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Nr. 27 Weißekitz-Zeitnng Freitag. Erscheint Dienstag» und greliag«. Zu beziehen duxch alte Postanstal ten. Preis pro Quart. IVNgr. 8. April 18S3. Inserat« ' werdrn mit 8 Pf. für di« Zeile berechnet und in all«» Expedition«« angenommrn. Gin unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlich«! Redactcur: Earl Zehn« in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse sind im eben abgelaufenen ersten Vierteljahre von 417 Einlegern: 5641 Thlr. 1 Ngr. 4 Pf- ""gezahlt, und. in 86 Rückzahlungen 1775 Thlr. 21 Ngr. 9 Pf. auSgezahlt worden. j Aebersicht d«t in dem 1. Quartale 1853 bei der Post-Expedltion zu Dippoldiswalde eingegangenen Postsendungen. Monat. LimpieBriefe.Krenz- bandsend., Muster,c. N 's 8 8 L Packet- und andere Fahrpostsendungen ohne Werthanqabe. Geldbriefe, Gldpackete, GldfLffer und Werthsendungen überhaupt. L G Werth. in Silber. imPapier. inStaat«- pap., Do kument. ,e. Llück. St. Stück. Thlr. Thlr. Thlr. Januar 2584 6 355 168 — 11015 494 Februar 2079 18 312 98 . —— 4213 49 März 2504 20 369 183 2136 0498 — Sa. 7167 44 1036 449 2136 24726, 543 * Aus der Umgegend von Altenberg, den 4. April. Drei Erscheinungen werden bei uns.mit Sehnsucht erwartet. ES ist dieses einmal der Früh ling. Verbreitet derselbe schon im Allgemeinen ein reges Leben; sicher, am allermeisten ans unserer rauhen Alp, auf welcher wir gewöhnlich zu lange im Winter schlafe liegen müssen. Wie sich der Dachs endlich auS seiner Höhle sehnt, in welcher er den Winter hindurch von seinem Fette gelebt, so der Gebirgs bewohner, wenn er, da er nicht in'S Freie gekonnt, Monden lang meist unthätig hinter dem Ofen geses sen, in Gottes freie Natur kann, die ihm gesunde Luft, Arbeit und Brod bietet. Eine zweite längst herbei gewünschte Erscheinung ist die Leipziger Ostermesse, weil man sich*ber Hoffnung hingiebt, sie werbe unserm Geflechte einen günstigen Wendepunkt geben. — Kommen auch aus Niederlande erfreuliche Nachrichten zu uns, daß die Wintersaaten, die nun dem Auge sichtbar sind, zu -en schönsten Erntehoffnungen berechtigten, so ist «S -och biS dahm, wo diese Wünsche realisirt werden könnten, noch eine geraume Zeit, und wenn man sich bei nunmehrigem Mangel der Kartoffeln, bei diesem Verdienste, lediglich an'S liebe Brod halten soll, so dürften schmale Bissen aüsfallen. Wie es aber heute auSsieht, so scheint anch der April uns mit seinem anfänglich freundlichen Gesichte getäuscht zu haben. Die dritte und letzte sehnlichst erwartete Erschei nung ist die Hauptziehung der 43. königl. sächs. Landeölotterie, welche den I I. April beginnt und den 22. d. M. endet. Vor einigen Jahren noch wurde hier und in der Umgegend wenig darinnen gethan. Allein seitdem mehrere Hauptgewinne nach Dönischen, Liebenau, Dippoldiswalde, Frauenstein u. a. m. ge kommen, machen die CollecteurS guten Absatz. So reell und garantirt nun auch auf der eineu Seite dieses Spiel ist, so ist doch auch hierin Maaß und Ziel zu halten, und ja nicht mehr zu spielen, als das liebe Korn hergiebt, denn jede Uebertreibung schadet. Mancher, der das Spiel soryiren und der Fottuna Ausbeute abzwingen wollte, hat seinen Ruin herbei geführt, und eS haben sich an ihm, traurig genug, die Worte bewährt: „Lotterieloose sind Eingangs zettel in'S Armenhaus." Deshalb ist nicht zu btlli- gen, wenn arme Dienstboten, durch die vielen Nullen verführt, ihr Tröpflein in den Oua»tragen, sich hier zu den Lohn bei der Herrschaft tWitttS zahlen lassen und, wie eS vorgekomm^nl, nachdem sie längere Zett gedient, abgetragener in'S elterliche HauS zuruckkehren, als sie ausgegangen sind. Am Allerwenigsten zu bil ligen aber ist es, wenn Leute, die alle communlichen Gefälle im Hintergründe lassen, bei dem Bäcker selbst mit dem Brode restiren, hierzu sich Geld aufzutreiben suchen. Wer also spielt und spielen kann, der spiele mit Ruhe und Vorsicht und sehe zu, daß er nicht bei Uebertreibung früher oder später seine Vermögens- umstände beeinträchtigt und zerrüttet. — Noch mehr lockend, täuschend und für die unbe mittelten Classen höchst verderblich ist das Lotto, des sen Ziehungen, wenn Einsender sich nicht irrt, von 14 zu 14 Tagen zu Prag und Brünn abwechselnd geschehen. Viel Geld ^wird widerrechtlich auf gehei men Pascherwegen mühsam über die Berge nach Böh men getragen. Sind eS auch nur einige Kreuzer, di« der Unbemittelte hier in der Regel Preis giebt, so erfolgt doch die Ziehung, und mit ihr auch die Vollerr- dung deö Spiels, wie angezogen, aller 14 Taste, was allerdings lockend ist, obgleich eine sichere Bürgschaft - nicht voZiegt, wie bei unserm sanclioiürten inländi- , schein Institute, der königl. sächs. Landeölotterie. Auffallend äußert sich hier der Aberglaube. Ein solcher Spiellustigrr geht entweder vor der Ziehung zu einer Kartenschlägerin, läßt sich die Karte legen, achtet nun genau auf die Zahlen, die diese ihm als Glücksnummern verschlägt, und geht dann wohlgemuth, seine paar Kreuzer zu Markte zu tragen; oder er giebt genau Acht auf seine Träume, was eben so häußg vorkommt, als das Erste. Die Personen, die er in seinen Visionen gesehen,' befragt er gleich mit ergrau-