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IÜS Wien, 2. April. Die Wiener Zeitung veröffent licht das Ceremoniel bei dem am 23. April statt findenden öffentlichen Einzuge der Prinzessin Elisabeth in Baiern, Braut drö Kaisers von Oesterreich, sowie das Ceremoniel der am 24. April stattfindenden Ver mählung. — Für die neu zu erbauende Botivkirche ist jetzt das ConcurSprogramm ausaegeben worden. Alle Architekten des In- und Auslandes sind zur Theilnahme eingeladen. Die Kirche soll 4—5000 Menschen saffen können, im gothischen Style erbaut werden und zwei Thüren erhalten. Für di§ Bau führung sind 1,50V,000 Fl. C.-M. bestimmt, ln wel cher Summe die Kosten der Altäre sowie die gesammte innere Ausschmückung nicht inbegriffen sind. Der zur Ausführung gewählte Plan wird mit 1000 Dukaten in Gold honörirt. — AuS Wien wird telegraphisch gemeldet, daß' die ganze österreichische Armee in Ungarn auf Kriegsfuß gesetzt wird. ' —' 2. April. Der Donauübergang der Russen ist also auf drei Punkten zugleich erfolgt. Eine hier eingetroffene telegraphische Privatdepesche meldet, daß auch Matschin vollkommen in ihrer Gewalt ist. Die Vorbereitungen, die man noch an weitern Orten zu diesem Zwecke getroffen, waren offenbar nur dazu ge macht worden, um die Aufmerksamkeit der Türken zu theilen. Inzwischen hatten in der letztem Zeit mehrere Gefechte an der Donau statt, und nach Bukarest sind 58 Wagen mit 330 Blessirten eingebracht worben. Diese Scharmützel bauern noch an und dürften als eine Art kleiner Krieg in der Walachei fortgesetzt wer» den. Die noch auf dem linken Donauufer befindli chen Russen, welche nicht die Absicht zu haben schei nen, noch auf irgend einem Punkte mit einem großem CorpS über den Strom zu setzen, machen dagegen alle Anstrengungen, das Ufer zu verschanzen, um so den Ueberfällen der Türken begegnen zu können. Letztere thun ihrerseits daS Gleiche. Bei Simnitza z. B. haben die Türken neuerlich auf der großen In sel ausgedehnte Befestigungen errichtet, während ih nen die Russen am linken Ufer solche Werke entge genstellen. Wien, 2. April. Die heutige Wiener Zeitung enthält die Nachricht, daß die russischen Truppen am 28. März die Stadt und Citadelle Hirsowa besetzt haben, nachdem die Türken ihre Pulvermagazine im Stich gelassen hatten. In Braila wurde versichert, daß auch Babatog von den Russen ohne Widerstand genommen worden sei, und es befinden sich sonach die Russen im Besitze der ganzen Dobrudscha. Die Ko- sacken streifen bereits vor Kostendsche. Nach einer russischen Meldung soll auch Jsakischa bereits einge nommen sein. Pariö. Folgende Notiz über die Stärke der für den Sultan bestimmten HülfS Heere und ihre Be förderung nach der Türkei scheint bestimmt zu sein, den Besorgnissen wegen des Donauübergangs und der den Russen zugeschriebenen Absichten, in Eilmär schen Aonkantinopel zu gewinnen, zu begegnen: „Die englische Regierung hat ihren zu Malta versammel ten Truppen Befehl ertheilt, sich nach Gallipoli zu begeben. Die französische Regierung hatte schon seit mehren Tagen 4000 Mann dorthin abgeschickt, die qm 27. März angekommen sein müssen. Schiffe mit 15,000 Mann am Bord sind-in diesen Tagen von den Küsten Frankreichs und Algeriens unter Segel gegangen. Andere Transporte werden ohne Verzug den übrigen Theil der Armee mitnehmen, die in ei ner Stärke von mehr als 50,000 Mann Anfangs Mai in der Türkei versammelt sein wird. Der Mar- schall-Kriegöminister hat Maßregeln ergriffen, damit diese Armee mit Leichtigkeit alle durch die Umstände etwa benöthigten Verstärkungen erhalten kann." — 3. April. Nach hier eingetroffenen Nachrich ten aus Konstantinopel vom 26. März haben die Flotten der Westmächte am 24. März BeikoS verlas sen und sind ins Schwarze Meer eingelaufen. Sie steuerten in der Richtung nach Varna zu. Türkei. Aus Konstantinopel vom 20. Märj schreibt man der Ost-Deutschen Post: „Die Flotten sind seit drei Tagen zum Aufbruche bereit. Die Nach richt, daß die russische Flotte im Schwarzen Meere erschienen ist, hat zur Consignirung der Matrosen und Offiziere Veranlassung gegeben. Die nach Sulina beorderten zwei Dampffregatten sind schon wieder zu rückgekommen, bestätigen jedoch obige Nachricht eben so wenig, wie das aus Trebisonde angekommene Lloyd- schiff. Auffallend ist eS, daß die Flotten Steine, Kalk, Sand u. dergl. an Bord genommen haben. Werden sie damit irgendwo eine kleine Festung improvistren oder einen Zugang verstopfen? Sulina ist in der Thal, wie es cbige zwei Schiffe bestätigen, von den Russen zu Wasser gesperrt worben. Auf den 18. März hat man eine Operation d'er Russen gegen daS rechte Donauuser angesagt. Man sprach von der andern Seite, daß in den letzten Tagen auch die Türken ei nen Ausfall und zwar bei Kalafat beabsichtigt haben. Diese Gerüchte beweisen, daß man in beiden Lagern von projectirten Unternehmungen ganz unumwunden spricht. - . — Die Nachricht, daß sich die Montenegri- ner'gegen die Türken ernstlich rüsten, wird theilweise auch durch Briefe aus Cattaro bestätigt, welche nach Aussagen von Reisenden melden, daß eS im Plane sei, alle von katholischen RajahS bewohnten Distrikte, welche früher zu Montenegro gehörten, dem Fürsten- thume wieder einzuverleiben. Die Distrikts von Kuci und Piperi haben bereits offen erklärt, mit den Mon tenegrinern gemeinschaftliche Sache machen zu wollen. In der letzten Zeit wurden sehr viele Waffen und große Quantitäten Pulver, auch mehre Gebirgskano- »en nach Montenegro eingeführt. Die Truppenmacht der Türken, welche Montenegro zu beobachten hat, wurde im Laufe des Monats März nicht unbedeutend geschwächt, da die Kerntruppen nach Albanien gegen die Insurgenten abmarschirten. Vermischtes. AuS Kempen tm Regierungsbezirk Posen vom 30. März berichtet die Schlesische Zeitung: „Vorgestern ereignete sich bei unS ein beklagenswerther Vorfall. Ein katholischer Geistlicher wurde, während er gegen S Uhr Abends einen wenig erleuchteten Theil unserer Stadt betuchte, plötzlich von mehren Personen beiderlei Geschlechts überfallen, furchtbar gemishandelt, seines Geldes beraubt und zuletzt in einen Brunnen geworfen, der jedoch glücklicherweise nicht so viel Wasser enthielt, daß er hätte ertrinken müssen. , Erst im Brunnen war eS ihm möglich, nach Hülfe zu schreien, die ihm auch bercitwilligst und aufs schnellste zu Theil wurde. Die Verbrecher, welche sofort ge fänglich eingczogen wurden, sind katholischer Confessio», die Retter jenes katholischen Geistlichen Juden.