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Summe, welche kürzlich ein Auswanderer verloren, gefunden. In diesem Zugeständniß fand die Polizei nun die gewünschte Gelegenheit, ihn seit dem 7. Juni in Arrest zu behalten. Da mehrten sich endlich Vie Jndicicn gegen ihn noch von neuem, und vorgestern Nachmittag gegen 3 Uhr gelang eS endlich, ihn zum Geständnis zu bringen. Sein Name ist Timm, von Profession ist er Drechsler und 19^ Jahr alt. Er ist ein Hiesiger, hat seine Mutter noch am Leben und mehre rechtschaffene Brüder hier als Gewerbetreibende etablirt, kurz, er gehört einer sehr respektabel» Familie an. Bis zum Sonntage den 7. Mai d. I., befand er sich seit etwa einem halben Jahre in Arbeit beim Drechslermeister Vernimmb, welcher in dem an der Straße gelegenen Hause der Ermordeten im Breiten gange wohnte. Wie wir erfahren, führte er die Thal auf folgende, sehr wohlüberlegte und kaltblütige Weise auö. Wie lange der Vorsatz zur Thal schon in ihm erwacht war, kann wol erst die spätere Untersuchung feststellen. An dem gedachten Tage entfernte er sich auö dem Hause seines Meisters, mit einem Hammer, einer Kneipzange und einem Brotmesser bewaffnet, trank in einem Keller, dem sogenannten Pfannkuchenkeller, erst zwei Gläser Grog, um sich Courage zn machen, und begab etwa um 9^2 Uhr zur Witwe Jacob. Er hatte sonst schon bei ihr waschen lassen, war aber noch niemals im Hause gewesen. Einlaß verschaffte er sich durch ein Vorhemd, daö er in der Hand hielt und waschen lassen zu wollen vorgab. Kaum hatte die alte Frau ihm die HauSthür geöffnet, so gab er ihr einen Schlag mit dem Hammer auf den Kopf, daß sie niederstürzte, im Fallen aber noch nach ihrer Tochter jammerte. Rasch verschloß er die Hauöthüre, und ein zweiter Schlag macht die Matrone verstum men, worauf er ihr mit dem mitgebrachten Mes ser die Gurgel durchschnitt. Dann wollte er zur Tochter, welche an diesem Abend in der ersten Etage des Hauscö mit dem Reinigen eines Ofens beschäf tigt gewesen war. Sie kam ihn schon auf der Treppe entgegen und er führte mit dem Hammer einen Schlag nach ihrem Kopse, der die beabsichtigte Wir kung aber verfehlte. Die Tochter, eine ziemlich kräf tige Frauensperson, packte ihn vielmehr an und rang einen Augenblick mit ihm, wobei er den Hammer ver lor oder wegwarf und sie dann an die Gurgel griff, so daß sie nicht schreien konnte und beinahe schon er stickte. Dann drückte er sie auf den Feuerherd nie- der, versetzte ihr hintereinander mehre Stiche von hin ten in den Nacken (bei der Seclion hatte man, wenn wir nicht irren, 13 gezählt) und gab ihr endlich, nachdem die schon todtlich Getroffene sich ringend mit dem Mörder vom Feuerherd nach der Stelle ge schleppt hatte, wo die Leiche der Mutter lag, noch einen Schnitt über den HqlS. Als das unglückliche Opfer sich da noch im Todeskampfe regte, stürzte er dasselbe die Kellertreppe hinunter. Dabei muß das Messer, welches, obgleich erst später, dennych ein wich tiges cvrp»8 äolieti bildete, mit hinuntergefallen sein. Der Mörder war selbst nicht im Keller. Alö er sich nun, um dem beabsichtigten Raub auszuführen, die Treppe hinauf begab, da pochte Jemand an die HauSthür, Wir wissen, daß eS der Bursche deS Büch senmachers Wagler in der Mühlenstraße mit einem Bündel Wäsche war und daß die Nachbarn nach wie derholtem Klopfen ihm riethen, nur am andern Tage wieberzukommen. Timm hörte eS und wollte erst sein Licht auölöschen, besann