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38. Januar 1855 IM» -vr - - ... . Kß . Bkrantnwrtlicher.Rcdacteur: Carl Jehne m Dippold iSUair«. und Frankreich auf Oestreich« Rußland in Kenntttiss gesetzt. Willfährigkeit, kein friedliche« 'tu chen Pienstag. dü Freitag«. Zu »ezte-en durch «ge Postaystal- ten. Preis ^ro Quart. 10 Ngr. /. ! /; i- >:! Ä meinschastliche Berathung einzukassen.^ Auch IsoM- kein Vertrag mit Rußland abgeschlossen »erd««,- ohne dass da bei folgende Bedingungen erfüllt würde» : „BewahttUtg der Gebietsunverleßlichkeit der Türkei verbunden «it Räumllng der Donaufürstenthümer, und Befestigung der bürgerlich«» und religiösen Rechte der christlichen Unterthanesi'vtr Pfortik" Von diesem sogenannten „Aprilvertrage" (oder dem .Palm sonntagsprotokoll") wurde Diese- aber zeigte keine Nachgeben. Da traten England dringende Vorstellungen zusammen und stellten fHfev Punkte (Garantien) fest, welche das kurz aussprechen sollten, was man —. - - - unbedingt würdet Hauptinhalt besagter vier Garantiepunkke folgen. , , i ./ 1) Es ist nothwendig, daß die von» kaif: ruff. Haft über die Fürstentümer Wasachei, Moldau und Serbien bisher geübte Gchutzherrschaft in Zukunft aufhöre, und daß die Freiheiten und Rechte, welche die Sultane diesen Provinzen gegeben haben, unter die Bürgschaft samMtlichn Großmächte Europa'- gestellt werden. » 2) Daß die Donauschifffahrt an ihren MünHüngen von jeder Fessel befreit wird (wie das schon die Wiener Congretz-Acte festsetzt). 3) Daß da« russische Uebergewicht im schwarze» Meere im Interesse deS europäischen Gleichgewicht« beschränkt werde. ' 4) Daß Rußland abkäßt, da- Recht in Anspruch tz» nehmen, über die Unterthanen der hohen Pforte — wel chem Bekenntniß dieselben auch angehören — eine Schutz herrlichkeit auSzuüben; sondern daß sich in Zukunft die fünf Mächte gegenseitig ihren Beistand leihen , p« sich vom Sultan die Heilighaltuug aller Freiheiten der christ lichen Glaubensgenossen bekräftigen zu lassen. Oestreich pflichtet« yieftt» Bedingungen. vollkommen bei und empfahl sie — ach s/Aug. — dem Kaifeh Nico laus auf« Entschiedenste. Auch Preußen that endlich et wa« Aehnliche«. Rußland wie« die Garantiepunkte al- gewaltige Zumutungen entrüstet von sich. Als aber di« Westmächte energisch vergingen und die Macht des Czaaren sich hinter seinen Bollwerken Jilistcia, Bomarsund, Kron stadt, Sebastopol gefährdet sah, -- ja, als sich der^ stolz« und sonst wegen seiner angeblichen Allmacht Ltfu^chtett Kaiser aller Reußen heimlich sagen mußte, ^dass/tH^IoA übtige Europa recht gut im Schach halten könne,, ha machte er Miene, sich auf Grundlage der vier Punkte zu Unterhandlungen herbeizulassen. Damit -r- hält« man glauben sollen — wäre da« Gewünschte erreicht gewesen. Dem war aber nicht also! In einer Depesche de« russst schen Ministers, Grafen Neffelrode, unter'm S. No», an den rirff. GesanM» zu Berti» gerichtrt (die angeblich eine Zelle berechnet TMK angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann-' ° Die vier Punkte.*) Da« Einrücken deS russischen Heeres in türkische- Gebiet, da- vor Jahr und Tag den Anfang deS noch bestehenden unheilvollen Kriege- bildete, zusammt dem ge heim angelegten, aber durch England verrathenen. Plane auf die Existenz de- „kranken Manne«" — sind Experi mente, die sich in ähnlicher Weise in der Geschichte Ruß land- seit Jahrhunderten immer und immer wiederholt haben,, und durch die der Czaar in den Besitz jenes rie sigen Ländcrcomplexe- gekommen ist, ans welchem Freiheit, Fortschritt und Civilisation verbannt sind. Uni so außer gewöhnlicher mußte es aber den Russen Vorkommen, daß es dem übrigen Europa endlich einmal beliebte, ob der russischen ErpberungSgelüste zu erstaunen, — noch mehr: daß eS Europa wagte, dagegen zu reden, frust zu reden, — dagegen zu chandeln, entschieden, gewaltig zu handeln. Rußland, da- Reich des Norden- und tief in Nacht begraben, erkannte nicht di« Symptome de- heraufsteigen- den Tages, e« fürchtete auch keinen Wächter bei feinen nächtlichen Thaten; denn (wie Hoffmann von Fallersleben singt) .die Hähne that man in den Tops, den Wächtern schlug man ab de» Kopf (oder schickte sie nach Sibirien) ; wer will noch Hahn und Wächter sein?" Aber der frän kische Hahn hatte nicht geschlafen, und England stand auf der Hochwacht, als Rußland von Neuem weitergreifen wollte, gleich der berheerendcn Fluth des Meeres. Als die unla.lüeren Absichten Rußlands schon lange zu Tage lagen, mußte eS wahrnehmen, daß der Nimbus seiner scheinbaren Macht auch zerronnen war. Ohne das Recht, ohne selbst die Gewalt auf seiner Seite, suchte der Czaar zu retiriren, — wo möglich, um — nur vorsich tiger — bald wieder vorzugehen. Rußland zeigte sich näm lich bereit, die Donausürstenthümer zu räumen, wenn die Westmächte ihre Truppen uiid Flotten auch zurückzögcn. Damit waren Frankreich und England nicht einverstanden; ffe verlangten jetzt schon' etxvas gethckn, um die russische Uebermacht zu brechtn. Dürch diese- feste Beharren aus beide» Seiten kam eS endlich zur Kriegserklärung. Da vereinigten sich am Palmsonntag — den S. April 1854 — die Vertreter Oestreichs, Frankreich-/-England« und Preu ßen- in Wie» und verpflichteten sich gegenseitig: „Sich in kein endgültiges Arrangement mit dem kais. puff. Hofe »der Wit irgend einer ander» Mächt ohne vorherige ge- ') Unter der lteberschrist „die Wienep Friedittsver- handlunge»" ist den Lesern Unsre« Blatte« vor nicht langer Lei» von anderer Seit« her schon eine Mittheilung isber den vorliegenden Gegenstand gemacht worden. Man wird un« sicher nicht zürnen. we»n wkrhh« vielbesprochene Zeitthema noch ein mal auioehmen, dabet aber nicht sowohl einen andern Gesichts kreis arrfsuchen, als vielmthr dnrch Einführung in da« Innere »er fraglichen Lache zur Bcurtheilung der Gegenwart und nach, sttn Zukunft autelten wollen. Anmerk, de« Beef