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Weißerih-Ieitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Erscheint Dienstag» und, Freitag». Zu beziehen durch alle Postaystäl- ten. Preis pro Quart. lONgr. Inserate werden mit - 8 Pf. für di. Zeile berechnet ch u. in allen Sr« pedtttenen an genommen. Ein unterhaitendeö Wochenblatt für den Bürger und öandmann. Noch ein Wort über Mobiliar- Versicherungen. Die Leser dieser Zeitung find theilweise durch die- selbe sowohl, wie vielleicht auch durch andere Blätter, oder durch mündliche Mittheilungen von dem großen Brand unglück in Memeln in Kenntniß gesetzt; dessen ungeach. tet glauben wir annehmen zu dürfen, daß dieselben unsere Mittheilung über den außerordentlichen Schaden, den die ser Brand verursachte, mit Interesse lesen werden. Der Schaden läßt fich beurtheilen und annähernd berechnen aus den Summen, mit welchen allein die Feuerver sicherungs-Gesellschaften in Deutschland bei die sem durch Versicherung von Mobilien und Waarenlagern in Memel betheiligt find. Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir so eben, daß an diesem in Memel entstandenen Schaden zu decken ha ben in runder Summe: Feuervers.-Bank für Deutschland in Gotha 800,000 Thlr. Tchles. Feuervers.-Gesellschaft in Breslau 700,000 Thlr. Laterl. Feuervers.-Gesellschaft in Elberfeld 500,000 Thlr. Mobiliar-Brandverficher.-Bank in Leipzig 350,000 Thlr. Leipziger Feuerversicherungs-Anstalt . . 340,000 Thlr. Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft 290,000 Thlr. Feuerversicherungs-Anstalt Borussia . . 180.000 Thlr. Preuß. National-Vers.-Gesellsch. zu Stettin 175,000 Thlr. Feuervers.-Gesellschaft Colonia zu Cöln . 80,000 Thlr. Berlinische Feuervers.-Gesellschaft zu Berlin 60,000 Thlr. Aachen-Münchener Feuervers.-Gesellschaft . 56,000 Thlr. Die werthgeschätzten Leser der Weiß.-Ztg., die etwa Lust haben, mögen fich zur Kurzweil diese Summe selbst «ddiren, und wenn man das gethan hat und dann er wägt, daß nur die kleinere Hälfte der Einwohnerschaft in Memel ihre Mobilien versichert hat, daß also die gefun dene Summe sich wenigstens verdoppelt, und dann den ungefähren Betrag der verbrannten Häuser dazu rechnet, welcher Betrag fich annähernd findet, wenn man die 2l3 Häuser, welche in Memel selbst, und die 100 Häuser, welche in dem unmittelbar daran stoßenden Vitta abbrann ten, jedes im Durchschnitt nur zu 1000 Thalern veran schlagt, so findet man annähernd die unglaubliche Größe dieses Schadens. Man findet aber auch zugleich die au ßerordentliche Masse von Geldmitteln, welche den Abge brannten in Memel durch die kluge Maßregel, ihre Mo bilien zu versichern, von Außen her zufließt, ohne daß sie gezwungen wären, erst darum zu betteln, und dieser sehr brachtenSwerthe Umstand ist es ganz besonders, den wir gern beachtet wissen wollen. Wir wissen nämlich genau, daß man in Sachsen, und namentlich in den kleinen Städten und in den Dörfern, noch sehr wenig Werth aus Mobiliar-Brandverficherungen legt, und haben uns schon öfters öffentlich mündlich und schriftlich über diesen Fehler verbreitet, und konnten eS uns daher nicht versagen, durch diesen großen Brand in Memel besonders veranlaßt, jetzt nochmals darauf auf merksam zu machen, wie höchst zweckmäßig es ist, wenn namentlich auch die Bewohner der kleinen Städte und Dörfer ihr Mobiliar-Vermögen versichern, damit sie nicht bei einem Brandunglücke, welches nicht selten alle Habe zerstört, zu Bettlern zu werden brauchen. — Die Reue über vernachlässigte klügliche Versicherung kommt dann zu spät und um so drückender. /X Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die königl. AuSstellungS- Commission zu Dresden veröffentlicht eine Bekannt machung, die bei der allgemeinen deutschen Industrie- Ausstellung zu München an sächsisch e Aus stel- i e r vertheilten Preise betreffend. Nach derselben sind bei 436 Ausstellern nach Sachsen gefallen;- 27 große Denkmünzen, . 97 Chrenmünzen, 134 belobende Erwähnungen, also in Summa 2L8 Auszeichnungen. Für den Kreis unserer Leser wird es von In teresse sein, wenn wir besonders anführen, daß Herr Adolph Lange in Glashütte für Taschen uhren die große Denkmünze, — HerrJuliuS Aßmann in Glashütte für Taschenuhren die Ehrenmünze, — Herr H. H. Reichel hierselbst für Strohgeflechte die lobende Erwähnung erhielten. -f- Vom Gebirge. Ein seltsames verhängniß- volles Jahr! Ein Jahr von mancherlei Gegensätzen. Und diese finden auch statt in Bezug auf Witterung. Insbesondere ist'S auf unseren Bergeöhöhen so ver schieden, daß eS ein undankbares Geschäft ist, Berichte darüber zu geben, so lange wir keine Telegraphen haben. Die Wetterfahne dreht fich in jedem Augen blick. Im Ganzen ist der Herbst freundlich und un- gewöhnlich warme Tage bringend; doch eben auch wechseln Regen, Sonnenschein, Wärme, Kälte. Die Trockenheit ist schon fühlbar in den Mühlenwerken, da seufzet man schon nach Wasser. Auch hie Mül ler sind gleich mit der sogenannten „Mahltheuerung" bei der Hand. — Die Ernte war, wenn auch keine reiche, doch günstige zu, nennen, was vorzüglich von Werthe ist, denn das Nieberland lugt gar sehr darnach, wie das Gebirge erntet. Die Kartoffeln sind freilich etwas spärlich und gegen früher, wo ein Scheffel Aus saat 8—10 Scheffel gab, bedeutend zurück; aber doch findet man die Kartoffelkrankheit im Abnehmen, Vieh