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amerikanische Nähmaschine hier zur Ansicht ausgestellt; nach dem Programm stellt die Maschine in einer Mi nute eine Elle Naht her, was schon hinreichend ist, NM alle Diejenigen, die von der Nähterei leben, zu geschworenen Feinden der Maschine zu mache». Berlin, 2. Juni. Die Erhaltung des Frie dens im Süd osten Europas bleibt nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten noch immer zwei felhaft. WaS die Politik Preußens in dieser Frage anlangt, so sind darüber sehr abweichende An sichten laut geworden. Von der einen Seite wurde mit eben so großer Bestimmtheit ein Zusammengehen mit Oesterreich, wie von der andern Seite ein selbst ständiges Verhalten in mehr abwqrtenber Stellung behauptet. Beide Ansichten haben entschieden etwas Wahres für sich: Preußen wird nämlich, so lange auch Oesterreich nur die Erhaltung der Türkei will, mit Oesterreich Hand in Hand gehen, wenn aber Oesterreich selbst sich au einem Streite um die Tür kei dicect betheiligte, von dessen Ausgange die Existenz der Türkei abhängig gemacht werden müßte, würde Preußen schwerlich einer solchen Politik zustimmen. Dies sollen, wie man hört, diejenigen Gesichtspunkte sei», von denen aus unsere Regierung die orienta lisch« Verwicklung betrachtet. In der hiesigen Ge schäftswelt will, man übrigens noch nicht an einen russisch-türkischen Krieg glauben. — Die Erzher- zogi!»Sophie wird auf ihrer Herreise in Dresden einige Lage verweilen und dort den Vermählungs- feierlichkeitön des Prinzen Albert und der Prinzessin Wasa beiwohnen. — Nachdem durch zuverlässige Rechergen festgestellt ist, baß von Seiten franzö sischer Agerrten zahlreiche Pferdeankäufe in Deutschland geschehen sind, liegt es in der Absicht, Kem entgegen zu. wirken. Wenn dies auch nicht durch ein. förmliches Ausfuhrverbot geschehen sollte, so stehen dock Maßregeln zu erwarten, welcke die Pferdeausfuhr sehr erschweren würden. — Einem hiesigen Kaufmanne ist jetzt die polizeiliche Erlaub- niß zzzr Einrichtung einer Lebensversicherungs anstalt für Eisenbahnreisende erthcilt wor den. Bekanntlich besteht diese Einrichtung auf allen englischen Bahnen und jeder Reisende kann sein Le ben bis auf 1000 Pf. St. versichern. Schleswig-Holstein. Man erfährt, daß 30 schleSwigsche Advokaten (9 Ober- und 21 Un- tergerichtsadvokaten), die, vom Grafen Molike für Schleswig nicht bestätigt, sich an das Ministe rium für Holstein mit dem Gesuche gewendet hatten, ihre auch für Holstein gültig gewesenen Bestallungen zu confirmiren, auch für Holstein eine abschlägige Antwort erhalten haben. Die bekanntesten unter die sen sind: vr. Heiberg (Publicist, Mitglied und zu letzt Archivar der schleswig-holsteinischen LandeSver- sanunlung'), Beide früher in der Stadt Schleswig practicirend, Rönnenkamp in Flensburg, Storm in Husum (auch als Dichter nicht unbekannt). Hamburg, 31. Mai. Obwol schon in voriger Woche von der sofortigen Verlegung der Zollgrenze von der Eider an die Elbe die Rede gewesen war, so war man doch heute Mittag allgemein überrascht, al» man aus dem Kieler Correspondenzblatt vom gest. rigen Datum erfuhr, daß statt besten die Uebertra- gnng de» dänischen Tarifs auf Holstein bereit» in der neuesten Nummer drö officiellen Ministerialblattes für Holstein publicirt ist und schon vom 1. Juni ab eintreten soll. Vermuthlich ist die Sache darum bis zum letzten Augenblicke verheimlicht worden, um Sen- düngen von Maaren, die nach der Veränderung ei ne» höher» Zoll zu bezahlen haben werden, möglichst zu vereiteln. Mit dem morgigen Tage hören auch Vie bisherigen Zollbegünstigungen für Altona und Wandöbeck auf. Aus Schlesien, 31. Mai. Die Kirchenvisita tion im neumarkter Kreise hat Resultate an den Tag gefördert, die bei dem Geschrei der römischen Par- t e i über die Zurücksetzung, die sie angeblich in Preu ßen erfahren, wohl geeignet ist, im Auölande richtige Ansichten in dieser Hinsicht zu verbreiten. In diesem Kreise haben nämlich die 31,000 Evqngelischen bloS 11 Kirchen ohne liegende Gründe, die Katholiken da- gegen, 25,000 an der Zahl, 48 Kirchen mit liegen den Gründen, darunter sind Gemeinden von nur einem Katholiken mit einem Pfarrer zu 700 Thlr. Gehalt. So wird in Preußen die katholische' Kirche bedrückt! Nenne män uns doch ein katholisches Land, wo die Regierungen solche Rücksichten auf die Protestanten nähme! Weimar, 30. Mai. In neuerer Zett habe» sich die Gesuche Militärdienstpflichter um Erthei- lung der Dispensation vom Militärdienste zum Zweck der Auswanderung nach Amerika sehr vemehrt und häufig treffen dieselben voreilig ihre Vorberei tungen zur Reise. Das Staatöministerium hat sich deshalb veranlaßt gesehen, in einer Bekanntmachung daran zu erinnern, daß Befreiung von der Militär dienstpflicht Soldaten, welche im activen Dienste, aus genommen in dem Falle, wo einMilitärpstichtiger durch Versagung der Erlaubniß um die Gelegenheit kommen würde, sein Glück im Auslande auf ausgezeichnete Weise zu gründen, überall nicht, andern Militärpflich tigen aber nur in seltenen, dringenden Fällen ertheill werden könne, daher eS sich Jeder selbst zuzuschreiben habe, wenn er durch unzeitige Vorbereitungen zur Reise in Schaden komme. Kassel, 31. Mai. In der heutigen Sitzung der II. Kammer überreichte Hr. Hassenpflug einen Gesetzentwurf über die Wiedereinführung der körper lichen Züchtigung. Wien, 2. Juni. Die Wiener Zeitung meldet jetzt amtlich: „Der König der Belgier hat wäh rend seiner Anwesenheit in Wim mit Zustimmung deS Kaisers, als obersten Chefs d'eS Kaiserhauses, für seinen Sohn, den Prinzen Leopold Herzog von Brabant, um die Hand der Erzherzogin Marie Hen riette Anna, Tochter deS Erzherzogs Joseph und der Erzherzogin Marie Dorothea, königliche Prin zessin von Württemberg, geworben. Diese Bewer bung fand sowol bei der Mutter der Erzherzogin Maria als bei ihr selbst die freundlichste Aufnahme, und die Hand derselben wurde dem Prinzen- Leopold, seinem Wunsche gemäß, freudig zugesagt. Wie sehen demnach- einer Verbindung entgegen, welche nicht nur die beiden Regenterchäusor, sondern auch ihm Völk« mit der lebhaftesten Freude und Befriedigung erfüllen wird. — In Prag haben in dm beiden letzten Ta gen zahlreiche Verhaftungen,, von denen meist Studenten betroffen wurden, stattgefunden. GS-sollen 20 Studenten und mehre Gewerbsleute verhaftet