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Weißeritz-Zeitung - «1 Pien»tag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- trn. Preis pro 6lüärt! lONgr. 8. August 1854. Inserate werten mit i 8 Pf. für di« zeihe veeechM Eu.tn alle» Ex peditionen an genommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. '< Verantwortlicher Rcdacteur: Karl Jehnc in Dippoldiswalde. Das Sagem des Getreides hat in den letzten Iahten so überhand genommen, daß die Production an Körnerfrüchten auf den besten Feldern, bei der kräftigsten Vorbereitung, unterstützt durch die frucht barste Witterung und bei den freudigsten Aussichten im Frühjahre, dennoch unsäglichen Schaden leidet; denn es ist keine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, daß unter den genannten Bedingungen vom Scheffel Aussaat 8. Schock geerntet werden können, die bei kräftigem Stande gewiß 14 Scheffel Ausdrusch geben, bei dem Lager aber, was wir nun schon seit einigen Jahren haben, höchstens 8, mitunter 6, ja bisweilen nur 4 Scheffel liefern. Also pr. Scheffel Aussaat 6, 8, ja lO Scheffel Verlust! Die Ursache dieser auch im heurigen Jahre auf den besten Feldern und in den vorzüglichsten Wirthschasten wiederkehrenden Kalamität mag wohl zum Theile in Folgendem liegen. n) In der Abschaffung der sogenannten reinen Brache, welche Abschaffung durch erhöhte Kultur, in Folge des stärkeren Anbaues der Behackfrüchte, durch Einführung von der Statik entsprechenderen Fruchtfolgen, durch Her- beischaffung außerordentlicher Düngungsmittel neben dem Stallmist«, die aber weniger nährende, als vielmehr an regende Kraft äußern, möglich und nützlich wurde. k) In der in den Monaten Mai und Juni auf die üppige Vegetation aller Gewächse so günstig cinwirkenden Witterung. Also Das, um was der Landwirth zu Gott bittet: fruchtbare Witterung; daS, was er als Ziel seiner Ar beit betrachtet,: güte Bearbeitung des Bodens, Kräftigung und Anregung (Aufschließung) desselben, Das vernichtet die Hoffnung, den Segen einer reichen Ernte! Sollen wir zurückkehren zu den alten Systemen: die Felder wieder brach liegen lassen, weniger Dünger, an- greifendere Fruchtfolgen einführen und das wichtigste Inventar unserer Güter, die Bodenfrost zu verringern suchen? Gewiß nicht. Gleichwohl ist es nicht nur nützlich für den Land- wirth, sondern auch das strenge Gebot der Sittlichkeit, Mittel und Wege aufzustnden. wie überhaupt die Erzeu gung der Lebensmittel mit der steigenden Bevölkerung Hand in Hand gehen soll, und wie daher insbesondere die eben besprochene Kalamität vermieden oder doch wenigstens gemildert werden kann. Bearbeitung, Düngung wollen wir nicht verringern, sondern im Gegentheil verbessern; fruchtbare Witterung mag uns der Htmmel stets schenken, aber die Einsaat müssen wir ändern. Die besten und kräftigsten Felder dürfen nicht mehr mit breitwürfiger Saat im Herbst bestellt werden. Wir müssen zur R«ihe«-Cultur übergehen. Rur in der Reihen-Kultur isteS möglich, daS Pflänz chen so zu stellen, daß es, je kräftiger und üppiger der Boden, je fruchtbarer die Witterung ist, auch um so kräf tigere, rohrähnliche und stammhaste Halme treibt, die dann trotz alles üppigen WachSthumS sich nicht lagern werdest. Öb diese Reihen-Kultur mit der Drill-Maschine so ausgeführt werden soll, daß man zwischen den Reihen Noch die Pferdehacke anwenden kann, oder ob die gewöhnliche Reihen Saat mit der Säe-Maschine auf gut bearbeitetem, vom Unkraut reinen Boden ausreichen wird, dies find Fra gen, deren Beantwortung den practischen Landwirthen ob liegt. Der Mehraufwand für Anschaffung der, Maschine, und für Arbeitslohn wird sehr reichlich durch die Samen- ersparniß gedeckt. Bei breiten Reihen, wo die Pferdhacke noch ange wendet werden soll, braucht man statt eines Scheffel-, 4 Metzen ; bei gewöhnlicher Maschinen - Saat braucht man statt eines Scheffels 8 Metzen Saamen. , > Eine Wirthschaft, in der jährlich -S Scheffel mit der Maschine gesäet werden, hat demnach schon im ersten Jahre die Anschaffungkosten für die Maschine (40 bis 5V Thlr.) vollständig heraus. KleinereWirthschasten können mehrere zusammentreten und sich eine Maschine gemeinschaftlich halten. Um uns ein deutlicheres Bild von dem Nutzen der Reihen-Saat M machen, wollen wir 5000 Acker besten Landes, welches mit der Maschine besäet wird, annehme». ES werden hier 4000 Scheffel an Saamen erspart werden; man wird durch diese Reihm - Saat da- Lager vermeiden, und pr. Acker mindestens 9 Scheffel mehr Aus drusch haben, find 15,000 Scheffel; in Summa also 49,000 Scheffel, die durch die Reihen-Saal mehr pro- ducirt werden. Wir glauben hier nicht zu hoch gegriffen zu haben, auch find wir der Meinung, daß eS in Sachsen, wo die Bearbeitung des Bodens bi- in die kleinsten Wirthschaf- ten herab einen großen Grad der Vollkommenheit erlangt hat, jährlich 5000 Acker mit Wintergetreide bestellten Landes giebt, die bei fruchtbarer Witterung im Frühjahre dem Lager ausgesetzt sind. Und 49,000 Scheffel Härte- Getreide, mehr oder weniger, sind für Sachsen , i welches ohnedies nicht seinen vollen Bedarf erbaut, zumal bei den jetzt leider so geringen Kartoffelernten, ein Gegenstand welcher unsere practischen Landwirthe zu weiterer ernstli chen Erwägung und allseitigen Versuchen dringend em pfohlen zu werden verdient. Dies war der Grund dieser Zeilen. In England soll die Reihen-Kultur bereits sehr häu fig angewendet werden. Thaer brachte uns aus England das System der