Volltext Seite (XML)
sprächen auf die Ueberreste der gefallenen Thiere be geben und von allen Verationen und ähnlichen Pro- ceduren in der Regel abgesehen. Hat das Kurato rium schon dadurch den Versichernden große Zugeständ nisse gemacht, so hat es sich auch auf der andern Seite angelegen sein lassen, in Bezug auf prompte, pünktliche und vollständige Vergütung jedem Miß trauen zu steuern, besonders hat es einen sprechenden Beweis möglichster Billigkeit gegeben, indem eS die Entschädigung auf Grnnd ein und derselben Werthan nahme, wonach die Prämie bestimmt ist, gewährt, also nicht, wie bisher, die Prämie nach.dem Tarwerthe des lebenden, die Entschädigung aber nach dem des tobten Thieres auswirft, auch den Versicherern der zweiten Abtheilung die Wahl offen gelassen hat, ob sie sich zu (den so sehr gefürchteten) Nachschüssen verbinden und dadurch den Anspruch auf volle Entschädigung erwer ben oder von diesem abgesehen, sich im Nolhfalle nur mit einer bestimmten Entschädigung begnügen und da für sich in das Recht setzen wollen, unter keinen Um ständen über den Ungezählten oder einfachen Prämien betrag hinaus zur Mitleidenheit gezogen zu werben. Kurz, das Kuratorium hat, wie es auch am Schlüsse seiner Ansprache „an das Publicum" sagt: „ange bahnt, was von ihm geschehen konnte"; „von dem Publicum selbst, dem die Anstalt zu Gute kommen soll, und das allein sie durch seine Betheiligung le bensfähig machen kann, hängt nur bas Weitere ab." Das Statut selbst giebt in seinem ersten Abschnitte allgemeine Bestimmungen, handelt im zweiten von der Schadenermittelung und Vergütung und erklärt im dritten die Verfassung und Verwaltung. Wir hal ten eS für unsere Pflicht, den sorgsamen und umsich tigen Lanvwirth hierauf aufmerksam zu machen. Dresden, 7. August. Bereits sehen wir seit gestern das Kirchdach der neuen katholisch en Kirche in hiesiger Neustadt mit Birkenreisern geschmückt, ein Zeichen, das solches gehoben worden ist. Das Gebäude ist bereis so weit gediehen, daß es auf die Vorübergehenden einen erfreulichen Eindruck macht, und es scheint eine Zierde unserer Residenz zu wer den. Beide an die nördliche und südliche Seile der Kirche stoßenden Häuser, das Pfarr- und Schulhaus, sind schon längere Zeil unter Dach und mit Schiefer gedeckt. Die beiden an die Ostseite deö Gebäudes grenzenden Thürme, welche keinen Putz bekommen, sondern aus bearbeiteten Steinen gebaut werden, fan gen auch schon an in die Augen zu fallen. Die Kirche selbst wird im Innern viel länger als breit, verhältnißmäßig bedeutend hoch, im Ganzen jedoch nicht sehr groß. Chemnitz, 5 August. Wir'haben heute einen Unglücksfall zu berichten, der durch eine leichtsinnige Verwegenheit herbeigeführt worden ist. In einem hiesigen Materialwaarengeschäft hatte man von dem Boden eines dreistöckigen Hauses an einem sogenannten Kranich einen Tabaksballen herabgelassen; der unten stehende Arbeiter, ein beurlaubter Soldat, hängt sich nach Ablösung des Ballens mit beiden Händen an das herabgelassene Seil und läßt sich so mit hinauf ziehen, kann aber seine eigene Last nicht mehr halten und fällt in einer Höhe von etlichen 30 Ellen herab, bricht ein Bein und verletzt sich das Rückgrat so be deutend, daß er ins Militärhospital gebracht werden mußte; man zweifelt an seinem Aufkommen. Oederan, 5. August. Der Stadtrath hat in 'der letzten Nummer des hier erscheinenden „Wochen blattes" eine Bekanntmachung erlassen, welche von dem dadurch Betroffenen wohl nicht eben mit großer Freude begrüßt wurde. Der Stadtrath macht nämlich in Folge einer ältern Localbestimmung den Namen eines Bäckers, der wegen Führung zu leichter Waar« das dritte Mal bestraft worden war, öffentlich be kannt. ES wird dieses Verfahren, so hart es vielleicht im Augenblick erscheinen mag, wenn auch nicht von den Bäckern, so doch von dem Publicum gebilligt. Hamburg, 4. Aug. Auch unsere Behörden tref. fen bereits die umfassendsten Vorbereitungen, um die unserer Stadt mehr und mehr sich nahende Cholera zu empfangen. Der Gesundheitsrath hat an alle Aerzte ein Circular erlassen, in dem er die selben zu einer Zusammenkunft entladet. Es werden in den verschiedenen Theilen der Stadt ärztliche Bure- aur errichtet werden, auf denen unausgesetzt einige Aerzte anwesend sein sollen, sämmtliche Bettler- und sonst von Gesindel frequenrirte Herbergen sind pvli- - zeilich recogniscirt, und soweit sie nicht hierher ge hören, aus der Stadt geschafft worden und den In habern dieser Spelunken die größte Reinlichkeit an- empfohlen worden. Am 2. Aug. betrug die Zahl der Hierselbst constatirlen Chvlerafälle 13, wovon 7 tödl- lich waren, die Mehrzahl der von der Epidemie Be fallenen sind Auswärtige, die wahrscheinlich inficirr hier ankamen. — Leute, die aus Kopenhagen kürzlich hier ankamen und die zu sprechen wir Ge legenheit hatten, entwerfen von den dortigen Zustän den ein wahrhaft grauenvolles Bild. Die Zahl der Tobten, so versichert man uns, soll noch viel bedeuten der sein, als sie die Zeitungen angeben, und eS soll an Händen fehlen, um die Verstorbenen unter die Erde zu bringen. Die Behörden haben total den Kopf verloren, die Aerzte selbst hat der panische Schrecken ergriffen und ein großer Theil der Kranken befindet sich ohne allen ärztlichen Beistand. Nur so auch wird die Verwüstung erklärlich, welche die Seuche daselbst anrichtet. Erfurt. Ueber den im Walde vor Schlotheim ermordeten Knaben des Hrn. Krackrügge schreibt man: „Bei dem Paisiren eines Ortes im Kreise Lan gensalza kauft er sich Kirschen und läßt, wol nichr vorsichtig genug, dabei den Inhalt seiner Börse, welcher in einigen Thalern bestanden-haben mag, und seine goldene Uhr blicken. Sorglos zieht er seine Straße weiter, findet aber in einem nahen Walde von Mörders Hand einen schmählichen Tod. Erst nachdem er vermißt und gesucht worden war, ist er mit abgeschnittener Kehle und beraubt im Walde ge funden worden. Der abscheuliche Thäter ist noch nicht ermittelt, doch glaubt man ihm auf der Spur zu sein. Die an Ort und Stelle vorgenvmmene Obduction der Leiche erfolgte erst nach Ankunft der Aeltern und es mußte leider die schreckliche Thatsache constatirt wer den, baß der Tod des armen Knaben durch sechs Messerstiche in die linke Brustseite und einen Stich in die rechte Seite herbeigeführt war. Die starke Verwesung der Leiche hinderte, Alles genau zu no- tiren. Auch die Stiefeln und die gestickten Hosen träger waren geraubt. Am 3. Aug. Abends fand das Leichenbegängniß unter der allgemeinsten Theil- nähme der Bevölkerung statt."