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S67 Bad Elster, 31. Juli. Nach der heutigen Num mer der Kurliste zählte das Bad Elster bi- zum 2». Juli 417 Parteien, 597 Kurgäste und 712 Personen. Von den Kurgästen waren 487Inländer und 110 Ausländer. Von den Inländern fachen 82 aus dem Boigtland, 114 aus Dresden, W 'auS Leipzig, 14 aus Chemnitz, 12 aus Freiberg, 7 aus Zwickau , 6 aus Bautzen, 8 aus Glauchau, und 155 aus ande ren Ortschaften des Landes. Von den Ausländern kamen 16 aus den Reußischen Ländern, 16 aus dem Altenburgischen, 2 auö Zerbst, 2 aus Dessau, I auS Böhmen, 1 aus Baiern, 50 aus Preußen (darunter 16 aus Berlin, 8 aus Breslau, 8 auS Stettin, 3 aus Merseburg, 2 aus Erfurt, 1 auS Königsberg), 15 auS Hamburg, 2 aus Altona, 2 aus Petersburg, 1 aus Christiana, 1 ans Newyork. Präsent waren am 26. Juli 433 Personen. Berlin, 3. Aug. Der König hat sich gestern Abend bei der Promenade im Schloßgarten zu Char- lottenburg durch einen Stoß an einer steinernen Bank eine leichte Fußverletzung zugezogen, wodurch die Abreise nach PutbuS, der nöthigen Schonung wegen, sich um einige Tage verzögern wird. — Die Ostsee-Zeitung berichtet über einen Brand in Pencun Folgendes: „Das Feuer brach am 31. Juli Mittags um 12 Uhr auS, angeblich durch Selbst entzündung eines Erntewagens. Binnen zwei Stun den stand bereits der ganze Ort in Flammen, indem die Häuser fast sämmtlich nur sehr leicht gebaut wa ren Md der Wind die Flammen pfeilschnell über den ganzen Ort verbreitete. Selbst am Morgen des 2. August war das Feuer noch nicht ganz gelöscht; das Schloß ist nur unbedeutend beschädigt. Nur ein Vier tel der Häuser ist vom Feuer verschont geblieben und die meisten der Abgebrannten waren nicht im Stande, ihre Habseligkeiten zu retten, und sie, lagern obdach los auf den Feldern. AuS dem Gerichtsgebäude, wel ches gleichfalls niedergebrannt ist, konnten nur die Hypolhekenactcn, ein Theil der Vormundschafisaclen und die Kasse gerettet werden. Der gesammle Scha den wird auf '/r Mill. Thlr. geschätzt; von den ver schiedenen Feuerversicherungsgesellschaflen find am mei sten dabei betheiligt die Silesia mit (irca 150,000 Thlrn., die Magdeburger mit circa 110,000 Thlrn., die Gothaer mit circa 80,000 Thlrn., die Preußische Nationalversicherungsgesellschaft mit 30—40,000Thlrn. und die Borussia." Der Norddeutschen Zeitung zu folge sind von den 160 Gebäuden, welche der Ort zählt, 98—100, darunter die Kirche und daS Nath- hauö, niedergebrannt und etwa 300 Familien des Obdachs beraubt worden. Rendsburg, 30. Juli. Wie man hört, ist in diesen Tagen die bestimmte Weisung zur ferneren Schleifung der Festung von Kopenhagen ein gegangen und dürfte solche mit nächstem zu erwarten fein. An der westlichen Seite vom Schleswiger Thor soll der Anfang geschehen. Spanien. Das spanische Ministerium ist unter dem Präsidium von ESpartero constituirt. O'Donnel hat das Portefeuille des Kriegsministeriums übernom men und wurde zum Marschall ernannt. San-Mk- guel ist gleichfalls zum Marschall ernannt worden. Der Einzug ESpartero'S in Madrid glich einem Triumphzuge; der Jubel des Volkes soll ohne Grenzen gewesen sein. Man ließ ihn und alle die Generale, welche sich an die Spitze deS Aufstandes gestellt haben, leben. Seltener soll unter den fort dauernden Acclamationen der Name der Königin zu hören gewesen sein, obwohl ihr Bild, mit Blumen bekränzt, auf den Barrikaden gesehen wirb. Man hält nun die Bewegung für beendet. Ueber bie BebiNgun- gen, welche der Herzog v. Vittoria der Königin ge stellt, unter welchen er die oberste Leitung der Ge schäfte und das Präsidium d'eS MinisterrathS zu über nehmen entschlossen sei, verlaute» noch nichts Bestimm tes, wenigstens nicht- Ausführliches. Doch glaubt man hier in höhern Kreisen zu wissen, daß ESpartero, im Einvernehmen mit seinen neuen Freunden, Frei heiten für das Land gefodert, die noch über die Con stitution von 1837 hinauSreichen, und daß große Schwierigkeiten gegen die Annahme am Hofe sich er hoben. ES sollen nun alle wichtigen Staatsämter, sowie die Stellen im Palast, von Personen, welche der siegreichen Partei angehörett, besetzt werden. Der Presse soll volle Freiheit gelassen, und die schädlichen Rathgeber gänzlich beseitigt werden. Man hält eS noch für ganz auSgeckacht, daß sich die Königin mit ESpartero verständigt, und glaubt, daß der Herzog mehr dem Drängen seiner Freunde als dem Verlan gen der Königin nachgegeben, als er sich entschlossen habe, seinen Einzug in Madrid zu halten. ES wird nun seine Sache sein, manches Unebene zu ebne«. — 27. Juli. Ein plötzlicher Witterungswechsel hielt gestern die Königin ab, den Palast zu ver lassen. Heute wird sie zu Pferde die Hauptstadt durch ziehen, da die Barrikaden überall daS Fahren unmög lich mächen. Das Volk wird sie glänzend empfangen. Ein Decret der Junta hebt den Rath und die Pen sionsberechtigung der Minister auf, die keine drei Dienst jahre zählen. Die Junta zeigt auch an, daß sie der Regierung die Aufhebung der OctroiS, sowie einiger anderer indirekter Steuern Vorschlägen werde. Heute wird eine allgemeine Amnestie für alle politischen Ver hafteten verkündigt. Die Versetzung des Ministeriums San-LuiS in Anklagestand wird eine der ersten Fra gen sein, welche die CorteS zu entscheiden haben wer den. Die Zahl der dahier in den Kampftagen Ver wundeten wird zu 1247, der Tobten auf 380 ange geben. 5 Uhr. Die Revue ist abbestellt worden, weil der Königin eine Unpäßlichkeit das Reiten nicht gestattet. SSSSSMW» Bekanntmachung. Die unterzeichnete Königliche AmtShauptmannschaft hat dem Handelsmann Herrn Johann Gottlob Grhardt zn Franenstein Erlaubniß erthcilt, für die Berliner Feuerversichcrungsgesellschaft eine Special-Agentur zu übernehmen, und ist derselbe in dieser Eigenschaft obrigkeitlich verpflichtet worden. ES wird Solches mit dem Bemerken veröffentlicht, daß genannter ConcessionS-Jnhaber nur zur Annahme gesetzlich zulässiger Versicherungen in Orten des hiesigen amtshauptmannschaftlichen Bezirks ermächtigt ist. Freiberg, den 2. August 1854. Königliche Amtshanptmannschaft. von Oppen.