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nicht sofort, doch später auf der AlbrechtSburg in Meißen resibiren wird, weshalb auch die Porcellan- Manufactur von dort verlegt werden dürste, damit jene erinnerungsreichen Räume wieder ihrer ursprüng lichen Bestimmung zurückgegeben werden können. — .Die Bestrebungen unsrer neu organisitten Wohlfahrts polizei, von deren jüngsten Resultaten schon in der vorigen Nummer d. Bl. etwas erwähnt wurde, fin den hier allgemeine Anerkennung; denn das Publikum hat nicht genügende Mittel, sich gegen die Uebervor- rheilung betrügerischer Händler zu schützen, und das energische Verfahren der genannten Behörde kann ihm nur erfreulich sein. — Der bekannten freimüthigen Sachsenzeitung ist vorgestern abermals das Unglück widerfahren, confiöcirt zu werden, weil sie in einem Artikel über die Flucht beS Bürgermeisters Schmidt in Wurzen Einiges mitgetheilt hat, wodurch verschie dene Personen compromittirt worden sind. DaS Blatt könnte die Behörde übrigens ruhig sich abwürgen las sen, denn eS macht keinen Schaden. Man findet eS hier an keinem öffentlichen Orte, weil eS viel zu lieb los und so ultrareactionär ist, daß eS mit seinen Er- pectorationen selbst bei den hohen Behörden nicht be liebt sein soll. DaS Blatt führt nur noch ein Schein leben und dürste wohl bald spurlos vom Schauplatze verschwinden. — DaS aus dem ehemaligen Calber- la'schen Zuckersiedereigebäude entstandene Hotel Belle vue dürste unsern Gasthäusern ersten Ranges eine bedeutende Concurrenz bilden. Die Einrichtungen sind großartig und prachtvoll, die Lage wunderschön und nur geeignet, den dort einkehrenden Fremden die Herr- lichkeiten unsres Dresden auch von ihrer Wohnung aus genießen zu lassen. Leipzig, 31. Mai. Während der letzten Oster- meffe ereignete sich bekanntlich in dem Renz'schen Cir- cuS ein Vorfall, der die sofortige polizeiliche Schlie ßung desselben und die Verhaftung des Directors und mehrerer Mitglieder zur Folge hatte. Hr. Renz wurde mit einer Geldbuße belegt und unter Wegweisung aus Leipzig seines Arrestes entlassen, von den verhafteten Mitgliedern aber wurden vier in Criminaluntersuchung genommen. Diese Untersuchung ist jetzt beendigt und der UrtelSfpruch dahin ausgefallen, daß dem Cassirer Saath, sowie den Kunstreitern Fourreaur und Men tor (Mohr) sechSPvnatlicheS LandeSgefängniß, dem Kunstreiter Kopal aber eine dreimonatliche Gefängniß- strafe zuerkannt worden sind; die Erstem sollen heute bereits nach HubertuSbura abgeführt sein, während der Letztere seine Strafe hier zu erstehen hat. Posen, 27. Mai. Nachdem bereits gestern Abend die Nachricht von einem Ungeheuern Wald- brande in der Nähe der Berliner Eisenbahn zwischen den Stationspunkten Wronke und Kreuz hier eingetrof fen war, erfahren wir heute Näheres darüber von ei nem Augenzeugen. Dieser Brand von seltener Aus dehnung begann gestern früh um 10 Uhr unweit To- maS;ewo in dem großen Biezdrower Forste. Die lange Dürre, da seit mehren Wochen hier kein Trop fen Regen gefallen, bot dem fürchterlichen Elemente reichlichen Stoff zu einer unaufhaltsamen Verbreitung in dem dichten trockenen Moose und hohen Haide- kraute dar, so daß der Brand sich mit reißender Schnel ligkeit selbst über beträchtliche baumlose Strecken hin wälzen konnte. Ein heftiger