Volltext Seite (XML)
zu lernen. Universalerbe ist sein Bruder, Obrist a. D. in Stuttgart, dessen Sohn, Legationörath daselbst, sich gegenwärtig in Altenburg befindet. Außer den Gütern wird die Erblassenschaft auf 200,000 Thaler Capital geschätzt. Außer verschiedenen Privatlegaten hat der Verstorbene zwei Stiftungen gemacht, sowie mehrere Legate an hiesige und hierländische Anstalten. Die Stiftungen sind sein hiesiges Museum, mit 60,000 Thlr. zur Erhaltung und Benutzung desselben, an das hiesige Land, und 30,000 Thlr. an daö gothaische Land, namentlich an mehrere dortige Städte. Koburg, -20. Mai. Der Herzog von Sachsen- Koburg-Gotha ist gestern nach Wien gereist, wird dort 8 Tage bleiben und dann in ReinhardSbrunn bei Gotha residiren. Man bringt diese unvermuthete Reise des Herzogs mit neuen Friedensvorschlägen in Ver bindung, welche im Gange sein sollen. Freiburg, 20. Mai. Seit gestern ist gegen die Person des Erzbischof S v.Vicari eine Criminalf Untersuchung eingeleitet. -Der Befehl hierzu ist gestern früh von Karlsruhe hier eingetroffcn. So gleich verfügte sich der hiesige Stadtamtmann v. Sen- ger, als erster Justizbeamter der Stadt, mit einem Actuar in die Wohuung des Erzbischofs, um diesen Geistlichen zu Protokoll zu constituiren. Da indessen der Erzbischof nicht zu Hause angetroffen wurde, so konnte VaS Jnquisitorium erst Nachmittags beginnen. So ist denn endlich die badische Regierung durch bas immer gesetzlosere Auftreten der klerikalen Partei zuletzt doch zu einem Schritte gezwungen worben, der, früher und zur rechten Zeit gethan, das Land vor diesen neuen unseligen Wirren, die seine geistigen wie materiellen Interessen bereits nicht wenig beein trächtigten, hätte bewahren können. Ucber den näch sten Anlaß zu diesem entscheidenden Schritte der Re gierung gibt eine außerordentliche Beilage der hiesigen Zeitung in ofsiciöser Weise nähere Auskunft. London. Wie die „Times" nachzuweisen sucht, droht der russisch-türkische Krieg in einen russisch- östereichischen umzuschlagen. ES sei nicht un wahrscheinlich, daß Kaiser Nikolaus im Groll über die ehrenhafte Haltung de« Wiener Cabinets, näch stens so weit gehe, seine Truppen aus der Türkei zu- rückzuziehen und über Oesterreich herzufallen, dessen angeblichem Abfall er die Hoffnungslosigkeit seines Unternehmens gegen den Sultan zuschreibe. Die Si tuation von diesem Gesichtspunkt auS betrachtet, könne man die Bedeutung der Truppenbewegungen in Oester reich verstehen. — Der Tartar, eine der beiden Dampf fr egat- ten, die Rußland in der Themse bauen ließ und von der Admiralität mit Beschlag belegt wurden, ist vorgestern vom Stapel gelassen worden» Tausende von Menschen waren am Ufer zusammengestxömt, um das interessante Schauspiel mir anzusehen, wie eine mit russischem Gelbe gebaute Fregatte dem Dienste der britischen Marine geweiht wird. — Der „Globe" veröffentlicht folgende Stelle aus dem Privathriefe eines gegenwärtig auf seiner Nacht in der Ostsee kreuzenden Engländers: „Die Ostsee flotte zählt jetzt 45 Schiffe, 2250 Kanonen und ungefähr 23,400 Mann, wobei die aus 5 Linien schiffen, 4 Fregatten und 4 Dampfern bestehende fran zösische Flotte mit inbegriffen ist. Ich glaube nicht, daß man Kronstadt oder Sweaborg bombardiren wird; das Fahrwasser bei jenen Orten ist so schwierig , daß man unmöglich in eine günstige Stellung zum An griff herankommen kann, da auf steinerne Mayern und die Batterien der Kasematten auS einer nicht gsö- ßern Entfernung als von 300 Schritt (?) gefeuert werden muß. Ohne Zweifel Könnte und würde ein Angriff auf Sweaborg vollkommen mit Erfolg gekrönt werden, jedoch natürlich nicht ohne schwere Verluste und ohne starke Schädigung unserer Schiffe. Nach dem wir solchergestalt übel zugerichtet worden, würde dann sofort die unversehrte russische Flotte, 27 Linien schiffe und 38 große Fregatten stark, von Kronstadt auslaufen und unsere wehrlos gewordene Flotte an greifen. Napier ist kühn genug; allein wenn die Rus sen sich einbilden, er werde aus eitler Kampfsucht einen solchen Narrenstreich begehen, so sind sie im Jrrthum." Stockholm, 18. Mai. DaS Castell GustavSvärn am finnischen Meerbusen ist von der englischen Flotte zerstört und 1500 Russen sind dabei gefangen genom men worden. Türkei. Vom Schwarzen Meere. Inder - Nähe von Odessa fuhr am 12.. Mai der englische Dampfer „Tiger" von 16 Kanonen und 400 Pferdekraft auf eine Sandbank, so daß er sitzen blieb, ohne sich wieder flott machen zu können. Dies be nutzend, dirigirten die Russen eine Batterie in die Villa Cartazzo, von wo aus sie das aufgefahrene Schiff bis zu dessen Uebergabe beschossen, den Capi- tän verwundeten ulrd 150—200 Gefangene machten; bald darauf erschienen dort zwei englische Kriegsdam pfer und eröffneten ein starkes Feuer gegen die russi schen Batterien, die sich bereits ihres wohlfeilen SiegS freuten. In der angsterfüllten Stadt hörte man deut lich den Donner der Dreiviertelstunden von dort ar beitenden Geschütze, und bei Postabgang hat die Ka nonade noch fortgedauert. Falls, wie eS zu erwar ten steht, Osten-Sacken sich weigern sollte, die gefan genen Matrosen des „Tiger" herauSzugeben, würde Odeffa'S Schicksal eben kein beneidenSwerthes sein und die arme, bis jetzt durch die lobenswerthe Schonung der westlichen Admirale bloS durch Schrecken geprüfte Stadt der Geisel des Kriegs verfallen." Von der Donau. Nebst Silistria ist jetzt Rustschuk der Punkt, gegen welchen die Offensiv operationen der russischen Armee gerichtet worden sind. Die Beschießung von Rustschuk soll nach Berichte» aus Bukarest vom 11. Mai am ID. Mai begonnen haben. Es geschah dies von den Jnselpositionen bei Giurgewo aus, und hatten dabei die Russen es bloS' auf die Außenwerke abgesehen, denn die Festung selbst liegt außer der Schußlime der russischen Geschütze. Die in Giurgewo aufgestellten Truppenkörper der Russen sollen daselbst einen sehr schweren Stand ha ben. Die Türken beunruhigen sie fortwährend, kein Tag vergeht, ohne daß zwei bis drei Ueberfälle durch dieselben sich ereignet hätten. — Eine telegraphische Depesche der Daily NewS auS Konstantinopel vom 10. Mai meldet: „Die ver bündeten Flotten haben eins der Außenwerke von Se- wastopel angegriffen, und die Russen sahen sich ge- nöthigt, dasselbe zu räumen." — Omer-Pascha hat mit seinen Truppen, die er bei Schumla conrentrtrte, die Aufstellung vor Schumla genommen: ein Zeichen, daß er gesonnen