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242 erreichen wird, dabei weiß sie, daß sie Deutschlands be dürfen wird. Man hat früher von allen Seiten hoch- müthig auf Deutschland herabgesehrn, und jetzig wo man ans allen Seiten ernennt, daß der Katttpf, der Mn ziem lich engagirt ist, ohne Deutschland nicht entscheidend ge löst werden, kann, wendet man von allen Seiten bald Schmeicheleien, bald Drohungen an, um Deutschland auf seine Seite zu ziehen. Selbst dann, wenn eS gelänge, Rußlands Heere aus der Türket hinauszuwerfen, was sicher in diesem Jahre nicht geschehen wird, wird es noch, der Verwickelungen genug geben. Selbst angenommen, die Festung Sewasto pol am schwarzen Meere würde zerstört, was möglich ist; angenommen, die Festungen an der tscherkessischen Küste würden in Trümmer geschossen und ein Aufstand der TscherkesseN begünstigt, der ^>ie Russen bis an den Don zurückwürfe: so ist der Hauptsache nach noch wenig ge wonnen. WaS soll man. dann mit der zu Tode gehetz ten, finanziell aus den Hund gekommenen Türkei anfan gen? Der „kranke Mann" wird durch die neueste Kur Noch kränker werden. Was soll man an die Stelle des schwachen türkischen Regimentes setzen? Etwa ein Kaiser- thum der höchst unfähigen Griechen? Macht man unab hängige Provinzen aus dem osmanischen Reiche, wie lange werden diese in Ruhe und Frieden bestehen, und wer kann bürgen, ob nicht nach wenig Jahren Rußland wieder sei nen Länder-Appetit auf sie geltend macht? K. Tagesgefchichte. /X Frauensteiu, Id. Mai. Das gestrige Ge- burtöfest unserS geliebten Königs ward in folgender Weise bei unS gefeiert. Früh Morgens sand eine Reveille von dem Musikchor der hiesigen Stadt musik und der Schützen statt; um V-II Uhr ward Generalmarsch geschlagen, worauf sich das hiesige Schützenchor, sowie die sämmtlichen königlichen und städtischen Officianten, der hiesige Licderkranz oder Singverein und mehrere auswärtige Officianten und Privatleute auf dem hiesigen Schloßhofe versammel ten, von da um die Kirche herum vor das Rathhaus zogen, woselbst der Kommandant der Schützen, Herr Rentamtmann Fahner, eine kurze, aber höchst passende Rkde hielt, nach deren Beendigung dem theuern Lan desvater ein dreimaliges begeistertes Hoch ausgebracht wurde. Zum Schluffe sang der Liederkranz daö Sach senlied: Den König segne Gott. * Altenberg, den 18. Mai. Wenn es schon im Allgemeinen eine unerläßliche Aufgabe für die Schule ist, die Jugend auch mit dem Staatsoberhaupt, mit dem Gesetze und der guten Ordnung vertraut zu machen, und dahin zu wirken, daß dieselbe in Liebe und Treue für den Regenten und das Gesetz erstarke, so gewiß noch mehr dem väterlichen Regiment gegenüber, unter welchem Sachsen beim Blühen der Wissenschaften und Künste und beim Fortschreiten des Handels und der Gewerbe, ein ruhiges, zufriedenes und glückliches Leben führt. Zu dem Ende dürfte es nicht unzweckmäßig erscheinen, wenn besondere Tage durch Solennitäten in ihrer Bedeutung gehoben würden. Ein solcher ist der heutige Geburtstag deS Landesfürsten, der von Jung unv Alt durch alle Gauen Sachsens als ein Tag der Freude begrüßt werden sollte. Darum hatten sich heute beide Knabenklassen allhier vereinigt, um daS Geburtsfest in angemessener Weise zu celebriren. Rach einem die Feier einleitenden geistlichen