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358 entsetzlichen Act unnatürlichster zeitherigen Schulunterricht be« meist auch bekämpft zu haben glaublich! — Und doch soll's rer Behörden wird aber diesem Treiben ebenso schnell ein Ende machen, wie die Polizeibehörde in Berlin eS vermocht hat." Basel, 27. Juli. Aus Wien zurückkehrende schweizerische Arbeiter, deren Aussagen durch aus glaubwürdig sind, beschweren sich bitter über die vielen Plackereien, Venen sie in den meisten deut schen Staaten ausgesetzt sind. An mehren Orten erhielten sie Zwangspässe, anderwärts mußten sie Um wege machen und in einzelnen Städten, z. B. in Konstanz, gestattete man ihnen den Aufenthalt in der Stadt nicht einmal, sondern escortirie sie bis an die Schweizergrenze. In Berlin werden schweizerische Arbeiter ebenfalls beim Eintritte in die Stadt ab gefaßt und mit Polizeibegleitung (einer wurde mit vier Mann eScortirt) zu derselben hinauSbefördert. Für Schweizer wirb es auf diese Weise bald zur Un möglichkeit, in Deutschland zu reisen. Brüssel, 2d. Juli. Ein nicht uninteressantes Vorspiel der Vermählungsfestlichkeiten ist der zwischen Brüssel und der Vorstadt Schaerbeek geführte Stiergefechtsstreit. DieVorstadt hat cinetspüni- schen Gesellschaft die Erlaubniß gegeben, am 21, 24, 28. Aug. und I Sept. Stiergefechte abzuhalten. Die Anzeigen wurden auch in Brüssel angeheftet; der Bürgermeister Brouckere ließ sie herabrcißen und rich tete an den Provinzialgourverncur öffentlich die Auf forderung, diese unmoralischen, auf däS Volk nach teilig einwirkenden Spiele zu verbieten. Die Vor stadt, durch baS jüngste Gesetz bereits rechtlich, aber noch nicht thatsächlich der Hauptstadt einverleibt, wollte noch den letzten Rest ihrer Selbständigkeit wahren und wehrte sich gegen die vorzeitige Einmischung des hiesigen Bürgermeisters. Der Streit wurde auch in der Presse ziemlich lebhaft geführt. Er wurde gestern zu Gunsten der Vorstadt entschieden und heute pran gen die illustririen Anzeigen an allen Straßenecken. Das hiesige Stadthaus wurde in der Nacht mit die sen Anzeigen ganz übersäet. ES wird behufs der Stiergefechle ei» eigner CircuS neben dem Nordbahn hof erbaut. Ich hqbe ihn soeben besucht und fand ihn von einer erschrecklichen Größe. Er wird bequem 40,060 Plätze fassen können, da ein Theil derselben überbaut ist, so baß wie in den ständigen Theatern die Logen über dem Parterre sich befinden und die Galeriebesucher wieder den Logenbesuchern auf die Köpfe treten. Hingegen ist der eigentliche Kampf platz ziemlich klein, viel kleiner z. B. als gewöhnlich in dem Renz'schen CircuS. Auch ist er nicht rund wie das Gebäude selbst, sondern oval; wahrscheinlich ist diese Form dutch die Eigenthümlichkeiten des Kam pfes geboten. Kopenhagen, 29. Juli. Seit dem 27. Juli hat die Cholera hier leider wieder bedeutend zugenom men. Es wurden nämlich von vorgestern bis gestern Mittag 346 ErkrankungS- und IÄl Todesfälle netl angemeldet, so daß die Gesamnztzahl der bis jetzt Er krankten sich auf 4759, die der Gestorbenen auf 2508 beläuft. Die in Hamburg täglich einlaufenden Pri vatbriefe aus Kopenhagen überbieten einander in Gotha, 29. Juli. Ein trauriges Bild der auf dem Thüringer Walde herrschenden Armuth ent warf vor einigen Tagen ein höherer Staatsbeamter in der Sitzung deö Landtags, als es sich darum han delte, ob die Auswanderung armer Waldbewohner durch Geldunterstützung von Seiten des Staats er leichtert werden solle. Man erfuhr aus dem Munde jenes Beamten, daß eine ungeheure Zahl Menschen in dem ärmsten Theile des Waldgebirges fast lediglich vom Holzdiebstahle leben, daß die strengere Hand habung der Forststrafgesetze die Unglücklichen in Ver zweiflung bringt und zu Verbrechen treibt und daß die Summe von 5—6000 Thlrn., welche der Staat jährlich aufwendet, um die Acrmsten und Gefähr lichsten nach Amerika zu bringen, reichlich wieder er setzt wird durch die allmälig erzielte Verminderung der Forstfrevel und Holzdiebstähle. ding- NUr flüchtig mich an der fort und fort wech- — Aus Köln vom 30. Juli schreibt man der selnden Gebirgslandschaft erfreuen konnte. Etwa eine Neuen Preußischen Zeitung: „Einige Speculanten Viertelstunde unter Glashütte führt die Straße an sollen hier in Köln auf gewissenlose Weise die Frucht- einem Felsen, genannt Wittichs Schloß, voMex, von» preise re. durch Scheinkäufe in dir Höhe zu trei- dem erzählt wird, daß im 15. Jahrhundert «pfEstäu»^'den bemüht sein. Die Energie und Wachsamkeit unse- der, Wittich, auf ihm seine Wohnung gehM, und von hier aus die ganze Gegend unsicher gemacht habe, bis Weigold von Bärenstein, der auch Lochow (Luchau) besaß, und dort von Wittich meuchlings, jedoch ohne Erfolg, angegriffen wurde, diesem nun mehr unverzüglich nachsetzte und ihn zwischen Luchau und Glashütte erlegte. Vor einigen Jahren noch asaubte man, daß in diesem Felsen Schätze aus jener Zeit verborgen lägen, jedoch von Geistern bewacht würden; seitdem aber die Gegend zugänglicher gewor den ist, hat man von jenen Geistergeschichten selten mehr sprechen hören. Um desto mehr ist's zu ver wundern und zu beklagen, baß in neuester Zeit unter Schulkindern, wenn auch nicht von Schätze bewachen den, so doch aber von sichtbar wieder erschienenen Gei stern unlängst verstorbener Personen nicht bloS ge- sprachen, sondern auch davor Furcht geäußert und mithin der alte Aberglaube abermals aufgefrischt wird, den man durch den " ' ' kämpfen wollte und vermeinte. — Kaum wahr sein! Ueber einen Barbarei, der in Meißen dieser Tage vorkam, berichtet man dem Dresdner Journal von dort unterm 1. Aug.: „Ein hiesiger Einwohner, Fabrikant auf der königlichen Porcellanmanufactur, hat seinen II jährigen Sohn in einem solchen Grade gezüchtigt, daß das Kind wenige Stunden später an den Miß handlungen gestorben ist. Weil im Hause 5 Neu groschen vermißt wurden, von denen man ohne Weite res annahm, baß der Knabe sie gestohlen haben müsse, unterwarf man diesen einer entsetzlichen Tortur, um ein Geständniß zu erpressen. Die empörenden De tails werden Sie mir erlassen. Der Verbrecher ist sogleich von dem königlichen Kreisamte eingezogen worden. Er war bisher ein unbescholcener, dem An scheine nach ruhiger Mann, dem selbst ein gewisser Trieb, sich weiter zu bilden, inne wohnte. Allein der Grundzug seines Wesens scheint, wie namentlich sein Benehmen nach der Thal zeigt, eine gänzliche Gehaltlosigkeit zu sein, ohne die ein solches Verbrechen auch kaum denkbar wäre."