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nicht so, wie sie natürlich z. B. die Regierung kennt. Bei einem Gesetze kommt es aber zuletzt nicht sowohl auf die Gelehrsamkeit, als darauf an. daß ess für das Leben paßt; daö Leben und die Verhältnisse im bür gerlichen Verkehr richten sich nach dem Gesetze nicht, — da« Gesetz muß sich nach ihnen richten. Da gilt von den Gesetzen so gut, wie von allen anderen Einrichtungen im Leben. Dagegen hat z. B. ein österreichischer praktischer Jurist, der das sächsische Recht fleißig studirt hat, das Gesetz sehr gelobt und gerühmt. Es läßt sich auch denken, daß unsere Re gierung das, was der Professor gesagt hat, prüfen und, wo sie findet, daß er Recht hat, das Gesetz ver bessern wird. Aber deshalb braucht man noch nicht daS ganze Gesetz zu tadeln und eS zu verwerfen. In Oesterreich haben sie ein sehr gutes Gesetzbuch, und da hat man bis jetzt sehr wohl sich dabei befun den. Auch in einigen anderen Ländern ist dies der Fall. Unser Gesetz hat daS Alles, was man dort erfahren hat, mit ins Auge gefaßt. Auf diese Weise kann was Gutes zu Stand kommen. Aber ein An fang muß werden; — sonst geht eS immer noch nach dem alten römischen Rechte. Wird man dann nicht auch sagen, daß wir eS nicht verstünden, ein Gesetz zu machen, daß wir nicht das Geschick dazu hätten? Ferner hat die Regierung versprochen, ein Ge setz über den bürgerlichen Prozeß vorzulegen. DaS ist auch ein sehr wichtiges und nothwendiges Gesetz. Wie lang, wie kostspielig sind jetzt nicht selten die Processe! Da gehen Jahre manchmal hin, ohne daß eS zu einer Entscheidung kommt. Unsere Richter trifft dabei kein Vorwurf. Die Schuld liegt an den Gesetzen, die jetzt nicht überall passen. Das Verfahren muß kürzer und weniger kostspielig werden. Der böse Schuldner darf nicht so viel Hinterthüren finden, um unser gutes Recht zu Wasser zu machen. Das Alles will unsere Regierung. Deshalb hat sie schon seit 1835 viele Abänderungen getroffeü. Aber sie reichen noch nicht hin. Das Nebel muß von Grund aus ge hoben werden. Es muß dahin kommen, daß Jever von unS wenigstens etwas sich selbst auf die Sache versteht und ordentlich mit seinem Advocaten darüber reden kann. In anderen Ländern können die Leute dabei sein, wenn ihre Advocaten ihre Sache vor Ge richt verfechten. Da können sie gleich selbst Alles mit anhören, auch hören, was ihr Gegner sagt. Da ist Alles klar und einfach. Die Sache wird bald ent schieden und die Kosten sind auch geringer. Ich hoffe, daß unsere Regierung auch bei diesem Gesetze genau sich umsehen und erkundigen wird, wie man es ander wärts macht und wie eS da geht. Da paßt der Spruch recht gut: Prüfet Alle- und das Beste be haltet! Tages geschickte. Dresden, 14. Juni. In Bezug auf die bevor stehende Vermählung Sr. Königl. Hoh. des Prin zen Albert mit der Prinzessin Karoline von Wasa, König!. Höh., können wir heute Folgendes mittheilen. Die hohe Braut wird in Begleitung ih rer Mutter, der Prinzessin Louise von Wasa, Königl. Hoh., am 16. Juni mittelst ErtrazugS in Bodenbach eintreffen. In Pirna verlassen dieselben die Eisen bahn und begeben sich nach Pillnitz, wo dieselben den folgenden Tag im stillen Kreise der Königl. Fa- Mir verweilen werden. Der feierliche Einzug in Die Regierung