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der Mittheilung der gräßlichsten Details über den in Kopenhagen herrschenden Zustand der Ratlosigkeit, der Verzweiflung und der Trauer! Die Geschäfte liegen ganz danieder, an Aerzten herrscht großer Mangel, viele Läden sind geschlossen; mehr als der dritte Theil der Bevölkerung hat bereits die Flucht ergriffen. Den Altonaer Nachrichten vom 31. Juli zufolge haben laut Aussage eines zeitweilig in Altona weilenden kopenhagener Polizeibeamten 44,000 Per sonen die unglückliche Sadt verlassen. Aber nicht blos in Kopenhagen selbst gewinnt die furchtbare Epidemie immer mehr Terrain, auch aufs Land, nach den benachbarten Inseln und selbst nach den Herzog- thümern hin hat sie sich, meist durch Verschleppung von Kopenhagen aus, verbreitet. Amerika. Ueber die feierliche Eröffnung des Krystallpalastes inNeuyork, die am 15. Juli stattfand, bringen dortige Blätter endlose Ar tikel. Morgens um 10 Uhr flogen die Portale auf, und in „weniger als keiner Zeit" waren Galerien und Kreuzgänge von fashionablem Volk beider Ge schlechter überfüllt. Das Innere mit seiner IW Fuß hohen Glaskuppel soll ein blendendes Schauspiel bie ten, obgleich alle Arrangements erst in vier Wochen vollendet sein werden. In der Mitte steht eine kolos sale Reiterstatue Washington'S, ein paar Fuß davon Der Mensch denkt, Gott lenkt. Schluß. „Wie wär'S," dächte EliaS, von Kindes- und Bruderliebe erfüllt, „da du deinen Frack nun für ge raume Zeit nicht mehr unumgänglich nöthig hast, in dem sobald eine Vacanz nicht wieder eintreten wird, wenn du den ohnedieß abgetragenen Alten hier ver kauftest und ein wohlfeileres Kleidungsstück dafür an dich brächtest? Für den Ueberschuß könntest du dann deines Herzens Wunsch befriedigen und der Mutter Kattun zu einem Röckchen erhandeln." Die Blicke deS guten Sohnes suchten daher in dem Kleider-Bazar nach so einem wohlfeilern Stück. Plötzlich that EliaS einen Freudensprung in die Luft. Richtig da hing an der Ecke ein allerliebstes Nankingjäckchen. Das konnte ein Königreich nicht kosten. Da war sein ehrwürdiger langschößiger Frack ein Krönungsmantel dagegen. Da mußte er eine respektable Summe herausbekommen. „Zu einem neuen Fracke wird der liebe Gott auch wieder helfen," tröstete er sich, „ich bekomme vom nächsten Monate vier neue Klavierstunden bei Tuch macher Engelmann; da kann ich das Tuch abcla- vieren und Engelmann hat stets als Christ an mir gehandelt." „Aber als ehrsamer Kandidat der Theologie," frug er sich, „kannst du doch unmöglich so durch die weite Welt reisen. Wenn dir nun Kirchenlicht zufällig begegnet und den dereinstigen Herrn Confra- rer im chinesischen Nankingjäckchen einherstolziren sieht, muß er nicht in gerechte Besorgniß gerathen, daß eS mit meiner Wenigkeit rapple?" DaS war ein höchst fataler Fall, der ihm da in den Sinn gekommen. „ArmeS Mütterchen," sprach der gute Sohn, also soll auS dem neuen SvnntagSröckchen wirklich nichts werden. Auf daS Stübchen mit der herrlichen Aussicht nach dem Gartem mußt Du verzichten; auch eine Bildsäule des Columbus. Beide Schiffe, das östliche und westliche, waren mit den Fahnen Ameri kas, Italiens, Englands, Frankreichs, Oesterreichs und anderer Länder behängt. Im Norden war eine etwa 500 Notabilitäten fassende Platform errichtet. Um 1°>/i Uhr kam der Präsident Pierce mit Gefolge aus Washington an. Er schien so ermüdet, daß er auf einem Sessel einige Minuten ausruhen mußte,, ehe er das Zeichen zum Beginn der Feierlichkeiten gab. Ein Capitän Dupont rief darauf daS Publi cum „zur Ordnung", und Bischof Wainwright ver richtete ein feierliches Gebet. Die Newyark Harmo- nic-Society sang einen Choral, worauf Hr. Sedg wick, Präsident der (Krystallpalast) Association eine lange begeisterte Bewillkommnungsrede an Präsident Pierce und dieser eine kurze AntwortSrede hielt. Bei seinen Schlußworten fiel daS Publikum mit lauten Cheers! und die Musik mit dem Hallelujachor aus Hänbel'S „Messias" ein. Darauf folgte ein Tri umphmarsch und der Chor aus Haydens „Schöpfung". Die beste Ordnung herrschte während der Ceremonie. Am Abende gaben die AuSstellungSdirectoren dem Präsidenten Pierce und den fremden Commiffaren ein glänzendes Banket. Die Zahl der am ersten Tage verkauften Einlaßkarten war 3450. Der Er lös an den Thüren betrug 1630 Dollars. Die Zahl der Besucher war 70W. daS Brätchen an Sonn- und Festtagen ist Dir in den Brunnen gefallen. O, jetzt fühle ich wahrhaft, was bittere Armuth zu bedeuten hat." Er lief verzweiflungSvoll die an Gästen leere Schenkftube wiederholt auf und ab. „WaS da," rief er endlich, und bekam wieder frohen Muth, „ich riSkire eS und verkeile den Frack. Ich brauche ja nicht auf der Heerstraße zu bleiben, wo mir die medisanbe Menschenheit aller Augenblicke in den Weg läuft; ich bin ja bekannt ringsumher, ich schneide mitten durch, über Berg und Thal, durch Wald und Flur, der Chaussee so fern als möglich. Ja, eS bleibt beim Nankingjäckchen!" Eiligst legte er die vier Pfennige für das Bier auf den Tisch und war nach wenigen Sekunden mit dem Kleibertrödler im Handel verwickelt. Hier sank ihm aber anfangs der Muth gewaltig. Er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Der Kauf mann wollte nämlich noch acht Groschen herauShaben, wenn er sein Jäckchen gegen den Candidatenfrack her- auSgebe. Das hatte der arme EliaS freilich nicht erwar tet, daß sein ihm so theurrr ehrwürdiger Frack nicht einmal einer dürftigen Nankingjacke die Wage halten sollte. „Aber betrachten Eie auch die Naht," fuhr der Trödler in seinem gewohnten anpreisenden Tone fort, „und daS Zeug, solches giebtS heutzutage gar nicht mehr, Leder ist nichts dagegen, und wie wäscht sich'S l Ich büße mein eigenes Geld bei dem Handel ein." Zugleich maß er den Frack deS Candidaten mit ei nem Blicke, der seine innerste Empörung ob deS altmodischen Schnitts und deS groben abgetr'agenen Tuchs hinlänglich aussprach. „Sehen Sie, daS sind Fracks," sprach er weiter, indem er auf mehre an der Wand hängende Erem- plare zeigte, „dagegen muß sich ihr Langschoß aus dem siebenjährigen Kriege verstecken. Wie gesagt, mein baareS Geld setze ich zu , wenn ich mich mit