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Nr. 80 Weißeritz-Ieitung Freitag. Erscheint Dienstags und , Freitags. Zu Veziehen durch all« Postanstal« Vm. Preis pro IQuaet. 10 Ngr. i4. October 1853. Inserate werden mit . 8 Pf. für-die Zeile derechnet schund in all,» Expeditionen angenommen. Ein unterhaltende- Wochenblatt für -en Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redactcur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. * Allenberg, den Oct. Verwichenen Sonn tag celebrirten wir unser Erntefest, früher als es ge meiniglich der Fall ist, und in kirchlicher Beziehung wie herkömmlich, mit zweimaliger Predigt. Die Ce realien anlangenb, so kann man, wenn man von den kranken Kartoffeln absiehl, bei einiger Genügsamkeit für unsere unwirthlichen Höhen nicht gut mehr ver langen, und von dem Heu an, dgS uns die Vor sehung häufig und von vorzüglicher Güte geschenkt, bis auf die Kartoffeln, ist Alles bei schöner Witte rung herein gekommen. — Auf der andern Seite je doch zerdrückte mancher Familienvater in dem Auge eine Thräne bei den abgesungenen Strophen: „Läßt eS sich gleich zum Mangel an, weiß er ihn doch zu stillen," aus Nr. 80k des den trefflichen Kanzelvor trag eingeleiteten HauptliedeS. — Nach beendigtem Nachmittagsgottesdienste rpurden die sterblichen Über reste des im 77. Jähre verstorbenen Berggeschwornen Lohse dahier unter Posaunenbegleitung zu Grabe ge tragen, wobei sich nicht allein die Knappschaft hiesiger Gruben, sondern auch hiesige Einwohner aus allen Ständen zahlreich betheiligten. — Zu bedauern ist eS, daß junge Leute sich Abends bei der öffentlichen Tanzbelustigung gegen -den Wirth. Unschicklichkeiten erlaubt und denselben im eigenen Hause insultirt, so mit den bedeutungsvollen Tag entweiht und für die in diesem Gasthause übernachtenden Fremden eben das lieblichste Bild nicht entworfen haben. Es wirb an der Zeit sein, solch unschicklichem Treiben, wie es hin und wieder vorkommt, einen Damm zu setzen, wenn der faule Fleck nicht noch weiter um sich greifen soll. Man sollte übrigens glauben, daß Vielen von solchen jungen Leuten, die eigentlich noch gar nicht an öffent liche Plätze zuzulassen sind, bei dem Hinblick auf die häusliche Noch der Muth verginge, und sie die paar Pfennige, die sie verjubeln, den besorgten und nieder gebeugten Eltern zum Brode reichten; aber auch dürfte man erwarten, daß das AelternhauS zu seinem Nutz und Frommen, und zur Wohlfahrt des Ganzen, Sol ches nicht zuließe. — Unsere gestern bei dem heiter sten Himmel abgehaltene Messe war im-, Allgemeinen, und insbesondere von Geising aus, sehr besucht. Nur die Schuhmacher sollen gute Geschäfte gemacht und Einzelne sogar ihre sämmilichc Waare verkauft haben. ES ist düsen Leuten um so mehr zu gönnen, wenn sie einmal gute Geschäfte machen, da sie mit unter einen weiten Weg hierher haben, und manch mal nur wenig lösen. Jedoch die übrigen Krämer klagten über Absatz, woraus zur Genüge hervorgeht, daß man jetzt den Pfennig zwei- und dreimal um wendet, ehe man ihn auSgiebt, und ihn für die noth- wendigsten Bedürfnisse, die von Vielen kaum wehr zu erschwingen sind, aufbewahrt. /X AuS Frauenstein. (Ernte bericht.) Richt allein für diejenigen Personen, die ein höheres Inter esse dabei haben, sondern eigentlich doch wohl für Jedermann ist eS angenehm, Berichte über den Aus fall der diesjährigen Ernte in allen Theilen des Landes zu haben, damit man sich eine Ueberstcht über die Verhältnisse der LandeS-Ernte verschaffen kann; und diese Ansicht bewegt uns, Ihnen qüch für dieses Jahr wieder einen Bericht über die Ernte, iy der Frauensteiner Amtslandschaft für Ihre Zeitung,, als das Organ der allgemeinen Oeffentlichkeit für,.unsere Stadt und Umgebung, zu geben. Wir haben uns dazu durch Reisen in die größe ren Ortschaften und durch ausführliche Erkundigung gen bei Männern in diesen Orten, die die erforder liche Sachkenntniß besitzen, absonderlich geschickt He- .macht. Die Witterung der letztem Tage vom Sep tember und die der erstem Tage dieses Monates brach ten in den Beschluß der übrigens vom herrlichsten Wetter begünstigten Ernte in der hiesigen Gegend eine bedeutende, und große Sorge erregende Störung; indessen diese Witterung wurde bald durch einige ganz schöne Erntetage wieder unterbrochen, so daß jetzt nun das mehrste von dem vielen Grummet, das auf den Wiesen lag, und auch der mehrste Flüchs, welcher bald zu viel Röste bekommen hätte, herein geschafft werden konnte. Die Getreide-Ernte, an Winter- und^ Sommer- Roggen sowohl, wie an Hafer, ist im großen Haupt, durchschnitt nur Mittelernte zu nennen; wie in sehr vielen andern Früchten in diesem Jahre hat auch hier in fast jeder Art der Früchte eine ungewöhnliche Ver schiedenheit Statt gehabt; so ist es auch mit dem Flachs, der durchgängig wenig und flachen Lein lie fert; und vorzüglich mit den Kartoffen, von welchen nur in sehr einzelnen Fällen auf einem Stücke die mehrsten gut sind; bei der großen Hauptmasse dersel ben sind die große Hälfte jetzt schon schwarz, und es steht daher zu befürchten, daß sie eS noch mehr wer den. — Kraut und Rübcn sind durchgängig mittel, mäßig. — Wenn schon das Obst in hiesiger Gegend kein Haupterzeugniß ausmacht, so ist dasselbe doch in diesem Jahre für uns sehr reichlich gewachsen und ist theilweise schon reif oder wird es hoffentlich im Ver laufe dieses Monates noch werden. Dresden. Die Expropriation der AlbertS- bahn ist seit dem 5. Oct. nunmehr auch auf die Strecke zwischen dem Dorfe Plauen bis an die Grenze