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selben nicht nur der vordere Theil der Aermel und ein Theil des Bruststücks augenscheinlich absichtlich ab gerissen, sondern man fand auch Blutspuren daran. Allen diesen Jndicien gegenüber, und da ferner das von den Auswanderern verlorene Geld mit den von Timm bis auf circa IL Mk. verausgabten Geldsorten nicht übereinstimmte, konnte sich derselbe nicht länger halten und legte, scharf inquirirt, in einem zerknirsch ten, reuigen Zustande das Gestänbniß der That ab. Vom Kriegsschauplätze an der Donau. Fürst PaSkewitsch war am 9. d. M. noch in Kalarasch. Gortschakoff hat sein Hauptquartier nach Kutschuk hinter Silistria verlegt. Die Räumung des westlichen TheileS der Walachei geht ununterbrochen vor sich, und die Bukarester erwarten von Tag zu Tag ihre Stabt von den Russen verlassen zu sehen. Omer Pascha hat jetzt die ernstliche Absicht, einen großem Schlag gegen die Russen zu führen. Die letztem be festigen sich stark in Giurgewo, vor welchem, wenn Silistria entsetzt sein wird, die Türken die Rolle der Belagerer übernehmen dürften. — Die Berichte über die Ereignisse bei Silistria reichen bis.zum 8. Juni. Die Belagerer haben noch keinen großem Erfolg er- Noch ein Wort von den schlechten Weg weisern. Von Reinhard Grimmer. (Schluß.) Dein Reichthum an leidiger Wegweiserkenntniß ist noch nicht erschöpft. Du giebst indeß immer mehr zu, hältst aber wenigstens das noch ein: „Kein Mensch ist ohne ein Aber, Jeder hat seinen Wurm! — Auch die besten Menschen fehlen!" Fürwahr, der Vorwurf, daß Du zu viel Bescheiden heit beherbergtest, trifft Dich nicht! Die „besten!" Also bist Du einer von den besten Menschen? Dazu paßt nur das „Fehlen" und immer wieder „Fehlen" nicht. Siehe den vorigen -Satz aus Jacobus und dazu noch das Cap. 3, Vers 2: „Wer auch in kei- nem Worte fehlet, der ist ein vollkommener Mann!" — Hat Jeder seine Fehler, nun gut, so mißbrauche dieses demükhigende Bekenntniß nicht zu einem be schönigenden Deckmantel für Deine Fehler, sondern sei zum Ersten desto nachsichtiger bei etwaigen Ueber- eilungSfehlern Deiner Mitmenschen, verdopple aber auch zum Zweiten Deine Wachsamkeit über Dich und erkenne Deine Fehler und Sünden als Fehler und Sünden an. Dann, hoffe ich, wirst Du in einem ganz andern Sinne sagen: „Wir sind alle arme Sünder!" Vielleicht sind'S bloße Gedanken, die Dir zur Last fallen, und da hast Du einen Wegweiser, der Dich in den deutschen Marken in's zollfreie Gebiet weiset, seine Inschrift lautet: „Gedanken sind zollfrei!" Ja, beinahe —aber, Freund, glaub' mir's, nicht höllenfrei! Ueber menschliche Gedanken und Ueberzeugungen — darin geb' ich Dir vollkommen Recht — können Menschen nicht richten; auch kann die Obrigkeit Keinen darüber zur Rechenschaft ziehen oder bestrafen. Aber antworte mir — ich frage Dich: Sieht nicht der Allwissende in die Tiefen unserS In nern? Kennt er nicht auf das Genaueste jeden un serer Gedanken? und können wir mithin, wenn wir böse Gedanken unterhalten, die der Keim zu bösen Thaten werden oder doch die Reinheit nnsrer Seele zielt. Eine Mine, welche gegen das Fort Abdul Med- jid angelegt war, um eine Bastion desselben zu spren gen) hatte wenig Wirkung. Die Fortschritte der Be lagerung werden übrigens, wenn auch langsam, doch jeden Tag mehr und mehr bemerklich; zu beiden Sei ten der Angriffspunkte werden Batterien aufgeworfen. Am 8. d. M. ist eS zwischen Minirer und Gegen- minirer zu einem Gefechte gekommen, das zum Nach theile der Belagerer endete. Die Miene blieb in den Händen der Türken. Außer allem Zweifel ist eS, daß die Stürme gegen die Festung und ihre Forts aufge- geben wurden, und an ihre Stelle der langsamere, aber sichere Weg des MinirenS getreten ist. — DaS „T.C.B." meldet aus Wien vom 13. Juni: Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus Bu karest vom 10. Juni wäre Fürst Paskcwitsch bedeu tend erkrankt. Silistria widersteht muthig, ebenso das Fort Abdul Medjid. — Eine andere Depesche des „C. B." aus Wien vom 13. Juni meldet: Nach einer hier soeben über Belgrad eingegangenen Nachricht wurde Mussa Pascha, der Commandanl von Silistria, durch eine Kanonen kugel getöbtet; Kiriklik Pascha ersetzt den Verstorbenen. beflecken, seinem Gericht und seiner Strafe ent ziehen? — Vielleicht waren es bloße Worte, die Dir zur Unzeit entschlüpften. Siehe, auch da fördert Dich ein Wegweiser in ein Gebiet, wo Dir Schuldenfrciheit winkt, der besagt: „Ein Wort ist kein Pfeil!" Wie aber steht's mit der vorgespiegelten Schuldfrei heit? Pfeile verwunden, und die Wunde klafft und blutet von außen und brennt von innen. Und nun das Wort?! Ach, Worte können auch verwunden, tief und schmerzlich, daß ein Tropfen nach dem an dern aus der Wunde rinnt, nur daß wir'S nicht blu ten sehen, das Herz nämlich, das getroffen ist! „Du wägest Dein Gold und Silber ein; warum wägest Du nicht auch Deine Worte auf der Goldwage?" (Sirach Cap. 28, Vers 29.) Ich merke eS an Deiner Miene, Du meinst, ich rechne zu scharf mit Dir, und darum rufst Du mir halb unwillig, halb triumphirend zu: „Da hätte Gott viel zu thun, wenn erAlleö so genau nehmen wollte!" O weh, wenn dieß im Ernste von Dir gesprochen ist (und für den Scherz wäre hier auch kein Raum)! Dann bist Du wahrlich noch im A. B. C. der christlichen GotteSerkenntniß! Du meinst also, Gott nehme nichtAlles, sondern nur Einiges genau, d. h. mit andern Worten, Du meinst Gott sei ungerecht! Da hätte er viel zu thun, sagst Du, und meinst also, zu viel. Fühlst Du denn nicht, wie menschlich schwach Du damit von dem Allgewal tigen und Allwirksamen redest? Oder denkst Du viel leicht so, weil Du noch nicht für alles Unrecht be straft worden bist? Nun so laß Dich an ein anderes Sprüchwort erinnern, nämlich:.„Gott kömmt lang sam, aber gewiß!" oder: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben !" oder: Gött borgt zuwei len lange, bezahlt aber desto gewisser. Was er spart in die Länge, straft er mit Strenge! — Und willst auch eine biblische Bekräftigung dieser Sprüchwörter, so lies nach, was Sirach sagt Cap. 5, VerS 4—6 und Salomo im Prediger Cap. 12, V. 1 und Psalm 10, V. 13, vor allem aber höre Deinen Heiland bei Matthäus Cap. 10, V. 29, 30.