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che Dolche, Stilette oder ähnliche Waffen anfertigen oder damit handeln, bei Verlust ihrer'Gewerbstconces- ston, Geldbuße und Gefängnißstrafe verbotest^ solche Waffen in den Läden zum Verkaufe auSzülegen und dieselben ohne vorherige besondere Genehmigung der betreffenden Kriegsregierung zu verkaufen. (Jin Groß« herzoathum Hessen erschien ebenfalls vor kurzen» eine den Waffenverkauf beschränkende Verordnung.) Wien, 14. Juli. Dem Nürnberger Correspon- denten schreibt man: „Aus sicherer Quelle erfahre ich, daß demnächst eine päpstliche Bulle über die Ehen gemischten Bekenntnisses veröffent licht werden wird. Die bis jetzt in dieser Beziehung üblichen Normen sollen eine gänzliche Umänderung erleiden, wodurch das Eingehen solcher Ehen erschwert wird. — Von Seite der hiesigen Sicherheitsbehörde wurden in den letzten Tagen mehre Personen ange- gehalten, die Stro hüte von einer auffallenden Form trugen. Man will darin ein politisches Abzeichen er kannt haben." Aus Oesterreichisch - Schlesien, 12. Juli. Mit dem heutigen Tage werden die Jesuiten« und Liguorianermissionen in den Städtchen Ol bersdorf und Jägerndorf beendigt. Zehn Tage lang hat ihre großartige Thätigkeit bei unö gedauert; drei bis vier Predigten wurden täglich abgehalten, ohne der Hunderte zu gedenken, die sich ihrer Sündenlast in einer Gcneralbeichte bei den frommen Vätern ent ledigten. Man wird nach den Resultaten der Missio nen bei uns fragen; äußerlich waren sie gewiß eben so glänzend, als sonst wo; die Kirchen waren über voll, bei vielen der Besucher mochte wol aber auch die Neugier, einen Liguorianer, von denen die Zei tungen und andere Gerüchte schon so Vieles erzähl ten, zu hören, zu sehen, das veranlassende Motiv sein. Wirklich Gebildete dürften wol aus den mannichfal- tigen Vorträgen nicht viel Befriedigung ihres religi ösen Bedürfnisses gesunden haben, und wir glauben nicht zu irren, daß bei Vielen der unsichtbare Riß, der sie von der katholischen Kirche trenn«, dadurch zur unausfüllbaren Kluft geworden ist. Nur die vor nehme und geringe alte Weiberschaft kann volle Sättig ung gefunden haben, denn der überschwängliche Reich- thum an crassen Bildern von Hölle, Verdammniß und ewiger Pein kann die Wirkung auf ein solches Publicum niemals verfehlen und regt alle Gefühle eines schauerlichen Entzückens auf. Behauptete ein Redner doch sogar: „Himmel und Erde werden ver gehen, aber die Hölle wird nicht vergehen!" Referent wohnte selbst einer solchen Predigt bei; die Kirche , war festlich geschmückt, die Kanzel mit Guirlanden und Blumen bekleidet. Ehe die eigentliche Predigt be gann, erklärte einer der Missionäre „die Geheim nisse des heiligen Rosenkranzes." Ihren Hauptinhalt bildeten Betrachtungen über das Leiben und Sterben des Herrn, unterbrochen durch zahlreiche Ave Marias und Vater unser; sie waren innerlich und äußerlich unter aller Kritik; neu war uns und dürfte auch wol vielen andern Christen die Mittheilung sein, daß bei der Kreuzigung Jesu „die Henkersknechte die Löcher, in welche die Nägel geschlagen wurden, zu weit gebohrt hatten, und man die Arme und Beine deS Heilandes auf eine fürchterliche Art ausrenken und anspannen mußte, bevor sie von den Nägeln durch bohrt wurden." Nach Beendigung dieser langweiligen Rosenkranzerklärungcn erschien