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die Dekoration am Leipzig« Dresdner Bahnhofe, die Neustädter Hauptwache, das Transparent der Maler akademie auf der Brühl'schen Terrasse, mehrere der größer» Hotels und die Deeoration an der Helbig' schen und Oertel'schen Restauration an der Elbe und auf der Schloßgasse, besonders aber die Gasdecoration auf dem Schießplätze mit den Namenszügen und Emblemen des hohen Königshauses. Außerdem brann ten auf den Candelabern aller öffentlichen Plätze größere GirandolS, und in der Schloßgaffe, Wils druffer Gasse, AugustuSstraße, ferner auf der^Terrasse, der alten Brücke, in der Hauptstraße und in mehrern andern Straßen warm anstatt der Laternen kleine Decorationen angebracht. An verschiedenen Punkten der Stadt, z. B. auf dem Rathhausbalkon, vor der Alt- und Neustädter Hauptwache, waren Musikchöre aufgestellt, welche bis gegen Mitternacht verschiedene Musikstücke aufsührten. Wie wir vernehmen, sind während der Illumination von den in der Stadt an gebrachten 96 Gaödecorationen gegen 70,000 Kubik fuß Gas consumirt worden. Bei der Deeoration auf dem Altmarkte strömte das Gas aus 4500 Oeffnun- gen, und die am Schloßplatze enthielt 1500 volle Gasbrenner. — Eine ungeheure Menschenmenge durchwogte stets die Straßen. Gegen 10 Uhr lang ten die Allerhöchsten Herrschaften in der Stadt an und wurden überall mit stürmischem Jubel begrüßt. — 23. Juni. Heute hören wir von Denen, die gestern nach der Residenz gereist waren, um dem Schluffe der Festlichkeiten, dem großen Feuerwerke, beizuwohnen, daß dasselbe leider zu Wasser gewor den ist. Der anhaltende Regen am Abend hatte einen großen Theil deS Feuerwerks verdorben; die Zuschauer hatten sich auch schon zumeist vom Platze entfernt, als Kanonenschüsse plötzlich den Anfang des Abdren- nens des noch wohl erhalrenen Restes des Feuerwerks meldeten. Wie es heißt, soll das Uebrige, wenn eS wieder herzustellen, bei einer nächst stattfindenden fest lichen Gelegenheit abgebrannt werden. — Der auS Anlaß der Vermählung deS Prinzen Albert in Aussicht gestellte theilweise Gnadenact hat statt gefunden. Er betrifft nur Miliärperso« n en, und zwar diejenigen vormaligen, welche in Folge ihrer Betheiligung am Maiaufstande längere Freiheits strafen zu verbüßen hatten. Hiernach ist den Nach genannten vom 18. Juni an der Rest ihrer Strafzeit gänzlich erlassen worden: Grünzig, Kästner, Böhme, Neubert, Thoß, Weichel, Bernhard, Schilde, Burscher, Schmidt, Hühner, Resch, Ludwig, Nöhner, Clauß, Röber, Muhlberg, Voigt, Schaal, Herfurth, Rudorf, Büttner, Bemm, Polster, Ponas, Mehnert, Bayer, und Schlemper. Dagegen tritt für die schwerer Gra« vlrten: Jähnig, Herold, Dolz, Kunze, Müller und Rümpler, nach Jahresfrist, und zwar am 18. Juni 1854, der volle, Erlaß ihrer Strafe ein. Endlich ist der vormalige Hauptmcum v. Rohrscheidt dahin be- gnadigt worden, daß derselbe vom 18. Juni d. I. an nach ein Jahr Festungsarrest dritten Grades zu ver büßen hat, der noch übrige Rest seiner Strafe aber ihm erlassen wird. Die drei Schwerbetheiligten sind von diesem Gnadenacte ausgeschlossen worden. — Die Freimüthige Sachsen-Zeitung begleitet ihre Mittheilung, über den gestrigen Gnadenact mit folgenden Worten: „Fürwahr, der Gnadenquell vom erhabenen Throne Sachsens auS ist unerschöpf lich! Erwägt man, daß außer den bevorstehenden Be