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»so Allgemeinen so viel tranSpirtrt, daß die Unterhandlun gen einen friedlichen Fortgang nehmen, und die Hoff nung einer wenigsten» für die nächste Zukunft beruhi genden Ausgleichung-NlS begründe« erscheint. Es ist diese WenLuntz-der Düige irw jetzigen Moment um so erfreulicher, als. dadurch zugleich eine Meinungsver schiedenheit erledigt wird, welche zwischen den drei alliirten Mächten in den Ansichten über die Fortfüh rung deö Kriege», eingetreten ist. England und Oester reich sind nämlich aus verschiedenen Gründen gegen die Krimreise des Kaisers der Franzosen, weil sie auf Wiederherstellung des Friedens hoffen, während Lud wig Napoleon, weil er diese Hoffnung nicht theilt und daher die Anwendung ertremer Mittel für nothwendig erachtet, bisher darauf beharren zu wollen schien; zei gen sich nun die Erwartungen von dem friedlichen Re sultate der Conferenz in der Thal gerechtfertigt, so fällt auch diese Klippe als beseitigt weg. Alles dies fällt indessen weniger in die Wagschale, als die Verhand lungen über den bekannten dritten Punkt der Garantie sorderungen, und dieser ist bis jetzt in der Conferenz noch nicht zur Erörterung gekommen; erst wenn über diesen Punkt die Conferenz Beschluß gefaßt hat, wird sich ein Prognostikon für den wahrscheinlichen AnS- gang der Verhandlungen stellen lassen. London, 2L. März. Amtlichen Angaben zufolge war daS englische Krimheer am 27. Febr. 27,667 Mann stark. In dieser Zahl sind 17,623 Kranke, von welchen sich 12,324 zu Skutari befanden, nicht mit inbegriffen. Die Cavalerie und die reitende Ar tillerie zählte im Ganzen 1617 Pferde. —DaS der großen Ostseeflotte voraus eilende fliegende Geschwader ist gestern Nachmittag von Spithead nach den Dünen abgesegelt und wird von dort, sobald das Eis es ge stattet, nach Kiel abgehen. AuS der Krim. Briefe aus Konstantinopel und Varna vom l2 März melden kein größeres Er- eigniß vom Kriegsschauplätze. Die Russen haben jetzt alle Anhöhen besetzt und befestiget. Diese Maßregel ist die erste Operation, welche der Generaladjutant Osten-Sacken zur Ausführung brachte. Die Belage- rungSarbeiten der Alliirten am äußersten rechten Flügel erstrecken sich nur bis zum Tunnel, welcher 300 Ellen breit durch einen Felsen gehauen wurde, und durch Welchen die Wasserleitung längs des linken Ufers der Tschernaja nach Sebastopol führt. Diese bis 5. März reichenden Nachrichten ans der Krim melden wiederholt das Erwachen Des Frühlings auf der süd lichen Zone; der Tod deS Kaisers Nikolaus war an jenem T,age weder in Balaflava noch in Sebastopol bekannt, Der Gesundheitszustand der Truppen bessert sich und der Feld- und Belagerungsdienst wird ge- regelter. — Der „Oesterr. Corresp." wird aus Konstanti nopel gemeldet, daß nach Berichten aus Balaklava Fürst Menschikoff schwer erkrankt sei. (Andere Blätter lassen ihn bereits gestorben sein. D. Red.) — Die türkische Armee inEupatoria, gegenwärtig bereits 75,060 Mann stark, sehnt sich mit ungedul- diger Kampfbegier nach einem zweiten Treffen mit dem Feinde. Einem solchen glaubte der Sirdar Omer- Pascha, allen Verkehrungen nach zu schließen, bis Ende vorigen Monatö entgegensehen zu müssen. ES war dies jedoch nicht der Fall, und jetzt, wo wir den Ruffett numerisch überlegen sind, werden sie eö gewiß nicht Wägen, daö blutige Spiel vom 