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tem Tage um die Zeit und Geburt, Alter u. s. w., und diese Umstände bestimmen ihm dann die Wahl der zu setzenden Nummern. — Hier kann man mit Recht sprechen : Die Welt will betrogen werden! — Wollt Ihr klug und «eise sein, Legt die Kreuzer in den Schrein!! Dre-ben, 3. April. Vorgestern ist das Regulativ in Kraft getreten, wonach in hiesiger Stadt alle beim Bierschank gebrauchten Trinkgefäße mit dem Aich- zeichen versehen sein und je I ga^ze, oder Dresdener Kanne halten müssen. Die Gläser müssen demnach über das bezeichnete Maß Flüssigkeit auf nehmen können, da der Schaum nicht mitgerechnet werden darf und sind solche, mit einem oben ange brachten Strich,(.0.) versehen, welcher von Bier un gerechnet des Schaums erreicht werden muß. Durch diese gewiß praktische Maßregel hat der Stadtrath ohne Zweifel auf Dank der Blerconsumenten und auf Nachfolge in andern Städten zu rechnen. Rücksicht- kich des Preises der Biere ist keine Vorschrift getroffen, dies vielmehr der Concurrenz überlassen worden. — Die Kreimüthige Sachsen-Zeitung schreibt anS Dresden vom 2. April: „Glaubhaftem Ver nehmen nach ist in diesen Tagen hier in Dresden, in der Nähe des Cafe franuais, ein von der bekann ten Louise Otto in Meißen verfaßter unh bei der gerichtlichen Befragung von ihr auch anerkannter Brief, aufgrfunven worden, in welchem dieselbe die lebhaf testen politischen Sympaihim für den wegen seines Mordattentats auf Se. Maj. den Kaiser von Oester- reich mit dem Tode bestraften Libvny an den Tag gelegt hat. Die Auffindung dieses Briefs hat zu weitern Erörterungen Anlaß gegeben. Drcödeu, 4. April. Neuem Bestimmungen zu Folge soll die Hochzeit des Prinzen Albert mit der Prinzessin Carola schon früher als im Juni stattfinden. — Die Posterpeditionen zu Auerbach, Crim- mitzschau, Frankenberg, Hainichen, Hohenstein b. Chem nitz, Lichtenstein, Meerane, Mittweida, Oelsnitz, Rade berg, Roßwein, Schwarzenberg, Werdau u. Zschopau find zu königlichen Postämtern erhoben worden. Schneeberg, 3. April. Heute Morgen zwischen 1—3 Uhr früh har bei einem hiesigen Materialisten, Herrn R., ein eben so bedeutender, als mit unerhörter Frechheit begangener Einbruch staltgefuuden. Die Diebe, mindestens 5 bis C an Zahl, haben in dem neugebauten, äußerst gut verwahrten Hanse acht, sage acht Lhürcn, darunter zwei eiserne gewaltsam erbro chen, sind in bas VerkkufSgewölbc, die Niederlage, den Keller, das Waschhaus gedrungen und Haber» gegen 300 Pfd. Maaren, als: Caffee, Zucker, Reis, Tabak, Cichorien rc., ein Faß Schnaps , 22 Flaschen Champagner, 12 Thlr. an Geld und vieles Andere unbemerkt und glücklich fortgebracht. Der Schade ist ein bedeutender und ist der Bestohlene um so mehr zu beklagen, als er vor Kurzem erst neugebaut und sich rtablirt hat. Bis jetzt hat man noch keine Spur, Vie zur Entdeckung der Verbrecher führen könnte. Berlin. Dir Preuß. Zeit, theilt mih, daß bei den Personen, welche in den letzten Tagen wegen politischer Vergehen hiersclbst verhaftet wurden, sich dem Vernehmen nach gravirende Schriften ge funden haben. Namentlich sei das Manuskript eine r Proklamation entdeckt worden, welche im Augenblicke