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Wien. Bei dem letzten Congreffe, den die Brü der Rothschild hielten, soll das Vermögen'der Fa milie durch einen Ueberschlag berechnet worden sein. ES beläuft sich hiernach auf ungefähr 2LV Mill. Fl.; vermöge des CreditS können die Rothschild über 500 Mill, verfügen. , Wien, 31. März. Die Flüchtlingsfrage wird nunmehr, insofern sie auf England Bezug hat, als erledigt betrachtet, und eS durften die deSfallS angeknüpften Verhandlungen ihr Ende gefunden haben durch die Erklärung der englischen Regierung, in wel- Wilhelmr»e. (Fortsetzung.) Friedrich Wilhelm konnte nicht widersprochen wer, den, ohne daß er in Zorn geriech, und war er ein mal in Zorn gebracht, so war er nicht mehr Herr sei ner selbst; Stockschlüge und Ohrfeigen waren seine ge wöhnlichen Argumente, und mehr alS ein Mal hatte sich seine Hand gegen seinen Sohn bewaffnet. Der Wortwechsel ward heftig geführt, denn er betraf ei nen wichtigen Gegenstand.... Friedrich Wilhelm hatte es mit seiner Politik übereinstimmend und für gut be funden, daß sein Sohn Elisabeth Christine, des Kai sers Nichte, zur Gemahlin nehyien sollte. —Friedrich, der, wie schon erwähnt, eiste englische Prinzessin liebte, weigerte sich hartnäckig, ohne einen Grund dafür an- zugcben. „Ein LiebeS-Jntrigue mit einer Bürgerlichen ist die Ursache Deines Ungehorsams," sprach der König; „nimm Dich in Acht, Friedrich, eS sollte Dir und Deiner Schönen theuer zu stehen kommen." „Wenn dies der Fall ist," sprach Friedrich bit ter, „so willige ich ein, daß die Schöne von Henkers Hand durch die Straßen Potsdams am lichten Tage gepeitscht werde." „Zum letzten Male also," rief der König, „wirst Du gehorchen?" „Nein," versetzte Friedrich. „Nun wohlan! packe Dich," versetzte der König, vdr Zorn zitternd, und warf ihn aus dem Kabinette. Friedrich stürzte in daS anstoßende Gemach und schlug mit dem Kopfe gegen den Vorsprung ei. neS Möbel.' „Diese- Blut, daS ich hier vergieße," murmelte er, über seine leicht verwundete Stirn fahrend, „wird nicht für meineuVater in den Schlachten fließen." , Er stand singend mit entschlossener Miene auf, aber Wuth kochte m seinem Herzen. Hätte er in die sem Augenblicke ein TodeSurtheil zu unterzeichnen ge habt, er würde eS gewiß gerecht gefunden haben. Unterdessen entbrannte deS Königs Gemüth vor Zorn bei dem Gedanken an diese Widersetzlichkeit un ter das Gesicht. Tausend Conjecturen durchkreuzten sein Gehirn und das Enderesuttat von allen war das: — Der Narr hat'eine Mailresse; aber wer ist sie?... Einige Tage daraus beschloß er, Friebrich'S Bediente zu gewinnen, um durch sie hinter die Wahr heit zu kommen. Dies war aber gerade daS sicherste Mittel, irr« geleitet zu rverden. Allein rin Mann, der von einer heftigen Leidenschaft getrieben wird, ver langt keine Aufklärung; er will nur in der falschen Idee bestärkt werben, die er sich in den Kopf gesetzt Hal. Ein Bedienter Friedrich'« ward vor den Kö nig geführt: er wußte nicht viel auszusagen, aber der Monarch setzte ihm di» Alternative, zwischen tau cher versprochen wird, die Flüchtlinge auf daS strengste zu beaufsichtigen und mit der ganzen Schärfe des Gesetzes gegen sie zu verfahr»», sobald ihre Theil- nahme an revolutionären Umtrieben erwiese» sei. Was die Schweiz anlangt, so wird eine Verein barung als nahe bevorstehend angesehen. — Rach einer in Pesth angeschlagenen Kund- machung ist von Seiten der Regierung für Denjeni gen, welcher den berüchtigten Räuber RoSza San tor lebendig oder todt einliefert, eine Belohnung von 10,000 Fl. C.-M. ausgesetzt. send Gulden oder einer unendlichen Anzahl Stockschläge zu wählen. Der arme Teufel begriff, baß vor einem gereizten Richter zu schweigen, dies immer in seinen Augen als eine Verhehlung der Wahrheit erscheine, und um etwas zu sagen, so berichtete er, daß sein Herr alle Tage bei einem Künstler, dem Vater einer schönen Tochter, Musikunterricht nehme und viel Ver gnügen an d«S Mädchens Unterhaltung zu finden scheine. Friedrich brauchte nicht mehr zu wissen... Ein unglückliches Verhängniß wollte eS, daß man ihm fast zur selben Zeil eine gegen ihn und seinen Sohn gerichtete Schmähschrift übergab, in welcher der Librl. list eine ziemlich deutliche Anspielung aus deS Prinzen bürgerliche und musikalische Verbindungen machte. „Ist eS kein Traum?" rief der König ivüthend... „Girdt eS denn keinen Unterschied mehr zwischenHerren und Untcrthanen?... Vergebens raube ich nm den Schlaf meiner Nächte und verkürze mir daS Leben durch die Serge für die Regierung!... Alle Combi nationen meiner Politik scheitern an einem gemeinen Geschöpfe, daS ganze Räderwerk der großen Staaren- Maschine wird von der Laune, irgend einer obscuren Coquette in der Vorstadt aufgehalten. Nun!... eS soll ihr ihr theuer zu stehen kommen!... ich will sie zum Gehorsam bringen... Mein Sohn wird nur nach meinem Tode König, oder ich werde König nach de« seinigen sein... Kehrt er zu seiner Maitceffe zurück, so hat er selbst seiner Mitschuldigen daS Unheil ge, sprachen und ich unterziehe mich dem seinigen." Und rin ganzer Schwarm subalteuer Agenten und Spione wurde ausgeschickt, um die Schritte deS Prin zen zu bewachen, und das Haus in Potsdams Vor stadt wurde mit Spähern umstellt. Wilhelmine hätte endlich eingewilligt, daß der Prinz nicht wieder bei ihrem Vater erschiene. Man war übereingekommeu, daß Franz den Brief vor der gewöhnlichen LectionSstunde in den Palast trage« sollte. Ohne große Bedaueruiß hatte sie ihre Zustim mung gegeben, alS sie aber am Abende ihren Vater an sein ihr ohnlängst gegebenes Versprechen, ihr ei nen sehr kostbaren Schmuck zu kaufen, erinnerte, gab ihr Kramsen zur Antwort, daß, da er den Ankauf von de« Ertrage d«S künftigen Unterrichts des kö niglichen Prinzen habe besorge« wollen, jetzt, wo die Ursache wegfiel, auch die Folge unterbleiben müßte. Wilhelmine war sehr schlimm daran. Sie hatte dir Welt gesehen, ohne sie zu studixeu Zeit zu haben. Ihre geblendrntrn Augen hatten Le noch nicht mit Muße betrachten könne».—Oh« Zweifel giug ihr Franz über Alles in der Welt, aber er war nicht das Einzige auf der Weit, watz sie liebte; üherdieß glaubt« sie, daß sie leicht bei andern, wenn auch nicht so viel gute Eigenschaften, doch eßen s» viel Lieb« antreffen würde, da sie nicht »vußt«, daß selbst dann, wenn man Alles besitzt, waS Liebe erweckt, man doch