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kinjäckchen dahingegeben worden. Vergebens hatte er gehungert, gebürstet, gefroren und vergebens war er imvagabondenähnlichen Costume durch'sLand gepilgert. Im Anfang wollte er RechtSumkehrt machen und eS koste was eö wolle, sein Päckchen wieder erobern; aber bei näherm Ueberlegen, was sollte dann aus dem Fräulein werden, die er aller Hilfe baar und ledig zurücklassen mußte? Aber auch Angelika rang plötzlich die Hände und blickte nach dem Walde zurück, den sie vor Kur zem verlassen hatten, denn sie gedachte ihrer Freun din, die in Räubers Hand zurückgeblieben war. Die Beiden machten einige Secunden halt. KeinS wußte, weshalb der Andre so in Verzweiflung gerieth; als plötzlich das Gefühl der eignen Rettung alle an dere Gedanken verdrängte und sie zur eiligsten Weiter- flttcht antrieb; denn aus der Tiefe des Waldes ward wieder daS gefährliche Pfeifen vernommen. Nachdem man wieder eiligen Schritts eine ge raume Strecke zurückgelegt hatte, wagte Angelika schüchtern sich nach der heftigen Bewegung ihres Ret ters zu erkundigen. Dem Elias fiel das Herz vor die Füße. Er gedachte wieder des verlornen Kattunpäckchens und des Tuchs und seines armen Mütterchens und des kranken Bruders. Die Thränen waren ihm nahe und so erzählte er offen und treuherzig so ziemlich seinen ganzen Lebenslauf, seine kümmerlichen Verhält nisse, seine siebenundzwanzigste Bewerbung um ein Pfarrstellchen, seinen Frackumtausch und sein trauriges Geschick in Betreff des verlornen Kattuns. Es lhat dem Armen ordentlich wohl, sein Herz einmal recht ausschütlen zu können: aber während der Mittheilung seines trüben Geschicks und seiner Leiden bemerkte er nicht, wie sich Angelika wiederholt die Thränen trocknete, die ihr unwillkürlich bei der Mittheiluiig des Candidaten hervortraten. EliaS langte endlich mit seiner Geretteten noch in früher Tagesstunde wohlbehalten in Krautberg an, wo er sie unmittelbar nach der Wohnung des ihm be freundeten Pfarres führte, woselbst sie die wohlwol lendste Aufnahme fand. Zugleich machte er von dem Raubanfalle bei der städtischen Behörde Anzeige. Die Nachricht davon verbreitete sich alsbald durch das ganze Städtchen und halb Kraulberg, auf die abentheuerlichste Art bewaffnet, setzte sich alöbald, Gerichtspersonen an der Spitze, nach dem Walde in Bewegung, wo die Räuber den herrschaftlichen Wagen angefallen hatten. Auch schickte Angelika einen Erpressen an ihre Ael- tern nach der Residenz. Der vereinten Anstrengung der braven Krautber- ger gelang es auch, nicht sowohl die Gesellschafterin Angelika's zu befreien, welche gleichfalls an einen Baum gebunden war, sondern auch der Raubgesellen habhaft zu werden, die bei dem Anfalle keinen andern Zweck gehabt hatten, als durch Schrecken, Drohungen und Martern aller Art die beiden hilflosen Mädchen zu dem Geständnisse zu bringen, an welchem Orte Angelika's reicher Vater seine Gelder und Staats papiere verborgen habe. Man wollte sodann auf dem Gute einbrechen, wo man einen großen Raub zu vollbringen hoffte- bä man erfahren, daß An gelika's Vater noch vor wenig Tagen eine Summe von mehr als sünfzehntausend Thalern eingenommen, die sich noch auf dem Gute befinde. Glücklicherweise' ward das Vorhaben der Bösewichter durch ihre ur plötzliche Gesangennehmung zu Nichte gemacht. Bereits am andern Tage langte Angelika's Vater mit Curserpferden in Krautberg an und um armte unter Freudenthränen erst seine Tochter, dann den EliaS, welcher mit einem Male Held beS TageS geworden war. Kaum aber hatte er von der traurigen Lage des armen Candidaten und seiner Familie Nach richt erhalten, als er sich auf das Edelmüthigste der selben anahm. Es waren kaum vier Wochen in'S Land gegan gen, so ward der schönste Erdenwunsch unseres EliaS erfüllt. Er erhielt ganz in der Nähe von Lindenthal, so hieß das reizend gelegene Gut, wo Angelika's Familie wohnte, eine einträgliche Pfarrstelle. Schon mit heranahendem Herbste, alle Aeste beugten sich vom Segen Gottes tief zur Erde, gab'S fröhlichen Einzug von EliaS und den Seinen in daS neue Elisium' Das Mütterchen erhielt ihr Stübchen mit der Aussicht nach dem Gärtchen und ihr Brätchen alle Sonn- und Festtage, wie sich'S der fromme Sohn geträumt in seinen hoffnungsvollen Stunden. An gelika und ihre aus Räuberhand gerettete Freundin, wie die gesammte gutöherrliche Familie zu Lindenthal, machten sich'S zur angelegentlichsten Pflicht, die Mut ter des frommen Pfarrers auf daß Sorgsamste zu pflegen. Auch der kranke Bruder genas in den jetzi gen glücklicheren Verhältnissen allmälig von seinem Brustleiden und fand als Gärtner in dem.schönen Garten zu Lindenthal eine passende Anstellung; EliaS aber konnte allsonntäglich in herzerhebenden Predigten dem himmlischen Vater, nicht genug danken für die Gnade, so erzeigt ihm und den geliebten Seinen. Der neue Pfarrer war bald der beliebteste Kanzelred ner in der Umgegend und wenn er Kirche hielt, konnte in den heiligen Räumen fast kein Apfel zur Erde. Das Nankingjäckchen blieb aber in der Familie des Pfarrers, der trotz seiner Schüchternheit gegen die Schönen binnen Jahr und Tag ein herzliebeS Weib chen heimführte, daS größte Heiliglhum. ES lag wohlverwahrt neben dem Päckchen Kattun, daS sich im Walde wiedergefunden hatte, und beides erinnerte den EliaS und die Seinen an die wunderbare Fügung und Gnade'GoiteS. Darum hielt alljährlich, wenn der Tag der Rettung wiederkehrte, der glückliche Pfarrer eine begeisterte Predigt über das alte und wahre Sprichwort: „Der Mensch denkt, Gott lenkt!^ Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde, vom 30. Juli bis 4. Aug. l8L3. Geboren wurde dem Briefträger Karl Gottlieb Kepp ler allhicr ein Sohn. Dem Kaufmann Herrn Ferdinand Jehne allhicr ein Sohn. Hierüber ein uneheliches Kind. Getraut wurde Karl Traugott Preisler, Einwohner und Klciderhändler allhier, und Christ. Wilhelmine Schubert allhicr. Gestorben ist Karl Moritz Thiele, Handarbeiter all hier, 53 Jahre 8 Monate alt; — Frau Friederike Therese, Herrn Karl Friedrich Baumann'S, Uhrmacher allhier, Ehe frau, 35 Jahre 2 Wochen alt. Am I I. Sonnt, nach Trinit. Früh-Communion: Herr Diae. Mühlberg. Vormittagspredigt: Herr Snp. v. Zobel. Nachmittagspredigt; Herr Diae. Mühlberg.