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«r. S8. Wcißerih-Seitnng VeEtntwortlicher Redactcur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 20. Mai 1853 Inserate werden Mit 8 Pf. für die Zette berechnet und in allen Expeditionen angenommen. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- ten. Preis pro vuart. lüNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann TagesgefWchte. II Dresden, 18. Mai. Die lieben Feiertage find nun vorüber, und Mancher, der die Gunst deS Himmels zu einem Ausfluge benutzte, ist wieder heim gekehrt mit leerem Beutel und leerem Herzen. Die Bahnhöfe und Dampfschiffe strotzten von Menschen, und der erste am Sonntag nach Leipzig abgehende Personenzug zählte allein 45 Wagen. Obschon der Himmel zu diesen Feiertagen sich aufgeklärt hatte, so war doch die Temperatur der Luft immer noch unan genehm, und der Wind verleitete so manches Vergnü gen, so daß man wirklich sagen konnte, die Witterung nähme sich schöner aus von der Stube her, als drau ßen im Freien. War nun auch die Zahl Derer, welche von hier aus nach asten Richtungen hin Ausflüge machten, so wie der wiederum auS andern Orten nach Dresden kommenden Fremden eine nicht geringe zu nennen, so würde sie doch eine bei Weitem größere gewesen sein, wenn wir ächteS Frühlingswetter ge habt und die Bäume schon überall im Schmucke deS jungen Jahres geprangt hätten. Am meisten war die Frequenz bei uns am gestrigen Tage bemerkbar; namentlich sah man die Lehrerschaft aus allen Him melsgegenden stark vertreten, wozu die meiste Veran lassung das gestern in der Frauenkirche von Seiten der Pestalozzistiftung abgehaltene große Gesang- concert gegeben haben mochte. 'Heute zum Ge burtstag unser« allverehrten Königs wird nun abermals Vielerlei zu hören und zu sehen sein, wor unter daS im großen Garten unter Mitwirkung be deutender Gesangskräfte von den Musikdirektoren Har tung und Kunze veranstaltete Loncert, das gleichzei tig die Stelle der Frühlingsfeier vertreten soll, wohl daS Bedeutendste sein wird. — Auf Reisewitzenö hat sich abermals ein kleines Theater etablirt, in dem man zwar um die Hälfte billiger wegkommt, als im Hoftheater, das aber schon wegen der sonst mit dem Besuche desselben verbundenen NebenauSgaben ein ziemlich kostspieliges Vergnügen gewähren muß. — Unter den Sehenswürdigkeiten, welche jetzt dem Publi kum geboten werden, zeichnet sich die von der hiesi gen Bekleidungs-Akademie ausgestellte Nähmaschine aus, welche auch schon von Er. Maj. dem König in Augenschein genommen worden ist, und in der That Wunderbares leisten soll. Doch dürfte sie dem Ge werbe der Kleiderkünstler kaum gefährlich werden, da ste sehr kostspielig und Nicht allenthalben verwendbar ist, daher auch die Hand des Menschen nicht über flüssig macht. Dresden. DaS Ministerium des Innern macht bekannt, daß die sächsischen Woll Märkte in die sem Jahre an den nachbemerkten Tagen werden abge halten werden, und zwar in Budissin am 1V. Juni; in Dresden am II. und 13. Juni; in Leipzig am 14. und 15. Juni. Die Wollen können von den Verkäufern schon am Tage vor dem Beginne des Wollmarkts ausgelegt werden. — Die königl. Polizeidirection zu Dresden hat eine Bekanntmachung erlassen, wonach die Schon- und Hegezeit hinsichtlich aller Singvögel, auch in soweit letztere zu den Strichvögeln gehören, vom I. Februar bis 30. Juni jeden Jahres zu beobachten, sowie baß das Zerstören der Nester, daS AuSnehmen der Eier oder Jungen für alle Arten von Vögeln, mit Ausnahme der größeren Raubvögel, untersagt ist, und nur den Jagdberechtigten die Einsammlung von Kiebitzeiern nachgelassen bleibt. Kontraventionen sollen auf'S strengste gerügt werden. Annqberg, 15. Mai. In hex nächsten Zeit wird die hiesige städtische Get^khtSbarkeit an vHn Staat abgetreten. ES wird hier ein königliches Landgericht mit einem Direktor und vier GerichtS- räthen errichtet werden. Lübeck, 14. Mai. Vor einigen Tagen ist hie» in der Wohnung eines vorübergehend am hiesigen Eisenbahnbureau beschäftigt gewesenen Lithographen eine Haussuchung gehalten worden. Derselbe hat königlich sächsische KasienbillrtS kr 1 Thlr. in großer Anzahl nachgemacht, ist aber bei dem Versuche, die selben auSzugeben, in Berlin verhaftet worden. Bon dort her war denn auch die Haussuchung reauirirt und ist dieselbe, wie verlautet, nicht ohne Erfolg ge blieben. Die schon im Umlauf befindlichen Thaler- scheine sind vorzüglich dadurch von den echten zu un terscheiden, daß ihnen jedes Wasserzeichen fehlt. AuS Altenburg vom 10. Mai schreibt man dem Schwäbischen Merkur: „AuS einer Quelle, die wir Ursache haben, für gut unterrichtet zu halten, kommt uns die Nachricht zu, daß unser Herzog damit um gehe, die Regierung zu Gunsten des Erbprinzen ni ederzulegen." Frankfurt a. M., II. Mai. ES geht daS Ge rücht, baß nun auch die Truppen der freien Stadt Frankfurt ganz in kurzem die sch warz-röth «gol dene Cocarde ablegen werden. In allen übrigen Bundesstaaten ist die Ablegung dieser Farben bereit- auSgeführt. . . . Darmstadt, 10. Mai. Ein entsetzliches Ereig- niß in dem Städtchen Biedenkopf ist in letzter Zeit Gegenstand der Verhandlung vor dem Geschwornen-