrauche der Priester, sowie für Reisende von Auszeichnung, die man hier meist in Tempeln einquartirt, enthalten. Der für den Gottesdienst bestimmte eigentliche Tempel enthält eine geräumige Halle, deren Hauptaltar in seiner Ausrüstung sehr den Altären der Chinesen und deren Jedo-China gleicht; besonders sind Vasen mit Lotosblumen, sowie Rauchbecken und Kandelaber vor herrschend. Zur Linken deS Altars steht ein niedriges Tischchen, darauf zwei bronzene Glocken von schönem vollen Ton, die kleinere, um 5 Töne höher gestimmt als die grössere, und zu jedem dieser Becken ist ein besonderer Schlägel. Links neben diesem Tischchen steht ein niedriges Lesepult, worauf drei Bücher, welche Gebete enthalten. Rechts daneben befindet sich eine