Gesänge und Gebete hielt der Rector vor dem Bilde deS Kö« - nigS, das heute bekränzt war, an seine Zöglinge eine Ansprache, iiz welcher n andeutete: daß jeder Geburts tag tlneS Familienvaters rill Freudentag für die Fa milie sei, -- -er Geburtstag -eS Landesvaters jedoch, der die drei schönsten Perlen: Güte, Weisheit und Gerechtigkeit in seinem Diademe trage, ein Jubel- und Freudentag für alle Landeskinder sein müsse. An dem Geburtstage deö Vaters bringen gute Kinder Geschenke und unter Dank und Freude fromme Wünsche; ähnliche legen wir in Liebe heute vor dem Throne nieder. Hak doch unsere Schule die sprechend sten Beweise von der gütigen Fürsorge deS Gefeierten, sowie von der Herzcnsgüte unserer Landesmutter Marie. Vor Seinem Bilde verpflichten wir uns darum jetzt zur Gegenliebe, Treue und Anhänglichkeit, und beten aus kindlichem Herzen zu Gott, daß er dem theuren Fürsten Gesundheit schenken, Ihn hoch ins Alter hin aus gehen und sein Land in Ruhe und Frieden re- gieren lassen möge. Zum Schluffe dieses ActeS wurde „den König segne Golt!" gesungen. — Der zweite Act der Feierlichkeit sollte aus „Friedrichshöhe", einem unserm „Friedrich August" geweihten, ohnweit des Bärenburger Forsthauses gelegenen freien Platze, vor sich gehen. Dort weilt unser geliebter König, wenn er der schweren Regierungssorgen ledig ist, so gern, und ist im Hinblicke auf das anmuthige Elbthal ganz selig. Wie in der Schule vor dem Bilde, so wollte man dort dem Gefeierten unter freiem Himmel Opfer der Liebe und deö Dankes niederlegen, und einen Denkstein setzen mit der Inschrift: Nimm hi», theurer Fürst, die Herzen, die Dir treu ergeben, Wcmdrc an Maria's Hand stets heiter durch das Leben! Auch unsre Sonntagsschute, die 78 Zöglinge zählt, gedachte schon am 14. in einer Vorfeier dieses TageS, indem der Rector die Tugenden des Regenten und dessen Verdienste um das Vaterland, insbesondere aber für Altenberg, rühmte, und die anwesenden Zög linge zur Treue und Anhänglichkeit an den Thron und das Gesetz ermahnte. — 23. März. So erfreulich bei unö und in der nächsten Umgegend der Gesundheitszustand den Winter hindurch war, so hat sich doch schon seit längerer Zeit der Keuchhusten gezeigt, und mehre Kin- ' der zarten Alters sind durch ihn den Aelternherzen. entrissen worden. — Hatte man auch im gesegneten Böhmerlande anfänglich wieder Aussichten auf eine gute Obsternte, so soll dieselbe, wie mehrfache Be richte einstimmig versichern, durch die Spannraupe vernichtet worden, sein; in Betreff der Feldfrüchte je doch lauten die Berichte günstig. Dresden, 23. Mai. Aus Anlaß des zwischen Oesterreich und Preußen abgeschlossenen Schutz, und Trutzbündnt sseS, und in Folge der in die sem Betreff von den Cabinetten zu Wien und Ber lin den übrigen deutschen Bundesstaaten gemachten Mittheilungen, wird eine Anzahl deutscher Regierun gen auf Einladung Bayerns durch daS Mittel der betreffenden Ministerialvorstände am 25. Mai in Bamberg zu einer Conferenz zusammentreten. Altenburg. Nachdem der königl. sächs. Staats minister a. D. v. Lindenau schon seit mehrer» Wochen leidend gewesen war, bildete sich in letzterer Zeit ein schmerzhaftes Unterleiböübel auS, an welchem er am 21. Mai Morgens verschieden ist, beklagt von Allen, die Gelegenheit hatten, seinen edlen Charakter kennen