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düng gebracht worden sein sollten, die Hauptursache zu dieser Handlungsweise des Sohnes gewesen sein sollen. — Nachdem wir in hiesiger Gegend vom 12. bis 19. d. Mts. Wetter gehabt, wie um Neujahr, ist es endlich jetzt etwas gelinder geworden*); doch haben wir immer noch kein eigentliches Frühlings wetter, und man kann auch noch Schnee und Eis finden. (Eine uns so eben zugehende Berichtigung hebt oben Gesagtes vollständig auf; eS heißt, daß in der Frauensteiner Gegend ellenhoher Schnee liegt und der Schlitten geht. D. Red.) *) Bei uns In Dippoldiswalde ist'S fast umgekehrt: nach mehreren schönen Tagen, die sehnlichst erwartet waren und zu Feld- und Gartenarbeiten eifrig benutzt wurden, über raschte uns heute Macht (27. April) ein derber Schnee, der jetzt schon >/» Fuß hoch liegt, und fortwährend in dichten Flocken fällt! — Den 28., Nachmittags: Mittheilungen aus Altenberg, die die so eben (3 Uhr Nachmittags, anstatt 12 Uhr Mittags) hier ankommende Post von dort bringt, sagen, daß der Schnee auch dort in großen Maffeu gefallen sei; die verspätet ankommende Post ließ dies schon schließen. D. Reo. I, Dresden, 17. April. Ja, so geht'S jetzt mit dem langen Winter! Der Mensch wird ganz consuS und hält eS gar nicht möglich, daß der Frühling schon so lange im Kalender stehen soll. Ich wunderte mich selber darüber, als ich eS von Ihnen erst erfuhr! Und trotz dieser deutlichen Erinnerung ist er doch immer noch nicht da! Nun, ich denke wohl, wenn er einmal kommt, wird er recht kommen und gleich Alles mit einander nachholen. — In Bezug auf die leidige Tisch- rückerwuth habe ich Ihnen mitzutheilen, daß deshalb nächstens ein gesundheitspolizeiliches Verbot erscheinen wird. Die Sache soll für nervenschwache, reizbare und zur Aufnahme irgend welchen Krankheitsstoffes aus a n d e r n Körpern empfängliche Personen äußerst nachhaltig sein. AuS meinem Bekanntschaftskreise kann Ich Ihnen zum Beleg dessen erzählen, daß ein junges Mädchen, die mit einem Herrn tischrückte, der fort während von sogenanntem Reißen geplagt war, seit jenem Tage von dieser Pein, die sie früher nie ge kannt, fürchterlich geplagt ist, während jener Herr nichts mehr davon verspürt. Ein anderes Mädchen, die an einem gleichen Experimente Theil nahm, ist wahn sinnig geworden, und die Aerzte zweifeln an ihrer Herstellung. AehnlicheS hört man auch anderwärts her, und eS dürfte daher Pflicht der Presse sein, auf diese Gefahren aufmerksam zu machen, da sie eö vor zugsweise ist, welche zu diesen wohlfeilen Experimen ten in weiten Kreisen Veranlassung gegeben hat. — Die für Berathung der neuesten Gesetzvorlagen anher berufenen Ständecommissionen arbeiten- sehr thätig, und trotz einer Nachricht, welche ein öffentliches Blatt vor einiger Zeit gab, daß die Einberufung eines außer ordentlichen Landtages in diesem Jahre nicht stattfin den werde, kann ich doch mit Bestimmtheit aus guter Quelle versichern, daß dem nicht so ist, sondern die Umfänglichkeit und Wichtigkeit der zu berathenden Gegenstände vielmehr eine ziemliche Dauer desselben in Aussicht stellt, so daß der auf das Jahr 1854 fal lende ordentliche Landtag diesem in sehr kurzem Zwischenräume folgen dürfte. — Der Neustädter Jahr markt soll so leidlich gewesen sein. Menschen waren genug da und daS Wetter begünstigte den Markt ge gen alles frühere Erwarten. Die Neustädter sind sehr unzufrieden