17. Febr. zu er neuern. —- In Folge mehrer von den Soldaten des anatolischen SeybekbataillonS-und betrunkenen Larta ren an russischen Leichen-auSgeübter Frevel, unter welchen daS im Orient so 'beliebte - Kopfabschneiden obenan steht, hatte der Sirdar sich veranlaßt gefunden, daS bereits im vorigen Jahre von ihm erlassene Ge setzt zu erneuern, welches jede Verstümmelung gefal lener Feinde mit Todesstrafe verbietet. Leider beobach ten die russischen Generale nicht dieselbe Pietät, denn in den letzten Tagen fand man zwei in feindliche Hände gefallene Soldaten unserer Armee, einen Ta taren und einen Cavaleristen, als Leichen im Felde. Die Leiche des Erstem war an einem Baume auf gehängt und, wahrscheinlich noch bei Lebzeiten, schmach voll verstümmelt worden, die andere aber war von mehr als hundert Lanzenstichen und Säbelhieben zer fetzt, von Messerstichen verstümmelt, beider Ohren und beider Daumen beraubt. Dergleichen pestialische Tha« ten gegen wehrlos gemachte oder getödtete Feinde er wecken natürlich auch unsererseits und trotz des erlas- lassen«! Verbots den Trieb nach wiedervergeltender Rache. — Vor Sebastopol werben die Arbeiten zwi schen dem Malakowthurme und der Rhede fortgesetzt. Die Batterie St.-Laurent hat mehre russische Dam pfer mit glühenden Kugeln beschossen und in den Grund gebohrt. Die Raketengeschosse der Alliirten verursachen in Sebastopol fortwährend großen Scha den. Unter den Russen kommen neuerdings häufig Desertionen vor/' Konstantinopel, 9. März. Die Nachricht vom Tode des Kaiser Nikolaus wurde gestern dem Sultan mitgetheilt. Der Pabischah stand einige Au genblicke regungslos; dann wandte er sich gegen Mekka, verneigte sich tief und sagte mit zitternder Stimme: „ Gott ist groß und barmherzig! Ich fündige nicht, wenn ich meinen mächtigen Feinv, der auch der mäch tige Feind des Islam war, in meinem Herzen bedaure. Allah, der den Sklaven gemacht hat wie BegS (Für sten), vergebe dem Tobten seine Sünden!" Vor ni i s ch t e s. Die Schneemassen, welche das obere Erzgebirge bedecke», müssen den eingehenden Schilderungen nach in diesem Winter ganz außerordentlich sein. Ein Besuch des kleinen böhmischen GebirgSstädtchcn Gottesgabe, eine Stunde oberhalb Oberwiesen thal nach Carlsbad zu und zwischen dem Fichtel- und Keulen berge, in einer Höhe von ,3470 Fuß über der Nordsee gele gen, soll außerordentlich viel Interesse bieten. Zn den meisten Häusern führen unterirdische Gänge von 12, 16 und 20 Ellen Länge oder auch in den Schnee gearbeitete Wendeltreppen von 12 Ellen Tiefe. Ein zwei Stockwerke hohes Haus am Markt daselbst ist dermaßen in dem Schnee vergrabe», daß die Be wohner desselben drei Tage lang in Abgeschiedenheit und Fin- sterniß bleiben und sich endlich entschließen mußten, einen Aus gang durch die Bretwand d»S Giebels zu brechen, um sich Be leuchtung zu schaffen und die Communication herzustellen. — In Wiesenthal ist eS allerdings so schlimm nicht, doch kann, wer auf der Straße geht, bequem in die Oberstuben der Häu ser blicken.» Auf dem Markte war, gegen Aktien L S Ngr., ein 10 bis 12 Ellen langer Tunnel erbaut worden, welcher in einem runden Zimmer endigte, geräumig genug, um mit Be quemlichkeit 30 Menschen zn fasse», welche bei Abendbeleuch- tung hier einen warmen Trank einnahmcn. Der vom Post hause herabrolletide Schnee hat beide frostige Bauwerke zerstört.