Volltext Seite (XML)
recht) erkenn««, Wie mangelhaft eS mit dem menschlichen Wissen bestellt ist." Mit solchen höchst schwermüthigen Reflexionen beschäftigte sich Herr MauS Tag und Nacht. Er verwünschte erst sm Stillen und dann laut vor den Leuten, baS Institut der Lebensversicherung, und zahlte alljährlich unter herzbrechenden Jammer die Beiträge an die Bank. Abgesehen von diesen jährlich zu leistenden schweren Geldbeiträgen, kostete ihm der Kamps mit seinem Ne benbuhler schwere Summen. Richt allein, daß Herr MauS, um dem Storchwirthe die Kundschaft zu neh. . men, außergewöhnliche niedrige Preise iiellte, so hat ten ihm auch die Republikaner den halben Weinkeller ausgetrunken, ohne daß von Bezahlen je die Rede gewesen Wäre. Was Herrn Spindel betraf, so konnte man von ihm gleichfalls nicht sagen, baß ihn der langwierige Feldzug gegen den Bockwirth bereichert hätte. Ob schon ihm die demokratische Parthci weniger brand schatzte, so sah er sich gleichwohl genöthigt, nur Um mit seinem Feinde die Concurenz auszuhalten, seine PreiSeourante zu mnäßigen. So waren die beiden Gastgeber auf dem besten Wege, sich gegenseitig zu Grunde zu richten, wenn nicht ein unerwartetes EreigNiß das Schicksal der Rohr bacher Montccchi und Capulktti jählings entschieden hätte. Ein Philosoph, welcher bei Herrn MauS eben so oft tief in die Flasche geguckt, als er in dessen Schuldbüchern hoch angeschrieben stand, glaubte sich seinen Gläubiger mit einem Male vom Halse zu schaf fen, Indem er ihm eine große Entdeckung machte, und ein wichtiges Geheimniß verrieth. Er hatte nämlich die gewichtige Wahrheit herauSgebracht, daß «s sich mit der Korpulenz des Slorchwirths ganz anders ver halte, als es den Anschein habe. Er verhieß daher Herrn MauS einen großen Stachel aus der Brust zu ziehen, wenn der Herr Bockwirth seinem Namen wolle aus dem Schulbbuche streichen. M aus, welcher ohnehin nicht viel von den Philosophen zu gewärtigen hatte, versprach eS unter der Bedingung, daß die Eni. deckung für ihn von Wichtigkeit und Nutzen sein müsse. Der Philosoph schüttete nun sein Herz auS; er schwur hoch und thcuer, und gelobte eS zu beweisen, baß Spindel ein auSgcstopfter Mensch sei, der aus nicht- als auS Knochen und Watte bestehe. Nicht vier Pfund Fleisch habe er am Leibe, und auch da. mit würde eS bald zu Ende sei», worauf der Tod des gehaßten Mannes Herrn MauS eine sichere und reiche Beute gewähre. Da der Bockwirth ob dieser freudigen Botschaft ein Weilchen den ungläubigen Tho- maS spielte, so versprach der Philosoph, die Wahrheit feiner «rwsache «och selbigen Tages durch einen au genscheinlichen Beweis zu bekräftigen. AIS daher am Nachmittage der auSgestopste Storchwinh in stolzer Sicherheit a« Bock« vorüber wandelte, so wurde er von dem Philosophen und Henn Möruö, welche unsichtbar tn einer Fensterecke postitt flanke«, äuf das nachdrücklichste rmt Skechbolzrn auS Blaferöhren beschossen. Spindel schritt bombenfest und nicht- ahnend vorüber, und kasii, böit Strchbolzen ganz übersäet, als gespickter Hase «ach Hause. Hier erst, al- er seinen braunen Rock vom Leibe zog, ent deckte er fein Mißgeschick, und sah sich entlarvt. Seine Alteration und Wuth darüber war so groß, baß er einen Vlutflurz bekam, welcher ihn tödtkich darnieder warf. Der herbeigetttfene Arzt erklärte gerat»' heraus, daß Spindel keine vierundzwanzig Stunden ««-» z» Üben habe. Der TodeSrandida« nutzte -lese« kürzen Zeitraum, machte sein Testament, worauf er auf den Boden kroch und sich in bester Form rrhentle. Wie rin Lauffeuer verbreitete sich der Selbstmord des Slorchwirths in der Stadt. Die Nachricht ge. langte auch zu Herrn MauS. Der Unglückliche! Da hin waren mit einem Schläge seine jahrelangen Be strebungen, die unerhörtesten Opfer. Sein Gegner war allerdings tobt, aber wie Flammelllettern brannte der achte Paragraph der Staturen der LebenSversiche- ruugSbank in Mausens Gehirn, wornach für einen Selbstmörder die versicherte Summe nich t ausgezahlt wirb. Dicß war zuviel, alS der BeHtzer deS BockS »u ertragen vermochte. Ein gelinder Schlagftuß nahm ihn in seine Arme, und führte ihn seinem Freunde Spindel nach. Seine Hinterlassenschaft kam in die Hände lachen der Erben, welche sich ihres Lebens freuten, und von einer Lebensversicherung nichts wissen mochten. (Eingefendet.) Wir hatten vor einigen Tag«n Gelegenheit, das Lichtbildatelier deS Herrn Manecke im Hause deS Herrn Kaufmann Lincke zu besuchen und wurden durch die Freundlichkeit desselben ermuntert, unS über Einiges in dieser Kunst Aufschluß zu erbitten, was er auch mit der größten Bereitwilligkeit that. Wir waren früher, so wie gewiß der größere Theil deS Publikums, ve, Meinung, daß »u dieser Operation unbedingt Sonnenschein erforderlich sei) derselbe ist aber sogar schädlich und werden die Bilder beialeich- mäßig bedecktem Himmel weit schöner. Herr Manecke machte vor unfern Augen bei dem trübsten Wetter in 25 .Sekunden ein Bild, welches ausgezeichnet war, und versicherte uns, daß er am liebsten bei solchem Wetter arbeite. — Das früher so häufige Verblassen dieser Bilder beseitigt er durch eine galvanische Ver goldung. Die Apparats des Herrn Manecke sind von Voigtlander und Sohn in Wien (bekanntlich die be sten) und die von ihm gefertigten PortraitS so na turgetreu bis tu die kleinsten Details, daß eS wohl schwerlich vermittelst Pinsels möglich sein möchte, eine solche Aehnlichkeit zu erzeugen. Wenn auch noch Man cher eine vorgefaßte Meinung gegen diese schöne Kunst bewahrt, so hüt dieses wahrscheinlich diltttt seinen Grund, daß früher in Dippoldiswalde nie etwas Tüch tiges darin geleistet wurde und nur einige.Pfuscher die Unverschämtheit hatten, ihre elenden Machwerke aus den Händen zu geben, doch bleibt eS gewiß, daß ante Dagnerrrotyp-PortraitS durch späteres Dahin scheiden der Abaebildeten für die Hinterlassenen mehr als Goldeswerth sind; und in mancher Familie bleiben durch die Photographie den Kindern die Bilder der El- terN, während dwS vor ihrer Erfindung seltener durch die Malerei der Fall war. Wir empfehlen daher dem Publikum bas Atelier deS Herrn MüNecke auf- An* gelegentli-bste und wünschen, daß Letzterer mit dem Er gebnisse seines Aufenthaltes durch Benutzung und An erkennung seiner Leistungen zufrlrdengestellt «erden möge. Vdnrnti.