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fachwerk bestanden, hatte das Feuer hinreichend Nah rung Mtd verbreitete sich mit rapider Schnelligkeit, io daß um 4'/« bereits das Hanze Gebäude in Flam, men stand und die ganze Gegend bis zur Stadt mit duvkelisothem Schein erleuchtete; immer weiter dehnte sich dep Brand aus, so daß in Zeit von zwei Stunden das ganze Etablissement ein Raub der Flammen war, und die eingestürzten Wände nur noch in sich selbst verkohlten. Die Spritzen, sowie die Mannschaften der hiesigen Feuerwehr, welche in kurzer Zeit auf dem Platze erschienen waren, konnten trotz aller Anstrengung wenig auSrichten; da in jener Gegend verhältnißmä- ßig wenige Brunnen vorhanden sind, mußten die Was serwagen das nöthige Wasser zum Theil aus der Stadt holen. Von den Bewohnern des Etablissements ist Niemand beschädigt, doch soll ein großer Theil ihrer Habe ein Raub der Flammen geworden sein. Auf welche Weise das Feuer entstanden, ist wegen des schnellen Umsichgreifens der Flammen, das durch einen gelinden Süd-Ostwind noch vermehrt wurde, nicht ermittelt, die ersten Flammen wurden im Mit telpunkt der Gebäude bemerkt. Die Gebäude sind bi- auf den Gründ abgebrannt, sogar ein Theil des das Local umgebenden Zaunes mußte niedergerissen werden, weil er durch die Glut des Feuers entzündet wurde; nur die Rutschbahn ist verschont geblieben, da daS Feuer durch den Wind nach der entgegengesetzten Seite getrieben wurde. Die Spritzen waren bis ge gen 10 Uhr mit den Löschen der brennenden Balken beschäftigt. Kassel, 2. Oct. Mit der allgemein verbreiteten Nachricht, daß der Kriegszustand«»» 1. Oct. auf gehoben sei, ist es nichts. Durch allerhöchsten Befehl »st nur verfügt, daß der gepackte Tornister der Solda- den „vorerst" abgelegt werben soll. Diese Maßregel scheint durch ökonomische Rücksichten geboten zu sein, da die Soldaten nach dem Herbstmanöver neue Uni formen erhalten haben und die alten durch das drei- tägige Tragen des gepackten Tornisters auserordent- licb gelitten hatten. Eine Erleichterung des Kriegs zustandes ist somit nur für die Soldaten eingetreten. Aachen. In der Nacht voin 28. auf den 2d. Sept, brach um Mitternacht, während eines heftigen Sturmes, in .der, von dem Ziegelbäcker Peter Kana- beck aus Aachen, dessen Ehefrau und fünf Kindern bewohnten Ziegelhütte, während alle im tiefsten Schlafe lagen, Feuer aus, und als der Mann er wachte, stand der kleine Raum, der die ganze Familie einschloß, in Flammen. Die Aeltern hatten zum Nacht lager eine Bettlade, die fünf Kinder lagen am Boden auf Stroh. Der Mann springt auf, kann vor dem dichten Rauch und in der Verwirrung nicht gleich die Thüre finden, zerschlägt daS Fenster, durch wel ches er vier seiner aus dem brennenden Stroh rasch ergriffenen Kinder hinauswirft, unh gewinnt mit sei ner Frau durch die inzwischen geöffnete Thüre das Freie. Hier sieht die Frau, daß ihr kleinstes 10 Monate altes Kintz noch fehlt, sie stürzt sich in die brennende Hütte, sucht mit den Händen in dem flam menden Stroh wühlend an der Stelle, wo sie eS hin gelegt, ihr Kind, findet es aber nicht dort, sondern an einer entfernten Stelle, wohin cS ihr Mann, in- hem er die andern Kinder aus dem Feuer riß, un- hewußt hingeschleudert haben muß. Das kleine Kind ist dadurch dem Tode entronnen und hat keine Ver letzung davongetragrn; leider ist aber bei dieser Ge legenheit die Ehefrau Kanäbeck daS Opfer ihrer Mut terliebe geworden, indem sie sv bedeutende Brand- wunden erhalte», daß sie, obgleich sie sofort in das Gpttal gebracht und gepflegt wurde, daselbst nach einem mehr als 24stündigen Leiden verstorben ist. Wien. Aus dem Lager von Olmütz erfährt man folgenden schönen Zug unser- ritterlichen Kai- serS; der in weiten Kreisen bekannt zu werden ver- dient. Bei der Musterung eines CavalericregimentS bemerkte der Kaiser einen Wachtmeister, dessen Brust die Tapferkeitsmedaille zierte. „Wo haben Sie dieses Ehrenzeichen erhalten?" fragte der Kaiser. „Bei Custozza, Ew. Maj." Wie kommt eS, daß dieser Wachtmeister noch nicht zum Offizier befördert wurde? fragte hierauf derKaiser den daneben stehenden Obersten. Etwas verlegen antwortete dieser, daß irn Regimente weniger offene Stellen als Offiziersaspiranten sich ergeben hätten, und daß der Wachtmeister überdies ein Jude sei. Ohne ein weiteres Wort zu sprechen, wendete sich der Kaiser zum braven Wachtmeister und sagte mit Güte: „Treten Sie vor, Hr. Lieutenant"; und als dieser bewältigt von solcher Hulv schüchtern zu zögern schien, rief ihm der Kaiser mit liebens würdiger Barschheit zu: „Vorwärts denn, Hr. Ober- lieutcnanr!" Türkei. Die Nachrichten über die Frage, ob zwischen Rußland und der Türkei der Krieg ent scheiden solle, klären sich mehr und mehr. Tele graphische Depeschen sprechen zwar noch nicht von der Gewißheit, lassen aber die Möglichkeit eines kriegerischen Ausgangs erwarten. Wir lassen die Depeschen nachstehend folgen: Wien, 5. Oct. Das fällige Dampfschiff aus Konstantinopel ist in Triest eingetroffen. Die Briefe, die durch dasselbe der Triester Zeitung aus Konstan tinopel von» 26. Sept, zugekommen sind, halten den Ausbruch deS Krieges ober doch eine Kriegserklärung für wahrscheinlich und melden, daß ein Ferman nach dem Hauptquartier abgegangen sei. Man erwartet jedoch eine locale Beschränkung des Kampfes. Im Bosporus liegen 6 englische, 4 französische, I sardi nischer, I neapolitanischer, 1 österreichischer und 1 preußischer KriegSbampfer. Paris, 5. Oct. Der „Constitutionncl" theilt mit, daß auf Anfrage des JnternuntiuS von Bruck in Konstantinopel sich der Divan am 25. Sept, ver sammelt und einstimmig beschlossen habe, an den ge machten Veränderungen der Wiener Vergleichsnote festzuhalten. Dieser Beschluß sei den vier Gesandten der Großmächte mitgetheilt worden. Am 26. Sept, wurde ein Großrath abgehalten. Derselbe erklärte die Unterhandlungen erschöpft, ordnete die letzten Ver- theidigungSmaßregeln an und erklärte ferner, daß der Augenblick gekommen sei, die Kriegserklärung bereit zu halten. — 27. Sept. Der Sultan hat, gegen den Rath der vier Mächte die Kriegserklärung unterzeichnet. Paris, 7. Oct. Konstantinopler Nachrichten melden, die Pforte wolle auf Gesandtenvorstellung nicht die Offensive ergreifen, sondern die Angriffe Rußlands abwartcn.