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63 Weißeritz-Zeitung Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. >s um dem Erben der Krone den Verlust, welchen er und das Vaterland erlit« Friedrich August H., seit 1836 König von Sachsen, geboren am 18. Mai 1797, war der älteste Sohn des Prinzen Maximilian von Sachsen, eines Bruders der Könige Friedrich August und Anton. Seine Mutter, Karvline Marie Therese von Parma, verlor er schon am 8. März 1804. Ge meinschaftlich mit seinen Brüdern, den Prinzen Cle mens, der am 4. Januar 1822 zu Pisa starb, und Johann, genoß er einen vielseitigen Unterricht. Während des Krieges mit Oesterreich, 1809, ging er nach Leipzig und Frankfurt a. M., 1813 nach Regensburg und Prag, und 1815 nach kurzem Auf enthalt in Presburg mit seinem Bruder Clemens in daS österreichische Hauptquartier Dijon. Nachdem sie Paris und die süddeutschen Residenzen besucht, kehrten sie im October 1815 nach Dresden zurück, wo sie nun im Verein mit ihrem Bruder Johann unter Watzdorffs, Cerrini's und Stübel'S Leitung mit Ernst und Eifer der Vollendung ihrer Studien sich widmeten. Der junge Fürstensohn sammelte gründliche juristische, staatSwiffenschastliche und mili tärische Kenntnisse und suchte in den Naturwissen schaften und in der Kunst sowie in kleinen Reisen seine Erholung. Im Jahre 1818 wurde er Generalmajor, 1822 wirklicher dienstthuender Chef einer Jnfantertebrigade, nach Lecocq's Tode 1830 General und Chef der Armee. Seit 1809 hatte er den Sitzungen deS Geheimen Raths und zwar seit 1822 mit Stimm recht beigewohnt. Im Sommer 1824 besuchte er die Niederlande, 1825 Parts, 1828 Italien, 1838 Istrien, Dalmatien und Montenegro, 1844 England, auf allen diesen Reisen mit Liebe und Erfolg mit den Studien der Botanik sich lebhaft beschäftigend. Die Ereignisse des Jahres 1830 stellten ihn an die Spitze der zur Aufrechthaltung der Ruhe verordneten Commission und am SO. Sept. 1830 wurde er, nachdem sein Vater dem Thronfolgerecht entsagt hatte, von seinem Oheim, dem König An ton, zum Mitregentin ernannt, dem er 1836 auf dem Throne folgte. Was er für sein Volk seit dem gethan, ist in den Herzen und dem Angedenken seines Volks verzeichnet. Vermählt war Friedrich August II^ in erster Ehe seit 1829 mit dcr Erzherzogin Karoline von Oesterreich, die am 22. Mai 1832 kinderlos starb; eine zweite Ehe verband ihn am 24. April 1833 mit der Prinzessin Marie von Baiern. — Sein Tod erfolgte am 9. August, Vormittags lO'/r Uhr. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitag«. Zu^ beziehen durch alle Postanstal ten. Pfei« pro Quart lONzt, 15. August 1854. - 1 Znserat. .. werden Pit 8 Pf.' für die Zeile. berechnet ch u. in allen Ex peditionen an genommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Friedrich August II., der edle Fürst, der noch vor wenig Tagen inmitten seines jubelnden Volkes sich gezeigt, lebensfreudig und kräftig, ist plötzlich in der Fremde vom Tode dahingerafft worden, ver loren seiner Familie, verloren dem Vaterlande, nur nicht dem Andenken deS sächsischen Volkes verloren! — Als das unheimliche Gerücht von Mund zu Mund sich verbreitete, unser König sei auf der Reise verunglückt, da wagte man kaum, die unglaubhaft klingende Kunde wie der zn erzählen, hoffend, das so ost täuschende Gerücht werde auch diesmal eine berichtigende Auf klärung finden. Da erschienen die Staats-Depeschen, die genugsam die Wahrheit veriündeten, und bald darauf trugen die Straßenecken das Publikandum von dem Regierungsantritte des Königs Johann. — In der zweiten Stunde der Nacht des 10. August traf die Schreckens botschaft in Dresden ein und ward den Ministern sofort mitgetheilt. Dieselben eilten nach dem Schloß Weesenstein, um dem Erben dcr Krone den Verlust, welchen er und das Vaterland erlit ten, zu berichten. König Johann traf alsbald in der Residenz cm und hat im Laufe des Vor mittags die Verpflichtung der Minister und Vereidung des Militärs übernommen. Gegen Mittags begab sich Se.'Maj. -nach Weesenstein zurück. — DaS beklagenswerthe Ereigniß vom Tode nn- . sereö höchstsel. Königs Friedrich August wird eine Mahnung sein, die Pflicht der Dankbar keit wider ihn zu üben und alles Dessen zu gedenken, was er dem Lande und seinen Unterthanen Gutes erwiesen hat. Segen seinem Angedenken!