sich jedoch eines Andern und ließ es brennen. Dann wusch er sich oben im Hause in demselben Seifenwasser, welches, von der Tochter zur Ofenreinigung benutzt, schon etwas schwarz ge färbt war, trocknete sich in ein mitgebrachtes Hemd ab und öffnete einen Chlinder, in welchem er etwa 100 Mk. in verschiedenen Packeten gefunden haben will. Nachdem er ein Messer der Witwe Jacob, in Blut getaucht, zur Leiche gelegt, um einen Selbstmord und Mord zwischen Mutter und Tochter zu fingiren, und sonstige Spuren vertilgt hatte, verließ er um II Uhr das Haus und bfgab sich über die Straße zu einer leichtfertigen Wirthschaft im Ehebrechergang, wo er die Nacht zubrachte. Am ander» Morgen gegen II Uhr ging er zu seinem bisherigen Meister, in des sen Wohnung und Nachbarschaft gerade Alles in der größten Aufregung war, und bat denselben, in seiner Werkstatt sich.noch einiges Werkzeug anfertigen zu dürfen, indem er sich jetzt mit Bildhauerei beschäfti gen wolle. Da Herr Vernimmb ihn aus keinem an dern Grunde entlassen hatte, als weil er ihn entbeh ren konnte, so gestattete er ihm diese Arbeit. . Wäh rend derselben stand Timm mit dem Gesicht nach dem Hofe gewandj, wo der Allen mysteriöse, nur ihm allein klare Doppelmord verübt worden war. Ja er mischte sich auch ganz unbefangen in die Gespräche und wohnte der Beerdigung aus dem Kirchhofe bei. Al lein das t!orxu8 ckelivti, welches auf seine Spur führte, war baS unter dem Schranke vorgefundene Vorhemd. Mit ziemlicher Gewißheit wurde eS von den Zeugen als daö seine bezeichnet. Damit aber die Erkundigungen wegen deS Vorhemdes von der Polizei in einer unbefangenen Weise und als ob das Vorhemd ganz außer aller Beziehung zu dem Mord stehe, fortgesetzt werden konnten, so wurde es nöthig, auf eine glaubhafte Weise das Gerücht zu verbreiten, daß sich ein ganz argloser und unbeschol tener Mann als der Eigenthümer des Vorhemdes gemeldet habe. Es hatte dies den gewünschten Er folg. Timm selbst nach dem Vorhemd gefragt, gab an, eS nicht zu kennen, früher ein ähnliches besessen, aber unlängst zerrissen zu haben. Da er sein Alibi zur muthmaßlichen Zeit der That mit einiger Glaub würdigkeit nachweisen konnte, auch von früher nichts gegen ihn vorlag und überdieß ein unschuldiges und unbefangenes Wesen zur Schau trug, so konnte man den allerdings gegen ihn gehegten Verdacht nicht auS- sprechen, sondern mußte sich damit begnügen, ihn im Stillen zu beobachten, wo er sich denn bald, nament lich in den Pfingsttagen, in den Tanzlocalen rc. durch Geldausgaben immer verdächtiger machte. Eine zweite Spur gab daö bei der Leiche der Tochter im Keller gefundene Messer. Am Mittwoch vor Pfingsten wurde dasselbe dem Drechslermeister Vernimb vorgelegt, wel cher es sogleich als daö seine erkannte. Seine Mutter hatte es vor längerer Zeit dem Gesellen Timm zum Brotschneiben übergeben und dieser eö nun bei den Leichen vergessen. Hammer und Zange hatte er am Morgen nach der That unvermerkt wieder bei seinem früher» Meister an Ort und Stelle gelegt. Nachdem er am 7. Juni, wie oben erwähnt, wegen Unterschla gung gefundenen Gelbes in Arrest behalten worden war, vermißte man in seiner Garderobe, welche er seit jener Mordthat sehr vollständig chatte, einen Ar- beitörock. Derselbe wurde vorgestern von dem auf dem Steinweg wohnenden Bruder des Thäters, bei welchem derselbe logirte, herbeigeschafft, und dieser Nock war der dritte Verräther. ES waren von dem-