darüber, daß der Tuchmarkt wegen eines im dortigen RathhauS vorgenommenen Baues nicht dort hat abgehalten werden können, sondern nach Alt stadt verlegt worden ist, weil dadurch dem betreffen- den Stadttheile doch Manches abgegangen sein mag, was sonst dort consumirt und verdient worden sein würde. Dresden, 23. April. Am heutigen Tage hat Herr Bäckermeister Freudenberg, dem in der Lot terie das große LooS zu Theil geworden, 800 Thlr. mit der Bestimmung an die ArmenversorgungSbrhörde abgegeben, daß diese Summe unter Arme und Hilfs bedürftige vertheilt werden solle. Dresden, 26. April. Dem Vernehmen nach ist feiten der Staatsregierung der in Bezug auf die Be nutzung des zeitherigen Polizeihauses auf der Scheffel gasse mit der Commun abgeschlossene MiethSvertrag für den 31. October b. I. gekündigt worden und dürfte sonach die Uebersiedelung der königl. Sicher heitspolizei in das vom Staate erkaufte, hinter der Frauenkirche gelegene, vormals Cosel'sche Palais gegen Michaelis erfolgen. Was dann die Organisation der mit dem I. Mai d. I. in das Leben tretenden städti schen Wohlsahrtöpolizei betrifft, so ist dieselbe inso weit bewerkstelligt, daß die erforderlichen Personal ernennungen erfolgt sind und der betreffende Etat gegenwärtig der königl. KreiSbirection zur Geneh migung vorliegt. Als Vorstand der WohlfahrtSpokizei wird der zeitherige Vorstand der ArmenversorgungS- behörde, Herr Stadtrath Flath, fungiren. DaS Bu reau ist zusammengesetzt aus 1 Actuar (Herr Polizei- actuar Zenker), 1 Registrator (Herr Franke zeither bei der Armenversorgungsbehörde), I Expedienten und 1 Auswärter. DaS Erecutivpersonal besteht aus I Jnspector (der zeitherige Polizeiwachtmeister Herr Fritzsche), 4 Oberaussehern (Legscheid, Hinkelmann, Büttner und Steinhorn) und 16 Aufsehern. Die Uniformirung der ExecutivpersonalS bei der Wohl- fahrtöpolizei wird nach den Stadtfarben schwarzer Waffcnrock mit gelbem Aufschläge sein. DaS Expe ditionslokal der neuen Behörde wird vorläufig in dem dritten Stockwerke deS Altstädter RathhauseS sich befinden. (Dr. I.) Annaberg, 24. April. Das Verbrechen deS Kindesmorbs wiederholt sich leider in unfern Tagen häufiger als je und liefert einen traurigen Beweis von der moralischen Versunkenheit derjenigen Personen, welche eine solche Thal verüben. So wurde am vorigen Freitag früh von einem Arbeiter an der Schütze des Wassergrabens zur sogenannten „Rothen Mühle" in dem benachbarten GeierSdorf der Leichnam eines neugeborenen Kindes, männlichen Geschlechts, gefunden. Daß das Kind ganz in der Nähe deS Schützens ins Wasser geworfen sein muß, hat der äußerlich gänzlich unverletzte Körper, und daß die That unmittelbar nach der Geburt erfolgt ist, hat theilS die Lage der Glieder des Neugeborenen, theilS die gerichtlich angestellte Section bewiesen. Wer diese That verübt hat, darüber herrscht gegenwärtig weder ein naher noch entfernter Verdacht, und man ver- muthet deshalb, daß dieselbe von einer in GeierSdorf völlig fremden Person verübt worden ist. Frankfurt a. M., 23. April. Die österrei chische Foderung an den Bund von beinahe 167 Mill., Fl. E.-M. ist nun, nachdem schon im August 1852 dieselbe durch eine Denkschrift begründet werben wollte, wirklich liquidirt worden. Sie bezieht sich aus die Kriegskosten in Italien und Ungarn, weil durch diese Kriege die deutsche Grenze beschützt worden sei! Diese eigenthümliche Ausdehnung des Begriffs der