Wind bei völlig klarem Himmel batte die unwiderstehliche Gewalt des Feuers bis AbendS 6'/r Uhr, zu welcher Zeit der Berichter statter auf dem Schauplatze der Verwüstung anlangte, über die großen Forsten ringsum ausgedehnt, so daß bei ungleicher, aber immer beträchtlicher Tiefe, bereits eine Waldstrecke von einer Meile in der Länge in Asche lag. Bald darauf erreichte daS furchtbare Ele ment daS Waldthal bei Eichbera, wo geschlagenes Holz in zahllosen Klaftern aufgeschichtet war. Von Klafter zu Klafter dehnten die Flammen sich aus und vereinigten sich dann zu einem einzigen gewaltigen Feuermeere, das der heftige Sturm mächtig aufregte und daS seine Wogen im weiten Umkreise über die mit dürrem Gestrüpp bedeckten Abhänge ausbreitete. Alle Versuche der in der Umgegend wohnenden Leute, dem furchtbaren Elemente Einhalt zu thun, waren bei dem Ungeheuern Umfange der brennenden Gegend vergebens, da man unmöglich dqS ganze Flammen meer umstellen konnte. Der Schaden, den die Eichen- thümer der Forsten erleiden, ist unübersehbar, aber auch die Besitzer deS geschlagenen Holzes leiden un ermeßliche Verluste. Hamburg, 29. Mai. Wie das Schicksal die ehemaligen Offiziere der schleSwig - holstei nischen Armee herumjagt, mögen uns einige Bei spiele erhellen. Ein ehemaliger Lieutenant dieser Ar mee ist hier Aufseher der Sandwagen, mit 6 Mark pr. Woche (2 Thlr. 12 Sgr.) Gehalt. Ein Haupt mann hat hier eine Wäschhandlung, und sein ehe maliger Feldwebel ist sein Hausknecht. Ein Haupt mann ist mit 156 Thlrn. Schreiber auf der Güter- erpedition der Eisenbahn, ein Anderer mit 240 Thlrn. Schreiber bei der GaScompagnie, ein Rottmeister ist Bereite^ geworben, ein Oberlieutenant Schaffner. — ES unterliegt jetzt wol keinem Zweifel mehr, daß mir dem 1. Juli die deutsche Zollgrenze an die Elbe verlegt wird, denn die Grenze Holsteins gegen Deutschland wird mit dänischen Gendarmen immer stärker besetzt. Man versichert, daß die Besetzung durch 400 Mann vor sich gehen soll. (D. A. Z.) Schweiz. DaS „Journal des Debats" bringt die Versicherung aus Berlin, man dürfe bald nach der Rückkehr des Königs von Wien entscheidenden Maßregeln gegen die Schweiz entgegensetzen. Der König habe längst bei seinen Ministern auf die Wie derherstellung der frühem Ordnung der Dinge in Neuenburg gedrungen. Es sei nun äußer Zweifel, daß der König sich in Wien über die Art unv Weise des Vorgehens verständigt habe und nach seiner Rück kehr die Ausführung seines Willens von den Mini stern verlangen werde. Der „Bund" bemerkte dazu: „Wir können natürlich nicht wissen, was hieran Wahres; allein daß etwas im Werke ist, bezweifeln wir noch weniger. Sorge nur die Schweiz, Volk wie Behörden, daß unS die künftigen Ereignisse nicht über raschen !" GlaruS. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet von hier über einen am 22. Mai Nachmittags im hiesigen Rath Hause ausgebrochenen Brand nach der Aussage eines Gefangenen: „ES war nach 11 Uhr, als ich seitwärts fern von mir knistern hörte. Das Knistern breitete sich nach und nach so auS, daß ich eS entschieden für Feuer hielt. Von Augst getrieben, klopfte ich an die Gefängnißthür. Verge bens! man antwortete nicht, weil die Gefangenwärte rin krank, der Wärter an der LanbSgemeinde war. Endlich nach langem Klopfen, als das Feuer zu mir