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^§47 28. Februar 1854. Weißerih-Ieitung. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. Inserate werden mit 8 Pf. für die Zelle berechnet ch u. tn allen Lr- pedittonrn an genommen. Dienstag. Erscheint Dienstags und, Freitag«. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. l ONgr. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. , ' Tagesgefchichte. * Altenberg, den 26. Febr. Sind wir auch so ziemlich an Stürme gewöhnt, und waren dieselben, mit stetem Schneegestöber verknüpft, in der abgela^ seneu Woche an der Tagesordnung, so kann eS doch kaum die Feder beschreiben, wie orkanähnliche Stürme, während derselben cS auch stark witterte, seil gestern Abend gewüthet und die außerdem schon an die>Dä- cher gehenden Windwehen noch mehr vergrößert haben. Konnte man kaum auf der Straße innerhalb der Häu- ser fortkommen, so darf man sich nicht wundern, wenn dir Posten ausgeblieben sind und Lastschlitten ausge- spannk und ihrem Schicksale überlassen werden mußten. Zu der leidigen Brodnoth, die in vielen Häusern mit jedem Tage fühlbarer wirb, ist nun auch die Holznoth gekommen. Sind wir auch von allen Seiten mit Wald umgeben, so hat sich doch der Arme in guten. Tagen, zur Vorberektung auf einen so strengen Winter, nicht ausreichend Leseholz eingetragen; kann aber auch beim besten Willen nicht hinaus in die Forsten, um sich zur Heizung ein paar Äeste zu holen, da die Wege zu denselben mit Schnee überfüllt und mithin unzugän gig geworden sind. Fehlt nun auch den Armen, de ren Biele daS, Bett vermissen, das warme StübcheN, m welchem et mit den Seinen die fröstelnden Glied maßen erwärirzt, so ist das Maaß seiner Leiben voll. Gewiß mckg Hiingern und frieren recht schwer sein! — Geeignetes Brennmaterial ist aber hier in Ermange lung von Holzmagazinen, aus welchen in größeren Städten die Armen sich für ein paar Pfennige einige Scheitchen Holz und ein Bund Reißig erkaufen kön nen, nicht zu haben, zur Kohlenfeuerung aber sinv bei den Armen die Oefen nicht eingerichtet. — Im Hinblicke auf die bedrängte Zeit hatte unser Herr Pa stor Oehler verwichenen Donnerstag zu einer Conse renz eingeladen, um sich da mit den Anwesenden we gen Constiluirung eines Armenvereins zu besprechen, tlnser Herr Bürgermeister Fischer, der nebst den übri gen Behörden anwesend war, versicherte nach Eröff nung der Besprechung, daß ein ähnliches wohlchäti- geS Institut bereits von dem Stadtrathe beabsichtigt, und schon unter der Feder läge. Ob nun schon ei nige von den Anwesenden außer dem zu beabsichtigen den öffentlichen Unterstützungsvereine, noch zur Er richtung eines Privatvereinö sich bereitwillig erklär- >.«n, deren Spenden in den ersten fließen sollten, so stand man doch davon ab, in Berücksichtigung, daß durch außerordentliche Anlaben, zu welchen der öf- sentliche Armenverein genöthigt werden möchte, die Bemittelten zur Mitleidenheit außerdem gezogen wer den durften. Da dieser Verein mit Gotteö Hülfe in nächster Zeit ins Leben treten dürste, sy leben Mir der Hoffnung, daß durch ihn einmal der Roth wür diger Armen unter die Arme gegriffen, aber auch dem jetzt mehr überhandnehmenden Bettelwesen, in der Regel eine Folge thrurer Zeit, soweit möglich ein Damm gesetzt werde..— Schlüßlich ist noch mit Dank öffentlich anzuerkennen, daß für die hier vorgekonzme- nen mehrfachen häuslichen Unfälle, wie aUch schon in vor. Nr. Erwähnung gethan, nicht sowohl hier, als auch auswärts, die Herzen vieler Menschenfreunde warm schlugen, und sich beeilten, Balsam zu tröpfeln in die Wunden dieser Nothleidenden. Gott sei Allen dafür der reichste Vergelter! Dresden. Durch eine, im nächsten Blatte aus führlich mitzutheilende Verordnung deS Ministeriums des Innern werden die Brandkassenbeiträae für das laufende Jahr auf 8 Ngr. für jede lOO THlr. Versicherungssumme erhöht. Frankfurt a. M, 17. Febr. Bei hiesigem Se nat ist eine Gesellschaft um Errichtung einer Spiel bank in Frankfurt eingekommen. Als Motiv macht sich geltend, daß unsere Stadt doch von Spiel banken ganz umgeben sei und daß es somit besser wäre, wenn Frankfurt selbst wenigstens einigen Nutzen aus einem solchen Etablissement zöge. Sie bot eine halbe Million Pacht, will ein neues Theater und ein großes Casino errichten rc. Natürlich ist sie abschlägig beschieden worden. '' Berlin, 24. Februar Der bereit- erwähnte „Verrath" eines wichtigen militärischen Aktenstücks, den man bekanntlich einem angesehnen Mitglieds einer gewissen Partei schuld giebt, hat denn doch eine an dere und tiefere Bedeutung, als Diejenigen meinen, welche annehmen, es handle sich um den in der Mitte des vorigen Jahres festgestellten Mobilisirungsplan. DaS in der Rede stehende Aktenstück ist ein anderes von neuerm Datum und enthält die vollständigsten, für alle Fälle, die eine Mobilmachung nöthig machen könnten, getroffenen Dispositionen über Stärke, Ort der Ausstellung, Reserve rc. der Truppen. E- ist demnach ein DiSpositio nSplan für die einzelnen Fälle, wo Preußen eS für noihwendig hält, an der einen oder an der andern seiner Grenzen Truppen zusammenzuziehen. Dieses Aktenstück eristirt, wie ver sichert wird, bis jetzt nur tn drei Exemplaren, die in den Händen des Königs, des Prinzen von Preußen und des KriegSministerS waren. Die russische Re gierung soll in den Besitz einer Abschrift gekommen sein und der Kaiser von Rußland die Kenntniß des Plans bei Gelegenheit einer Unterredung mit dem