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Nä 45 Weißerih-Ieitnng Dienstag. Erscheint Dienstag« und , Freitag». Zu ' beziehen durch alle Popanstal ten. Preis pro Quart. 10 Ngr. 14 Zank 18SS. Znserate werden mit 8 Pf. fiir dt« Zeile berechnet und in «Äe« Expeditionen angenommen. Ein unterhaltende- Wochenblatt für -en Bürger nnd Landmann. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. * Altenberg, den 1V. Juni. Wer möchte nicht jetzt mit dem frommen Gellert auSrufen: „O wukl- verschön ist Gottes Erde!" Unsere unwirthlichen Hö hen sind zu einem Treibhause geworden, und im voll sten Sinne des Wortes beut die Natur ihren Freun den ein Paradies, ja einen Himmel, wenn man an einem Morgen, ähnlich den bisherigen, uuter dem Gedröhne und Gehämmer der Pochmühlen, und bei dem Gesänge der hoch in die Lüfte steigenden und ih ren Schöpfer preisenden Lerchen, durch die bethauten und gleichsam mit Perlen übersäten Fluren wandelt; ja man schwelgt in einem Himmel voll Seligkeit, be steigt man unsere Warte, den Geising, und läßt von da den Blick in'S freundliche Elbthal, auf die gigan- 'fischen Höhen der sächsischen Schweiz, die Bergrücken Böhmens und die in bläulicher Ferne hervorragenden Bergspitzen des Riesengebirges schweifen ! Wer vor Wochen unsere Berge bestiegen Und die Massen Schnee gesehen, der wird jetzt wie bezaubert Vastehen, wenn er die Gefilde, mit so überreichem blumigen Schmucke be kleidet, in der schönsten Pracht gewahrt, und das fettste und üppigste GraS schon der mähenden Sichel entgegen wallen sieht. Ist eS doch gleichsam, als wolle der Schö pfer sagen: Nimm solche Fülle und Herrlichkeit, armer Gebirgsbewohner, hin für die langen rauhen Winter, tage, in welchen du dein dürftiges Dasein dahin ge schleppt hast! Ist doch diese überaus große Fruchtbar keit geeignet und mächtig genug, das bange Herz der Sorgen zu überheben, wenn die unentbehrlichsten Le bensbedürfnisse im Preise immer noch steigen. — Die Gewitter, welche die überaus große Fruchtbarkeit zur Folge haben, sind bis hierher, der Vorsehung sei es gedankt, glücklich an unserer Stadt und den Flu ren vorübergezogen. Doch ist dies anderwärts leider nicht so. Erst gestern, Vormittags gegen 10 Uhr, schlug der Blitz in, Fürstenau ein, zündete, und ein schon früher einmal durch Blitz entzündetes HauS ging in kurzer Zeit in Flammen auf. — Auch in Frauendorf, wo das vorgestrige Gewitter ange> troffen, soll der Blitz ein Gebäude entzündet und in Asche verwandelt haben. AehnlicheS wird auch von den böhmischen Dörfern Schönwalde und Eichwald berichtet. Im letzten Orte ist eine Mühle entzündet und in Flammen aufgegangen. — Sehr bedauerlich ist «S, wenn, wie hier von Durchreisenden erzählt wor den, es auf Wahrheit beruht, daß der Spanner den Obstbäümen in Böhmen großen Schaden zufüge, und als ein böser Dämon unsere schönen Hoffnungen auf ein reiches Obstjahr vernichtete: Von der Möglich, 6. Juni. Seit einigen Wo- chen sind die im Hohenthal'schen Schlosse zu Lau en- stein auf Kosten der dastaen Stadtgemeinbe hergrstell- ten Locale für das daselbst zu errichtende königliche Gericht völlig in Stand gesetzt, und soll die Utber- gabe des seitherigen Patrimonialgerichtö an den Staat den 30. Juni erfolgen. Der Bau wird von allen Seiten zweckentsprechend gefunden uud eS hat sich bei Leitung und Ausführung desselben Apotheker Rouwolf viele Verdienste erworben. Zum Vorstand deS Ge richts ist der Landgerichts-Assessor v. Elterloin in Bautzen destgnirt; Actuar verbleibt der seither in terimistisch in Lauenstein angestellte Actuar v. Goti sch al ck. Von Subalternen werden Sportelcassirer Müller als solcher und Registrator Brender alö. Expedient in Lauenstein verbleiben. :r Aus der sächsischen Schweiz. Wir machen da» Publicum in weiteren Kreisen aus ein Etablissement ' aufmerksam, das seit vorigem Jahre einem zeither Unzugänglichem Felsen, dem Pfaffenstein bel.Kö- nigstein, von einem unternehmenden jungen Manne, demSchänkgutspachter Kliemann in Pfafsenborf, mit unsäglicher Mühe und Aufopferung errichtet wor ben ist. ES verdient dieser Platz in der That den ausgezeichnetsten Punkten der sächsischen Schweiz an die Seite gestellt zu werden. Der Fels scheint von Weitem ein Ganzes zu sein, ist aber in seinem Innern so merkwürdig zerklüftet, daß der Beschauer unwill kürlich zum Staunen und zur Bewunderung hingeris sen wird. Man genießt von ihm aus eine herrliche Fernsicht nach allen Seiten, in großer Nähe auf die daneben liegende Festung und das tief im Thal« lie gende Städtchen Königstein, und wer namentlich ein Freund deö Wildromantischen ist, der wird sich für den Weg dahin gar reich belohnt.finden. Auf dem Plateau des Felsens befindet sich die ländlich einge richtete Restauration, und der fleißige Unternehmer hat keine Mühe gescheut, auf sein Risiko und seine Kosten Weg und Steg zu bahnen, die zum Theil durch zeither ganz ungangbare Felsklüfte gebrochen sind. Vom Bahnhofe aus kapn man in einer guten halben Stunde dort sein, und ich konnte mir es da- her nicht versagen, der geehrten Redaction d. BkrMese Anzeige zür Verfügung zu stellen, damit daS Publi kum ihrer Amtslandschaft auf diesen kostbaren, von nm Wenigen erst besuchten Punkt aufmerksam gemacht werde- Sobald Jemand zu einer Reise nach der sächsischen Schweiz sich veranlaßt sehen sollte, verab- säume er ja nicht, diesen von der-Natur so reich be- aabten Ort zu besuchen; Einsender giebt ihm dke Ver sicherung, daß er von demselben mit höchster Befrie digung wieder herabsteigen werde.