hat auch ein neues Criminalge- setzbuch vorgeleat. Auch dass, ist ein lobenSwertheS Unternehmen! DaS jetzige LritrriNalgesetzbuch war rech» gut, aber in den 15 Jahren, wo eS besteht, da hat sich doch manche Lücke gezeigt. Auch sollte man mit manchen Verbrechen viel strenger sein. Die Spitz buben, welche immer wieder stehlen, wenn sie aus dem Zuchthause kommen, die müssen auf lange Zeit einge steckt werdest. Das will auch daS neue Gesetzbuch. Uebcrhaupt steht man demselben an, daß eö immer mehr dazu kommt, die Strafen eindringlich zu machen. Sonst haben die Verbrecher keine Furcht, und viel« befinden sich in Waldheim besser als zu Hause. Las muß geändert werden! DaS will, wie man sicht, auch die Regierung. Die Regierung will auch noch eine Strafproceß- ordnung vorlegen. Das ist das Gesetz, in welchem das Verfahren bei einer Untersuchung bestimmt wird. Wie man hört, soll das Verfahren öffentlich und mündlich sein. Dagegen will die Regierung kein« Geschwornen einführen. Darüber wollen wir hier nicht streiten.. Aber das ist gewiß, daß in allen Län dern, wo die Untersuchung öffentlich und mündlich geführt wird, man damit zufrieden ist. Die Unter suchung geht rasch vorwärts, — eS wird nicht so viel geschrieben — und der Verbrecher erhält bald seine Strafe. DaS ist viel werth! DaS ist im Kleinen wie im Großen gut. Aber der Verbrecher kann sich auch bei dem neuen Verfahren nicht so durchlügen. Da heißt eS mehr als anverSwo: „ES ist nicht so klar gesponnen re." Ist er verurtheilt, so geht eö rasch mit ihm fort in'S Gefängniß oder nach Zwickau oder Waldheim. Jetzt verläßt sich doch Mancher auf s Lügen. Kommt damit einer durch, so haben die andern schlechten Genossen, wenn sie eS erfahren, auch mehr Muth. DaS ist eine schlimme Verführung! So, meine Freunde, stehen die Sachen. Die Re gierung hat sehr richtig erkannt, was Noch thut, und hat wever Arbeit noch Mühe gescheut, dem abzuhelfen. Eine wohlfeile und rasche Justiz! daS ist eine große Wohlchat für alle Einwohner. Bekommen wir dann auch Gerichte, die diese Gesetze recht mannhaft hand haben, dann wird gewiß ein recht gesegneter ZustaNv herbeigeführt werden. Unser König und seine Re gierung haben sich daher durch jene Gesetzvorlagen um das Land sehr verdient gemacht. Aber nun wol- len wir auch unsere Ohren nicht den Redereien leihen, die da Alles verdächtigen und schlecht machen. Man sieht wohl bei einiger Prüfung, daß sie nicht im Rechte sind. Also helfen wir Alle mit, Jeder in seinem Kreise, daß wir die Wohlthaten der neuen Gesetze erhalten. Mit Gottes Hülfe wird schon Alles zum Besten sich wenden. die Residenz wird Sonnabend, 18. Juni, Vormittags 10 Uhr erfolgen. I. K. H. die Prinzessinnen Louise und Karoline von Wasa verlassen Pillnitz um 9 Uhr, begeben sich nach dem. Palais im Großen Garten, >pn wo aus- die Braut feierlich eingeholt und durch hen festlich decorirten Dohnaischen Schlag, die Waiftn- Hausstraße und die Schloßgasse nach dem königl. Schloff« geleitet wird. Wenn der Festzug der Stadt sich nähert, wird daS Geläute aller Glocken ertönen und bis zum Einzuge in das königliche Schloß fort dauern. Bei dem vor dem Rathhause errichteten Festbaue sind die Mitglieder des Raths und Stadt - verordnetencollegiumS versammelt, die Innungen der