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Nr. 13. Meißerih-Ieitung. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. erscheint Dienstag« und' Freitags. Zu beziehen durch «Ne Postanstal- ten. Preis pro Quart. IvNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. 13. Februar 1855. Inserate werden mit 8 Pf. für die Zetle berechnet Sund in allen Expeditionen angenommen. Die Besetzung des Bürgermeisteramtes m Dippoldiswalde. Zn diesem Blatte befand sich vor kurzem ein Artikel, in welchem die sofortige Besetzung des in den nächsten Monaten zur Erledigung kommende» Bürgermeisteramtes durch einen Juristen als nothwendig und zweckmäßig vor stellig gemacht wurde. Der Verfasser stellte stch dabei le diglich auf einen allgemeinen Standpunkt und verstand in einer sehr lebendigen und den Leser gewinnenden Dar stellung allgemeine Grundsätze vorzuführen, gegen deren Richtigkeit an und für sich wenig zu sagen sein dürfte. Inzwischen ist es eine bekannte Sache, daß damit nicht im mer der einzelne Fall in allen Beziehungen getroffen wird; eS können ganz besondere Verhältnisse obwalten, welche auch eine besondere Regelung erfordern. Wenn ich mich über obige Frage auch ansspreche, so kann ich dem Verfasser auf dem von ihm betretenen Wege weder folgen, noch werde ich ihn zu widerlege» suchen, obschon ich einzelne seiner Behauptungen nicht zu theilen vermag. Ich wende mich vielmehr zu zwei Fragen, die er ganz unberührt gelassen hat. Die erste Frage ist die Geldfrage, ein Umstand, dem Mancher nicht die Aufmerksamkeit schenkt, welche er namentlich bei den jetzigen Verhältnissen fordert. Ich frage den mit unseren Verhältnissen vertrauten Leser: Ist eS wohl gethan, jetzt schon den Weg vollständig abzuschneiden, auf welchem eine ansehnliche Erhöhung der PenstonSlast umgangen werden kann? Ich boffe, daß er mit mir sagen wird ,,Nein." Wir stehen am Vorabend der Aufhebung der Patrimonialge richtsbarkeit. Ihr Eintritt wird, wenn man auf dem be tretenen Wege fortfährt, die PenstonSlast bis zur Höhe von ohngesähr 800 Thlr. jährlich bringen, eine Summe, welche die städtischen Kollegien wohl in Anschlag bringen «erden zu einer- Zeit, wo noch die Möglichkeit vorliegen WWU.Mese unangenehme Erscheinung von uns abzuwen- HM' t>b dies mit Gewißheit erlangt wird, läßt sich zwar «Hl behaupten, weil man eben die im Gefolge der Ab- stabe der städtischen Gerichtsbarkeit eintretenden Lcrände- rüNsttiü jetzt noch nicht zu übersehen vermag. Allein bes- Mhalte ich es allemal, wenn man eben jene Zeit ab wartet. Kommt Zeit, kömmt Rath. Die vor 3 Jäh rest erbetene einstweilige Verwaltung des Bürgermeister amtes wurde zwar von der Regierung, nicht gebilligt, al lein der von derselben dagegen angeführte Grund liegt nicht yiöhr vor, weil er sich im Laufe der Zeit erledigt hat. Was damals perweige'rt wurde, ein Interimistikum, ksmn j^t genehmigt werden. , Unh nun zur zweite» Frage! Was wird denn durch sofortige Besetzung erlängt? Doch wohl muthmaßlich wei ter nicht-, als das, waS Manche kleine Stad de in Fällen der vorliegenden Art bereits erfahren haben und wir später stets noch erreichen können. Die Zahl der Bewerber kann der Regel nach nur aus 2 Klassen bestehen, solchen, welche, kaum der Universität entgangen, und zur Advoeatur noch nicht gelangt, Sehnsucht in sich tragen, einen eigenen Hausheerd zu gründen und Entree zu einer künftigen Praxis zu gewinnen,—sodann aus solchen, welche an dem Ort ihres jetzige» Aufenthaltes entweder stch nicht wohl fühlen oder mißliebig geworden, oder den erwarteten Erfolg in der juristischen Praxis nicht erlangten, obschon ich recht gern zugebe, daß, weil keine Regel ohne Aus nahme ist, hier auch besondere Fälle obwalteit können. Man wende mir nicht unsere zeither gemachte Erfahrung ein. Unser Rüger, welcher sich übrigens um das Bürgermeisteramt nicht beworben hat, sondern dazu berufen wurde, würde die Wahl, glaube ich, nicht angenommen haben, wenn er nicht sein Augenmerk auf eine Stadt gerichtet hätte, welche damals alS künftiger Sitz eines Bezirksgerichts und demnach einer umfassenden Praxis galt. Letztere ist nicht zu erwarten, weil sich eben die Sachlage ganz ander« gestaltet hat. ' Beide von mir angeregte Fragen sind von delikater Natur, so daß ich über solche mich hier nicht deulicher verbreiten kann. Inzwischen wird der besonnene und mit den hier einschlagenden Verhältnissen vertraute Leser Stoff genug haben, um in dem Gesagten noch das zu finden, was ich hier nur — berühren konnte. Schlüßlich will ich nur noch gedsnktH, daß mich ei gener Vörtheil zur Aussprache dieser Ansicht nicht bewegen konnte; ich kann versichern, daß ich es nicht fürchte, selbst wenn auch das Dutzend Advocaten auf hiesigem Platz noch voll werden sollte. Ob daS Publicum dabei gewinnt, ist eine — ganz andere Sache. — Das, was ich schreibe, vertrete ich nach allen Seite» hin, und da ich nicht wünschen kann, daß eine unschuldige Seele in Verdacht komme, so nehme ich gar keinen Anstand, mich als Verfasser zu nennen. Advocat Riedel. Tagesgeschichte. § Altenberg, den II. Febr. Der Genöd'arm König von hier brachte am gestrigen Tage ein Ge wehr von Zinnwald, mit welchem ein junger Mensch, G. von Zinnwalv, seinen Vater zu erschießen gedroht haben soll. Ja Andere wollen sogar behaupten, daß er bereits eine Fensterscheibe eingedrückt,'dürch diese das Gewehr gesteckt und dasselbe in drohender Stel lung nach dem Vater gerichtet habe. Die eingeleitete Untersuchung wirb hierüber Licht verbreiten. ' Ferner war vom GenSd'.trm attgezei^t svbtvtti/daßin der Nachbarstadt Geising in der Nacht vom 9. ans den