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Manche Leute hegen eine übertriebene Furcht vor diesem Kriege und meinen, der Verkehr und die Fa briken würden dadurch zum Stocken gebracht. Die Slaalspapiere und Aktien fallen, «in Bweis, daß viele Privatleute diese Furcht hegen. Allein diese Be sorgnis ist vorerst völlig unbegründet. Der Handel mit Rußland wird während des Krieges allerdings aufhören; allein dieser ist wegen der ungemein hohen Eingangszollsätze dieses Landes seither sehr gering gewesen. Auch der Handel mit Kleinasien, der Türkei und den untern Donauländern wird sehr leiden. Dagegen bleibt der Handelsverkehr mit ganz Westeuropa, die Nordsee und das adriatische Meer offen, also die Absatzwege nach Amerika, welche für unsere Industrie die Hauptsache bleiben. In Paris und London sind die Leute klüger; dort sind die Papiere jüngst in die Höhe gegangen; denn man rechnet dort lehr richtig, daß die jetzige Kri sis, dieses Schweben zwischen Krieg und Frieden, nun sehr bald überwunden werden wird, seitdem die west lichen Seemächte eine entschiedene Haltung angenom men haben und Rußland bewaffnet zu Leibe gehen wollen. Die Aengstlichen könnten noch einwenden, Ruß land könne bei einem auSbrechendfii Kriege ja Deutsch land angreifen, und so müßten die Geschäfte sofort in'S Stocken gerathen. Auch diese Besorgniß ist un begründet; denn einmal wird Rußland den Kern sei ner Truppen nach der Türkei senden müssen, um dort den englischen und französischen Hülfsheeren nicht zu unterliegen; wollte aber auch Rußland Preußen oder Oesterreich angreifen mit einer g et heilt en Macht, so würden die deutschen Fürsten bei einem derartigen VertheidigungSkriege gegen daö despotische Rußland die volle Symparhie ihrer Völker haben. So mag Rußland nur kommen: die Söhne Deutschlands wer den ihm bald die Wege weisen. Wir fordern deshalb unsre wohlhabenden und arbeitenden Classen dringend auf, sich nicht durch die Kriegsfurcht zu übereilten Schritten verleiten zu las sen. Wird auch Rußlands Flotte im schwarzen Meere und in der Ostsee angegriffen, so besteht deshalb der Handel nach dem Westen noch und die jetzige läh mende Krisis wird nun bald zum Ende geführt wer den. Die Friedenssvnne muß bald wieder aufgehen und dann nehmen die Geschäfte einen verjüngten Auf schwung. li. Tagesgeschichte. Altenberg, den 15. Febr. Abermals haben wir einen Unfall zu beklagen. In den Morgenstunden des 13. d. M. stürzte der Mühlsteiger.Eichler, als er daS auf seine Mühle gehende Treibewasser besich tigt und ihm der Wind bie-Blende ausgelöscht hatte, durch eine Oeffnung herab auf ein im untern Stocke liegendes Stück Holz und brach 2 Rippen. Eichler, ein fleißiger und thätiger Bergmann und ordnungs liebender frommer Familienvater, wird allgemein be mitleidet, um so mehr, als er schon vor 10 Jahren in der Pochmühle 2 Finger einbüßte und darum da mals schon bedeutende Schmerzen auszustehen hatte. -- Unsere Befürchtungen sind nur zu bald wahr ge worden. In den heutigen Morgenstunden hat sich rin gar heftiger Sturm erhoben, der die Massen von Schnee, womit seit en igen Tagen unsere Berge be deckt sind, nur noch vergrößert, ja sie zu Barrikaden auslhürmt und allem Verkehr im Freien hemmend ent gegen tritt. Geht «S in dem Takte fort, den es jetzt eingeschlagtti, s» »Kd alle mögliche vervielfachte Thä- »igleit nicht i« Stande sein, die Wege und Straßen für den Verkehr offen zu erhalten, ob man gleich un ablässig daran.arbeitet. — Wie eS draußen tobt und stürmt, eben so tobt es jetzt in der Brust manchen Familienvaters, der, weil er im Freien sein Brod ver dienen muß, seine Thätigkeit gehemmt sieht, und aus seinem bescheidenen Vorrathökämmerlein, das längst schon keine Kartoffel mehr birgt, daS kleine und letzt« Laib hervorsucht, um eS spärlich unter die Kleinen auSzutheilen, die sehnsüchtig darnach die erfrornen Hände ausstrecken. Dadurch, daß durch die Massen Schnee die Forsten unzugängig geworden sind, ist hin und wieder in der Hütte die Noch nur noch grö ßer geworden, da ihre Bewohner bei Brod-, Kleider und Bettniangel nun auch die dürftigen und luftigen Räume, in welche der eisige BoreaS eiadringt, nicht mehr entsprechend Heizen können, und frieren müssen. Freilich dürfte dieser bedauerliche Umstand auch für manchen rüstigen Hauövater eine mächtige Triebfeder sein, die schöne Sommerszeit, wo ihm mannichfache Gelegenheit geboten ist, erlaubtes Leseholz einzusam meln, nicht ungenützt vorüber gehen zu lassen. — Dresden, 15. Februar. Wir haben über einig« in diesen Tagen hier stattgefundene Brände zu berich ten. Ziegelgasse Nr. 2 entdeckte am 8. d. M. Abends ein Knabe, daß eö im Holzstalle brenne. Man fand, daß von ruchloser Hand zwei Brände von Schwefel faden, Schwamm und Streichhölzchen hineingeworfcn worden waren. Das Feuer ward sofort gelöscht. In Friedrichstadt war ein Knabe in Abwesenheit der Angehörigen mit Feueraumachen beschäftigt, zu wel- chem Behufe er Papier in den Ofen steckte, da aber selbiges nach seiner Ansicht nicht gut brannte, warf er cs wieder heraus und unter eine Komode, wodurch diese in Brand gerieth und Fruerlärm entstand. Man löschte daS Feuer aber alsbald. Am 13. entstand Feuer in der Schule zu Rath und That dadurch, daß der Ruß einer Kugelöffe massenhaft an einer mit Blech beschlagenen Thüre, die nach der Schulstube führt, sich angesammelt und entzündet hatte. Ein an der Wand gehangene Landkarte und Papier geriethen in Brand, sonst ge chah weiter kein Schaden. Heute Morgen kam auf der großen Brüdergasse Nr. 5 Feuer aus und zwar dadurch, daß ein unmittelbar am Ofen be findlicher Balken, der wol schon Tage lang geglimmt hat, anbranttte. Die Leute schliefen noch, und eS konnte, da bas Feuer in der Schlafkammer auSkam, wenn eS nicht noch rechtzeitig entdeckt und gelöscht wurde, großes Unglück entstehen. (Dr. I.) Leipzig, 13. Febr. Vorgängen« Nacht nach 2 Uhr wurde die Bevölkerung unserer Stadt durch Feuerlärm geweckt, zu welchem ein in der Thomas, mühle auSgebrochener Brand die Veranlassung gab. Schon nach den ersten Schlägen der Sturmglocke la gerte eine entsetzliche Glut über der ganzen Stadt, indem das wüthende Element »ach allen Seiten ein leicht verzehrbares Material (Getreide und Breter) fand. Die Nähe des Wassers erleichterte zwar daS Löschen, bei der riesigen Gewalt der Flammen aber, wozu gleichzeitig daS Gefrieren der Schläuche kam, konnten alle Anstrengungen nicht verhindern, daß die alte Thomasmühle und die neue Schneidemühle ein