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Dienstag. 21 14 März 1854 Erscheint Inserate Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. lONgr. Weißerih-Ieitung werden mit 8 Pf. für dte Zeile berechnet 4u. in allen Ex peditionen an» genommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Von der böhmischen Grenze, den 12. März. Wie kann doch der Himmel bald Alles umgestalten! Unsere Schneemassen sind einmal durch die Strahlen der Sonne, die wohl auch schon die Sommervögel herbeigelockt, sowie durch mildere Luft (das Thermo meter zeigte in den vergangenen Tagen auf 5—8 Gr. Wärme) wie auch durch öfteren Regen sehr zum Wei chen gebracht worden. Daher war und ist auch, trotz allen Schneeauswerfenö, das Fortkommen sowohl mit dem Wagen als Schlitten sehr mühsam. Obgleich nun die Schneeschichten in den Wäldern noch wenig davon angegriffen worden sind, so wird man doch in den Niederungen an dem Wasser abnehmen können, daß uns der Himmel mit Schnee reichlich gesegnet hat. Ein zu plötzliches Brechen dürfte dann in Fluß- thälern Scenen herbeiführ«», wir ste 1ms- Zuhr aufzuweisen hat. Der Gesundheitszustand ist noch sehr gut, was wirklich zu bewundern ist, da die Armen sich oft nicht satt essen können, und wenn sie dies ermöglichen, zu Nahrungsmitteln ihre Zuflucht nehmen müssen, die der Gesundheit eher nachtheilig, als zuträglich sind. Wenn nur der hinkende Bote nicht noch im März und April kommt! — Im Obererzaebirge mögen sich schon hin und wieder die nachtheillgen Folgen des harten Win ters, sowie des Mangels und der Entbehrung zeigen. Das Bettelwesen nimmt leider täglich mehr über hand. Zu wünschen wäre eS, baß man den Gemein den nachahmte, die kürzlich in her Weißeritzzeitung bekannt machten, daß sie für ihre OrtSarmen Sorge trügen, dagegen aber auch das Betteln nicht duldeten. Dadurch würde dem Vagabondiren und dem Auflie gen von Handwerksburschen Einhalt gethan, das Herumziehen von Schulkindern, die dabei die Schule vernachlässigen und zu Müssiggängern herangebilvet werden, gehemmt und vielen daraus entstehenden, gar üblen Folgen vorgebeugt werden. Auch würde auf der andern Seite hilfsbedürftigen würdigen Armen, die in so bedrängter Zeit vom Himmel an die Thüre der Bemittelten gewiesen sind, ihr bescheidenes Theil werden. ES würde mit einem Worte eine geregelte Unterstützung dadurch bezweckt werden, die den Be theiligten sicher nicht höher zu stehen käme, als jetzt bei dem eingerissenen Bettelunfug. Berlin. Die Zolleinnahmen des Zollvereins haben für das verflossene Jahr im Ganzen betragen 22,809,824 Thlr., wovon auf die Eingangsabgaben 21,989,011 Thlr., auf die AusgangSabgaben 313,657 Thlr. und auf die Durchgangsabgaben 507,161 Thlr. kommen. Infolge der im Laufe des Jahres eingetre- tenen Herabsetzung der Zölle auf viele Maaren ist der vorjährige Zollertrag gegen den des Jahres 1852 um 1,659,892 Thlr. zurückgeblieben. — Aus Halberstadt vom 4. März erzählt die Magdeburger Zeitung folgende mysteriöse Ge schichte: „Der Oeffentlichkeit ist bis jetzt aus ge wissen Gründen eine Angelegenheit vorenthalten, die in hiesigen Kreiseti viel von sich reden macht. Im November vor. I. verschwand hier ein junges Mäd chen aus anständiger Familie, die Tochter des Ren tiers M., ohne daß über ihr Verbleiben die geringste Ermittelung hätte gemacht werden können. ES un terliegt keinem Zweifel, daß eS Personen giebt, die um das Schicksal des Mädchens wissen; aber eine mächtige, wohlorganisirte Jntrigue hat bis jetzt alle N'LLfpiMH MH-kS'Ä. rN-WO- dessen Folgen nicht mehr verheimlicht werben konnten und der das Verderben auch des muthmaßlichen Ver führers zur Folge haben mußte. Der Rentier M. gehört mit seiner ganzen Familie dem KatholiciSmuS an; er wandte sich in dieser delicaten Angelegenheit an den Bischof, der seinen Commiffar in Magdeburg mit Einleitung eines diSciplinarischen Verfahrens be auftragte. ES scheint diese Untersuchung aus „Man gel an genügendem Beweise" kein Resultat ergeben zu wollen, und der tiefgekränkte Vater hat über das Geschick seines Kindes keine Auskunft erhalten. Man hat nach dem Verschwinden des Mädchens Kleidungs stücke desselben bei andern Personen entdeckt; wir wol len aber an diesen Umstand nicht gleich die schlikäm- sten Befürchtungen knüpfen u«d hoffen, daß die Zei tungen dieser Nachricht eine Publicität geben, die vielleicht zu Aufschlüssen über die Verlorene führen kann. Bis jetzt hat ihr Vater aus leicht begreiflichen Gründen nur unter der Hand Nachforschungen an gestellt; die östentliche Meinung hat ihn deshalb des Einverständnisses beschuldigt, und er sieht sich deshalb aus vielen gewichtigen Gründen veranlaßt, mit allen Mitteln Aufklärung in dieser bösen Angelegenheit zu erstreben. Vielleicht giebt es noch Mittel, manchen verschlossenen Mund zu öffnen, wenn nicht inzwischen die Oeffentlichkeit der Angelegenheit zu Resultaten führt." Düsseldorf, 6. März. Die Mobilmachung wird auch hier mehr und mehr vorbereitet. Es sind schon verschiedene Lieferungöverträge, GestellungScontracte für Fuhrwesen rc. für den eintretenden Fall abge schlossen worben.