der Hauptredner und die eigentliche Predigt begann und dauerte beinahe zwei Stunden. Das Aeußere der Redner macht kei nen vortheilhaften Eindruck; blaffe, durch ihre schwarze Klttte, in deren Gürtel auf der linken Seite nahe am Herzen et» ungefähr fußlanges Kreuz mit glänzend metallenem Krucifir steckt, noch mehr gehobene ziem lich markirte Gesichter, wie sie häufig als Typus auf den Heiligenbildern in katholischen Kirchen und Klö stern vorkommen und bei deren Anschauen uns un willkürlich alle Geschichtet» über Inquisition und Ketzerverbrennungen einfallen. Als Einleitung seiner Homilie schickte der Redner eine Specification der verschiedenen Sünden voraus; die Unbußfertigkcit wurde als die größte, unverzeihlichste aller Sünden erklärt, dann ging er aus das eigentliche Thema „Der Tod der unbußfertigen Sünder" über; er illu- strirte dasselbe mjt den schrecklichsten Bildern und um den Eindruck zu vervollständigen, wurden auch die Mittel äußerer Mimik, beinahe wie von einem Schau spieler zu Hülfe genommen. DeS Pudels Kern vom ganzen Vortrage war, daß die Gläubigen fleißig beich ten, namentlich generalbeichten sollen; überfällt sie dann auch unvcrmuthel der Tod, so ist ihre Seele doch nicht ewig verloren, denn die Kirche besitzt die Mittel, als da sind Fürbitten der Priester, die Gebete der Gläubigen, die heiligen Ablässe und Messen, um sie aus dem Orte der zeitlichen Verdammniß, dem Fegefeuer, zu erlösen. Doch Sie werden gewiß ge nug haben an dieser kleinen Blumenlese modern-jesui tischer Kanzelberedsamkeit und vor solchen Künsten, die der einfachen Lehre Jesu so fern stehen wie Him mel und Erde, darf die evangelische Kirche wol nicht die geringste Besorgniß hegen: wie hoch und wie er haben steht sie nicht da in ihrer Einfachheit gegen über solchem Gcbahren, dessen ganze Tendenz dahin zielt, die Masse noch einmal zum blindgläubigen, willen- und gedankenlosen Werkzeuge in ,dcr Hand der Priester zu machen und den Strom der Bildung und Aufklärung um volle 300 Jahre zurück zu stauen. Für die verschiedenen Stände, als Jünglinge und Jungfrauen, Männer und Weiber, wurden besondere sogenannte StandeSuntcrweisungen gehalten; den Vorträgen für die Frauen und Mädchen durfte kein Mann und ebenso umgekehrt kein weibliches Wesen denen der Mäliner beiwohnen. Darüber hört man nun auch Dinge, die man für unglaublich halten sollte und nur das Uebermaß von Schamlosigkeit che- wundern lassen, mit welcher die Missionäre gewisse delicate Fragen auf der Kanzel.besprechen und er örtern ; wir wollen zur Ehre der frommen Väter nicht Alles für wahr halten, was darüber erzählt wird. Paris, 15. Juli. Also wieder ein Mordver such auf den Kaiser der Franzosen ! Ihr Corre- spondent vernahm den Vorgang von zwei Augenzeu gen, Deutschen von Distinction, die vor kurzem in Paris ankamen. Sie wurden in Cercle de Com- merce eingeführt, wo ihnen mitgetheilt wurde, daß Ludwig Napoleon in der Stadt erwartet werde. Die Reisenden beschlossen einen Spaziergang nach den ChampS-Elsyöes zu machen, und mietheten zu diesem Zwecke einen der sogenannten Rcmisewagen. Sie fuhren eben über den Concordienplatz, als von der Höhe des Champs-Elysses die kaiserlichen Wagen ka men. Die beiden Fremden befahlen den Kutscher langsam zu fahren, um Ludwig Napoleon mit Muse betrachten zu können. Schon waren die kaiserlichen