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343 MiScellen. Der durch seine gelehrten Streitigkeiten mit dem großen Philosophen Wolf bekannte vr. Lange zu Halle schrieb in ein Stammbuch: ; . Ich weiß ein dreifach W, so großes Weh gemachtr Die Weiber, die den Fall in dies« Welt gebracht; Der Wein, so Ursach ist zu vielen bösen Thaten. Das dritte nenn' ich nicht, mein Freund, Du magst eS rathe». Die Weisheit nehm ich aus, die bringet Gutes «in. Doch wird daS dritte W in ihr ein Mißbrauch sein. Ich würde eS gar leicht Dir deutlich sagen können, Doch zu gewisser Zeit darf man den W olf nicht nennen. Wolf, Welchem daS Blatt zu Gesicht kam, schrieb auf die Rückseite: Ich weiß ein dreifach W, das vieles Wohl gebrachte Di« Weisheit,'die der Feind selbst als was Gute» acht't; Die Wahrheit, die von Gott de» Ursprung hergenommen, Und die vom dritten W «in großes Licht bekommen, Wer ist, der dieses W zu unsrer Zeit nicht kennt, Ob man den Wolf gleich nicht bei seinem Namen nennt? Doch giebt'S ein dreifach L, so diesem W entgegen, Von diesem will ich Dir nur zwei vor Augen legen: DaS Lästern, das die Welt «»jetzt zur Tugend macht; Die Lügen, die jüngst hier der höll'sche (hällsche) Feind er« dacht; Das dritte nenn' ich nicht, man kennt's an seinen Thaten, Wer dieses nicht gewußt, der müßte Lange rathm. Ein Herr von Manteufel hörte den Superin tendenten Wettengel predigen und ward von dem Vortrage so entzückt, baß er dem geistlichen Herrn fol gende Verse schickte: Wenn wir auf Erden Engel hätte», So wollt' ich wohl nut ihnen wetten: Wer schöner Gottes Lob besang, Sie oder Du? Der gewandte Superintendent antwortete: O! wäre jeder Mann ein Teufel, Dem Namen nach wie Du e» bist, So wär auch jeder ohne Zweifel Ein guter Engel und ein Christ. Worauf Manteufel wieder entgegnete: Wollt' ich das Wortspiel weiter treiben, ... So würde mir zuletzt nur Schande übrig bleiben; r -'Drum will ich mich iu meiner Schwachheit beugen, Den» wo der Engel spricht, da muß der Teufel schweigen. Vermischtes. Di« Lollnmth, welche rrnter den Berliner Hunde» herrscht, wird immer bedenklicher, und vei der großen Unsicherheit, in w«l» cher die Straßen hierdurch gesetzt werden, ersehnt man allgetnskv den Tag herbei, an welchem die Verordnung, daß sämmklich« Hunde Maulkörbe tragen müssen, in Kraft tritt. Noch schlknw mer ist die Tollwnth unter den Hunden in der Umgegend von Berlin. Es werden förmliche Jagden auf tolle Hunde gemacht. Der Sultan har, um die Kosten der KrtegSrüstungen zu be streiten, das ganze von seiner Mutter geerbte Silberzeug t« die Münze geschickt. Den Werth desselben schätzt man aus 40 Mil lionen. In einer kleinen Stadt Sardiniens, Iglesias, hat sich «in schauderhaftes Beispiel von religiösem Fanatismus zugetragen. Die katholische Geistlichkeit versagte einem Flüchtling, Namens Hehermann, das Begrähniß, weil er Protestant gewesen, und sein Leichnam wurde in die Grube geworfen, die dazu bestimmt ist, die Cadavcr gefallen« Thiere aufzuehmcn. Die Feste Goitorp, da» Stammschloß der schleswig- hol« steinschen Fürsten, ist nun bald, gleich der Rendsburger Citadclle, der Erde gleich gemacht. Hunderte von Arbeitern find mit ihr« Abtragung beschäftigt. Seit 70 Jahren Hal Rußland folgende Eroberungen ge macht: 1771 dtc Krimm mit 460,000 Seelen; 1785 Geor gien mit 400,000; 1793 Kicinpolen und Ukraine mit 6,500,000; 1794 Wcstrußland, Litthauen, Podolterr mit 8,500,000; 1795 Kurland mit 400,000; 1803 am Kauka sus mit 300,000 ; 1809 Fimrland mit 1,400,000; 1812 Bessarabien mit 500,000; 1813 Schirvan mit 140,000; 1815Polen mit 4,000,000; 1826Eriwan 150,000-, 182V Armenien mit 500,000 Seelen; im Ganzen: 23,350,000 Seelen. Aus London schreibt man, daß die nordamerikantsche Re gierung der türkischen 80 Millionen Piaster vorgeschossert hab«. Der Schaden, den die Provinz Sachsen durch Hagelschlag u. Ueberschwemmung erlitten hat, ist ungeheuer. Rechnet man bei der großen Güte des Boden», auf dem die Feldfrüchte in einem Umfange von SO lüMeilen verhagelt sind, deren Werth pro Morgen durchschnittlich nur 25 Thlr., was offenbar zu ge ring ist, da selbst das Stroh zerschmettert ist, so ergiebt die» in runder Zahl fast eine Summe von 30 Millionen Thalern, wel* che von einer Bevölkerung von ungefähr 200,000 Menschen zn tragen sind. Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung. Erbtheilungs halber sollen verschiedene zum Nachlaß der verstorbenen Frau Johanne Eleonore verw. Batzig in Obercunnersdorf gehörigen, auf 235 Thlr. tarirten Effecten den 2S. Juli 18»3 von Vormittags 8 Uhr an in dem der Verstorbenen gehörig gewesenen Gute zu Obercunnersdorf gegen so fortige baare Bezahlung an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. - DaS Verzeichniß der zu versteigernden Sachen hängt in der Schänke zu Obercunnersdorf aus. Schloß Oberreinsberg, am 25 Juni 1853. von Schönbergsche Gerichte. H. G. Bauer, Just.