gnadigungen von etwa 6300 in Untersuchung gezo- genen Mairebellen 6200 begnadigt sind, und zwar 5700 ganz und 500 theilweise, so drängt sich uns wol die Frage auf, ob sich das sächsische Volk auch dieser Ueberschüttung mit Gnade werth gezeigt hat seit der Mairebellion?" „ Dresden, den 21. Juni. Die schönen Tag« des vaterländischen Festes sind nun bald vorüber, aber noch dauern die herrlichen Eindrücke desselben in Aller Herzen lebendig fort, und werden gewiß bi« Tage selbst lange überdauern. Es war eine freudig« Erregtheit aller Gemüther, welche sich bei diesem unser erhabnes Königshaus wie dessen innigen Verband mit dem ganzen Volk so nahe berührenden Ereigniß al lenthalben auf das Entschiedenste bekundete. Zeugniß davon geben die vielen tausend Beweise von Theil- nahme und Freude, die bei dieser Veranlassung so unzweideutig von Hoch und- Niedrig an den Tag ge legt rvurden. Ich will die Leser d. B. nicht ermüden mit der speciellcn Aufzählung der einzelnen Festlichkei ten und Aufzüge, welche bei diesem seltenen Feste sich vor unfern Augen in herrlicher Pracht entfalteten; eS stehen dieselben der Redaction aus den vielen Berich ten zu Gebote, die theilS in den hier erschienenen grö ßern Blättern, theilS in kleinen Tagesflugschriften er- schienen sind; nur so viel will ich sagen, daß die Theil. nähme ein allgemeine nnd ungetrübte war und daß von den einzelnen Erscheinungen dieser Tage immer eine die andre an Großartigkeit und Schönheit über- traf. Der Einzug der hohen Braut gewährte in de, That einen imposanten Anblick, und die Liebenswür- digkeit und Leutseligkeit, mit welcher sie allenthalben auftrat, gewann ihr Aller Herzen. Die Erleuchtung der Stadt am Abend deS 20. Juni war eine groß artige und allgemeine und dehnte sich bis in die en»- fernsten Stadttheile aus. Den Glanzpunkt deS Schö nen bildete unstreitig der herrliche Festbau auf dem Altstädter Markte, der mit eben so viel Kunstsinn als Geschmack auSgeführt in Wahrheit das Auge des Be schauers blendete. Einen neuen noch nie dagewesenen Glanz entfalteten aber die in Millionen Gasflämm- chen glühenden gußeisernen theilS pyramidalen- theilS in andern Formationen aufgestellten Kandelaber auf dem Markte und dem Schloßplatze. Abgesehen von dem Regen, welcher am Abende der Illumination g» gen 11 Uhr eintrat und die in den Straßen wogende Menschenmenge auf unerwünschte Weise früher ver- scheuchte, war daS Wetter ein ziemlich günstiges zu nennen, und wir wollen hoffen, daß auch heute Ab«nd das großartige Feuerwerk nicht durch Regen gestört werden möchte. Leider hört man, daß das Feuerwerk auf dem Wasser wegen der eingetretenen ungewöhn lichen Elbhöhe unterbleiben und nur das auf dem Lande abgebrannt werden soll, wenn nicht noch im Laufe deS heutigen TageS ein bedeutendes Fallen der Fluth eintreten würde. Die Haltung deS Pu blikums bei diesem schönen Feste war eine durchaus erfreuliche und würdige, uud hört man auch von statt- gefundenen Arreturen Einiger, die durch ungezogenes Verhalten oder freche Aeußerungen sich dem Unwillen der Umstehenden auSsetzten, so ist daS kaum ein Wun- der zu nehmen, wenn man bedenkt, daß unter einer kolossalen Bevölkerung, die durch Zuspruch von auö- wärtS vielleicht um daS Doppelte verstärkt war, doch imme» manches räutige Schaf unterläuft. Der er- neute Gnadenact Sr. Majestät deS Königs gegen