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Aeußerung des Bischofs von Rottenburg. Mit Rück sicht auf eine Mahnung des PapüeS an de« Vor- eH '^n ernster Erwägu« «er semer wartenden Atifiaade Ware eS dkl seiner Berufuug sein entschiedener WM« gervesen, -ch die moralische Befähigung zu bewahren, um als ein Freier den hohen Pflichten des bischöflichen Amtes im Sinne der Kirche entsprechen zu können. Es wäre daher in die sem Willen geschehen, daß er vor der auf ihn gefal lenen Wahl züm Bischof jede ihm angesonnene Ver pflichtung auf staatliche Verordnungen entschieden ab gelehnt habe, besonders insofern dieselben kirchliche An gelegenheiten beträfen" ic. Und nun höre man, wie viel davon wahr ist! Die würtembergische Regierung machte, um dem daraus hervörgegangenen Zeitungs gerede ein Ende zu machen, bekannt, es sei unrichtig, baß der Bischof von Rottenburg v« seiner EideSab- IdgMU'einen solchen Vorbehalt gemacht habe; viel mehr habe er ausgesprochen, daß er eintretenden Fal les bet der Ablegung des Eides Gehorsam und Treue Wen alle bestehenden Gesetze schwören würde, und mMch habe er jenen in der Anstellungsurkunve vor- geschkiebenen Eid wirklich geleistet, mithin „den wür- temberg'ischen StaatKgeseyen Gehorsam und Treue ge lobt und geschworen", ohne jeden weiteren Vorbehalt. (Schluß folgt.) Der Bier-Reihschank. ' .7 Diese städtische Einrichtung, die wohl auch in manchen Dörfern üblich ist, hat sich, ob sie sich gleich längst überlebt, doch bis auf unsere Tage, wenn auch bei großem Siechthume, erhalten. Beschränkt sich nun der Reihschank auf eine gewisse Zeit, die zum Ausschanke verstattet ist, ober auf ein gewisses Ge binde, HaS der Betheiligte auszuschenken berechtigt ist, so kann in beiden Fällen von Nutzen kaum die Rede sein, den dieses Institut der allgemeinen Wohlfahrt gewähren soll; wohl aber ist sein Nachtheil ohne Brille einleuchtend. Referent Dieses hat, wenn er nach Kräften die Sache näher zu beleuchten sucht, sicher keinen andern Grund, als Manchem, der dafür sich zelorisch auS- spricht, die Binde wegzunehmen, und überhaupt ge- metnnützig zu werden, zu der jetzigen Zeit, wo cs sehr noth thut. — Man fragt zuerst: Wer trinkt in der Regel bas Bier in dem Reihschank? Wie zur Ge nüge bekannt, sind es, mit höchst seltenen Ausnahmen, »jcht die Vornehmen, nicht die Bemittelten im Orte, die hkn Reihschank besuchen. Legen diese sich doch in der Regel alS Stammgäste an einen Quell, aus wel chem abgelagertes Bier fließt, oder trinken vornehme Piere, als bairisches, Waldsch'ößchen u. s. w. — ES sind in der Regel unbemitteltere Bürger, Handwer- ker Tagearbeiter rc., die nur hin und wieder ein mal in der Woche, nach saurer Arbeit, bei welcher sie des Tages Last getragen haben, sich eine Kanne Bier erschwingen können. Zu bescheiden ober zu schüchtern, an einen andern Ort zu gehen, nehmen sie m»t ejnem Seidel Bier im Reihschank vorlieb, und spielen ihren Schafkopf oder Scat. Andere wieder find,, der Handthierung ober Verwandtschaft wegen gezröthigt, den Reihschank zu besuchen, würden jedoch >M(jentgegengesetzten Falle daheim bleiben, sich eine Kgnrie Pier holen lassen und dieselbe in aller Ge- chHWWeil mit den Ihrigen trinken. Wieder An- tzßie Doch, die außerdem höchstens einmal zu den ho hen Festen auögehen, besuchen auch zur außergewöhn liche» Zeit den Reihschank, weun fi» selbst in -er -Mhk deS Schaulet sich befinden. Biere aehen, so werden ruchMbeim Ujh- schank Betheingikn evi Gleiche- chun. Und dieser Ealcul ist nicht allemal falsch. Di» Vorgänger-den ken billig, statten Gegenbesuch ab und trinken, wenn vielleicht der letzte Lag kommt, cigendS dazu einge- .laden, noch eine Kanne Bier, selbst wenn es schon ganz niedergeht. Man trinkt es, so zu sagen, einan der zum Gefallen ab. Daß nun aber der edle Ger stensaft, selbst wenn er gut aus dem Brauhause kommt, selten den Wünschen der Biergäste entsprechen kann, soll in einer der nächsten Nummern mit Mehrerm be legt werden. Tage-geschichtc. * Von der böhmischen Zrenze, den 7. Decbr. Während wir jetzt einige sonnige Tage gehabt, liegt drmnen km Lan^e, ganz dichter Nebel, so daß man kaum 10 Schritte vor sich sehen- kann. --- In Teplitz zeigen sich die Masern sehr stark' und sind sie auch nicht gerade i bösartig, so kommen doch Sterbefälle genug vor. Bei uns auf dem Gebirgskamme ist je doch der Gesundheitszustand, ein erfreulicher. — Thau- wetter und Regen dürfte sel)^ willkommen sein, da die Treibewässer sich auf Null reducirt haben, was für den Bergarbeiter eine erfreuliche Christbeschee- rung nicht hcrbeiführen dürfte. — Auffallend ist cS, daß jetzt so viel Handwerksbursche auf unserm Gebirge sich zeigen. Einmal wissen sie doch bei uns eben nicht viel zu erholen; auch sollte man glauben, daß nainent- lich die Weber und Wirker, deren hin und wieder welche vorsprachen, Arbeit finden dürfen, da die Be richte auS der Lausitz, dem Voigtlande, Chemnitz und Umgegend über den Gang der Weberei und Strumpf- werkerciartikcl sehr lieblich klingen'. Rußland. Kali sch, 29. Rov. Zn der Nacht vom 23. zum 24. Nov. fand hierorlS die Rekruten aushebung statt: ein Act, der schon lange vorher geahnt und gefürchtet und nach Möglichkeit- von den Betheiligten zu umgehen gesucht wird. Nicht, wie cs in Preußen und viele» andern Staaten der Fall ist, werden die füx Heeressatz bezeichneten Leute auf einen bestimmten Tag und Ort bestellt, sondern die Vorbereitungen werden ganz im Stillen so getroffen, daß in einer bestimmten und nur den Eingeweihten der betreffenden Behörden bekannten Nacht im gan zen Königreiche die sogenqnnten Rekrutenpresse vorgenommen wird. Gewöhnlich geschieht dies kurz vor Weihnachten und meist in den nächtlichen Stun den von 12 bis L Uhr. Die messt vön Militär un terstützten Männer der Ersatzcommissin, wenn mau sie so nennen darf, dringen dann in die betreffenden Behausungen und suchen und greifen die designirten Individuen in jeder Lage und jedem Orte auf. Da diese, wenn sie sich nicht vorher flüchten konnten, sich oft in die entlegensten Winkel verstecken, so kommt eS häufig vor, daß man sogar Schlösse^ erhrechen und Thüren einschlagen muß, weshalb hie.-^forderlichen Instrumente instructionsmäßig stets mimeführt wer den müssen. Die auf diese Weise ausgehobenen Re kruten werden einstweilen in einem sichern Locale (in Städten auf der Hauptwache)»nicrgebracht unp dann in bestimmte Depots abgcführt, wo erst da-