des LoSbruchS der erwarteten Revolution massenweise verbreitet werden und das Publikum mit den eigent lichen Absichten der Revolutionäre bekannt machen sollte. Grottka« lpreuß.), 1. April. Am 17. März wurde vor den Schranken deS hiesigen KreisaerichtS in öffentlicher Sitzung ein Kirchendiebstahl ver handelt. Eben hatte der Staatsanwalt am Schluffe seinen Strafantrag auf drei Jahre Zuchthausstrafe gestellt, als plötzlich der Angeklagte von der Bank aufsprang, sich auf den Staatsanwalt stürzte, den selben vorn am Halse packte und ihn, ehe noch Je mand dem Bedrängten zu Hilfe kommen konnte, an das nächste Fenster mit sich fortriß, um ihn dort — das Sessionszimmer ist im zweiten Stock gelegen — hinabzustürzen. Der wüthmde Verbrecher erreichte aber den obern Fensterwirbel nicht und wurde wäh renddem von den Nächststehenden gepackt und unschäd lich gemacht. Bei der Untersuchung seiner Kleider soll man ein Messer bei ihm vorgefunden haben. — . Hamburg, 3. April. Gestern wurde das Schul haus der hiesigen aufgelösten deutsch-katholischen Gemeinde, worin an zwei Tagen trotz des poli zeilichen Verbotes Unterricht ertheiit worden war, in aller Frühe durch eine starke Abtheiluna Polizeiofsi- cianten und Polizeiwächter, eirca. 50 Mann, besetzt und Jedem der Eintritt verwehrt. Zwar stellten sich zahlreiche Aeltern in Begleitung ihrer Kinder ein, die behaupteten, „das Haus sei ihr Eigonthum", und daraufhin Einlaß begehrten; allein sie wurden ent schieden zurückgewiesen und leisteten ruhig und ohne Zögern Folge. Etwa 20 Mann Polizetwächter wer den das HauS für die Folge beseht halten; zum 1. Mai muß dasselbe geräumt werden und wird fämmt- lichen sechs Lehrern und zwei Lehrerinnen das Unter richtgeben bei sofortiger Arreststrafe untersagt werben. Tuttlingen. Die Professorwitwe, welche ihre Magd in der Küche erfrieren ließ (Nr. 20) ist nach Untersuchung des Todesfalls und Einvernehmung der Zeugen, Nachbarn und frühem Dienstmägde derselben, vom königl. Oberamtsgerichte verhaftet worden. Die Voruntersuchung scheint die fahrlässige Tödtung außer Zweifel zu stellen. Die I8jährige Magd, Magdalene Schüle aus Nothfelden, eine ohnehin schwächliche Per son, hatte durch die in der heftigsten Kälte, namentlich zur Nachzeit, festgesetzten Putz- und Wascharbeiten ihre Füße und Arme jämmerlich zugerichtet. Vor 8 Tagen soll sie einer Nachbarin geklagt haben, sie dürfe in kein Bett mehr, da, wie die hartherzige Dienstfrau erklärte, das Bett durch ihre Wunden beschmuzt würde! So verkümmerte und erfror sie auf das elendeste! Sik lag auf einem Strohbodenstück in der Küche mi« einem schlechten Lappen Packleinwand halb zugedcckt, Lumpen statt Strümpfe an den Füßen^ ein Hemdchen, das kaum den Rumpf bedecke, auf dem abaemagerten Leibe. Nichts als einige Reste von Schalen gebra tener Kartoffeln fanden sich in ihrem Magen! Als die Angeklagte in das Gefängniß abgeführt wurde, folgte ihr und dem sie begleitenden Gerichtsdicnex ei» Zug von mehren Hundert Erwachsenen und Kindern beider Geschlechter unter lauten Aeußerungen deS Hohns und GrimmS. Sie soll jetzt im Gefängnisse um nichts bekümmert sein, als daß ihre schönen Zim merböden beschmuzt werden könnten!